Kapitel 5

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Ich fuhr mit dem Fingernagel die Rose darauf nach und spürte die aufkommenden Tränen. Danach schloss ich die Augen und schlief ein. Wieso genau ich? Wieso war ich der angebliche Schlüssel eines Schatzes? 

Ich träumte wirres Zeug und wachte mitten in der Nacht auf. Auf der Treppen sas jemand, welcher wohl auch schlief.

Ich drehte mich und schlief weiter. Hing meinen Gedanken nach. Wie würde ich es schaffen zu entkommen. Hoffend das mich mein Verlobter fand.

Morgends war die Tür des Verliesses offen. Als ich meine Füsse vertreten wollte, lief ich daher nach oben und setzte mich zu Archie. Er übte weiterhin fleissig das Schreiben.

Dabei glitt mein Blick immer wieder zu Mr. Bonnet, welcher das Schiff steuerte und über mich hinaus in die Weite blickte.

Unsere Blicke kreuzten sich. Schnell sahen wir woanders hin, wobei meine Gedanken nur um meine Flucht kreisten. "Wohin segeln wir Archie?", fragte ich den Jungen. 

"Wir wissen nun wo der Schatz ist.", sagte mir dieser. Was würde geschehen, wenn wir diesen gefunden hatten? Würde ich frei sein oder sterben?

Ich entschied mich, Henry Bonnet selbst zu fragen. Ich stand deshalb auf und lief zu ihm. Er sah dabei nur geradewegs in die Ferne. "Was geschieht mit mir, wenn ihr euren Schatz habt?"

Ein anderer gab mir Antwort. "Dann lassen wir euch da verhungern oder töten euch gleich. Was dachten Sie denn?" Geschockt sah ich zu Mr. Bonnet. Er sagte nichts dazu. 

Würde ich sterben somit? Ja. "Dann möchte ich einen Brief für meinen Vater schreiben, damit er mich nicht sucht."