Kapitel 10

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Am nächsten Morgen wurde ich von jemanden aus der Crew geholt. Ich war angezogen und hatte mich etwas frisch gemacht. Ich nahm dazu die Bürste mit. Auf dem Schiff fragte ich Archie, wie lange die Reise noch gehen würde. Er meinte, es gehe noch sehr lange. Die Insel die wir suchten war fast auf der anderen Seite der Welt. Mit guter Flut einen Monat. 

Ich durfte ab da an, alleine in der Kabine des Captains schlafen. Manchmal las ich etwas, manchmal machte ich mich frisch und manchmal war ich einsam. Da dachte ich an die vielen Fragen auf denen ich keine Antwort erhielt. 

Es gab Momente auf dem Deck, da fing das Pochen zwischen meinen Beinen an. Immer wenn ich zu Henry sah und unsere Blicke sich kreuzten. Er sprach kaum ein Wort zu mir und liess alles notwendige die anderen machen. Selbst wenn ich zu ihm ging und etwas fragte. Meine Frage hatte ihn gekränkt. Ich wusste das Piraten meist lieblos, kaltherzig und brutal waren, doch Henry war es meistens nicht. Ich fragte mich an meinen einsamen Nächten, ob ich ihn liebte. Doch dann kam die Frage auf, was Liebe ist. War es dieses Pochen? War es mein Herz das schneller schlug? 

Ich liebte Mr. Williams. Konnte man mehrere lieben? "Schau mal Faith.", brachte mich Archie ins hier und jetzt. Er zeigte auf das Meer. Delfine schwammen direkt neben uns und sahen dabei so friedlich aus. Es gab ein paar grosse und zwischendurch erkannte man auch die kleinen. Archie war warmherzig und noch voller Lebensfreude. "Wieso bist du eigentlich hier auf dem Schiff?", fragte ich ihn leise. Sein Blick glitt zu mir. Er zeigte auf die Delfine und erklärte: "Auf dem Land siehst du sowas nicht. Du bist frei wie die Tiere und machst deine Regeln."

Ich sah Archie an und dann die Delfine. Er sah die Piraten als etwas vollkommen anderes. Er verstand nicht was ich hier war, ich war nicht frei. Ich war gefangen.

"Schiff in Sicht!", schrie einer der Piraten und zeigte weit weg. 

Doch anstatt hinzusehen, sah ich zu Henry. 

Er kam sofort zu mir, packte mich und zog mich in seine Koje. "Hier werden sie mich doch finden.", stellte ich fest. 

Er blieb kurz stehen und sagte seit längerem wieder etwas zu mir: "Sie sind üblicherweise keine Feinde. Sei aber trotzdem still."

Ich nickte und versteckte mich hinter der Garderobe. Ich legte die Hand auf den Mund und versuchte leise zu atmen. Ich hörte Gelächter, während ich hier wartete. Die Wände waren aus Holz und somit nicht sehr dick. 

"Du hast bestimmt noch von diesem guten Wein.", sprach eine unbekannte Stimme, während im nächsten Moment die Tür aufging. Meine Augen wurden gross, während ich die Schritte hörte.

Ich hörte noch weitere Schritte und dann Henrys Stimme: "Nein, den habe ich schon getrunken. Komm ich kann dir einer meiner besten Ruhms anbieten."

Die Schritte kamen näher und ich schloss die Augen für einen Moment. "Du hast doch immer noch eine Flasche in deinen Schubladen versteckt.", sagte der Fremde.

Seine Hand erschien, welche die Schublade aufzog und ich blieb stehen. Ich bewegte mich kein Stück. "Was duftet hier so?"

Ich öffnete meine Augen lediglich einen Spalt und sah direkt in die Augen des Fremden. "Ay ein Weibsstück!", schrie er freudig und riss mich am Arm hervor.

"Du hast dein eigenes Weibsstück hier mitgenommen?", fragte er und lachte auf. 

Henrys Blick war nicht so entspannt wie der von dem Fremden. Er liess mich los und fasste an seinen Gürtel. Dann sah er zu mir und leckte sich widerlich über die Lippen. Er war so alt wie mein Vater es war, dachte ich zumindest. "Sie sieht gut aus, du würdest mir sicher nicht böse nehmen wenn auch ich mir sie einmal nehme.", spuckte er die Worte aus und legte seine dreckigen Finger auf mein Kinn. "Ungern, ich teile nicht. Das solltest du wissen Vincent.", kam es von Henry. 

Er runzelte die Stirn und legte, ohne Vorwarnung, seine Lippen auf meine. Der Kuss war widerlich und scheusslich. Sofort drückte ich ihn weg und spürte gleich danach einen Schmerz an der Wange. Und dann nochmal und dann lag ich auf dem Boden. 

Er hatte mich geohrfeigt, bis ich das Gleichgewicht verlor. Hilfesuchend blickte ich zu Henry, welcher etwas geschockt wirkte und trotzdem nichts tat. "Billige Hure!"

Er schlug mit seinem Fuss gegen meinen Bauch, was mich schmerzerfüllt wimmern liess. Tränen traten in meine Augen, während Henry immer noch nichts tat. Die Kenntnis das er nur zusah, war am schlimmsten. 

Erst als der Fremde wohl kein Vergnügen mehr hatte, liess er von mir ab und liess mich auf dem Boden liegen. Henry ging mit ihm mit. 

Ich selbst konnte mich erst wieder bewegen, als die Schmerzen etwas abgeklungen waren. Jede Bewegung schmerzte dennoch, weshalb ich vorsichtshalber mein Kleid vorne öffnete und die pulsierende Stelle etwas kühlte. 

Selbst als Henry eintrat, machte ich keine Anstalten ihn anzusehen. Ich fragte nur: "Ist er weg?"

Er sagte, als knappe Antwort: "Ja."

Ich beliess es dabei. Ich wusste zwar das Henry meine Brüste wahrscheinlich sehen konnte, jedoch war es mir zu diesem Zeitpunkt gleich. Ich liess der kalte Stoff auf meiner Prellung und schnürte das Kleid wieder zu. Erst danach blickte ich zu Henry. Gleichgültig, nahe den Tränen dennoch. 

Er blieb stumm, sah mich genauso gleichgültig an. Er nickte noch einmal und verliess die Kabine. Keine Sekunde war die Tür geschlossen, da fing ich an zu weinen. Laut, weshalb es sicherlich jeder hörte. Es war zwar Tag, jedoch verliess ich die Kabine nicht. Ich wollte keines Wegs jemanden über dem Weg laufen, dazu schmerzte mein ganzer Körper. Meine Wange war Krebsrot und mein Oberkörper pulsierte. 

Gäbe es einen Arzt, würde ich ihn nun aufsuchen.

Als die Sonne untergegangen war, zog ich mich bis zum Unterkleid aus. Ich legte mich mit einem Buch ins Bett und deckte mich zu. Ich las ein paar Zeilen und wurde aufmerksam. 

Es stand etwas über die drei Könige, jedoch stand auch etwas über den Schatz. 

"Nur das Blut von einen der drei Könige, kann die Höhle öffnen. In dieser Höhle gibt es Schätze für tausend Lebenden."

Für was wurde ich dann benötigt? Ich riss die Seite raus und versteckte sie unter der Matratze. Würde das jemand erfahren wäre ich tot. Es stand schwarz auf weiss, dass niemand ausser diese drei eintreten konnten. 

Ich hörte die Türe, weshalb ich mich sofort schlafen legte. Ich schloss die Augen und horchte.

Das Bett bewegte sich etwas und ich spürte wie die Decke über ich gelegt wurde. Danach nahm er mir das Buch aus den Fingern. "Es tut mir Leid Faith. Es hätte nie soweit kommen dürfen."

Henry fügte hinzu: "Bald bist du uns und diesen Gefahren los."

Ich musste ruhig bleiben, als selbst seine Hand eines meiner Strähnen aus dem Gesicht strich. Er verschwand wieder und ich öffnete meine Augen. Ich bewegte mich jedoch kein Stück, zu sehr war ich in Gedanken. 

Er war zu stolz, es mir zu sagen wenn ich wach wäre. Trotzdem war die Geste etwas besonderes für mich. Seine Berührung liess mein Herz höher schlagen und ich wusste wie mir geschah.  

Davor hatte ich ab nun Angst. 

Das Geheimnis der drei KönigeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt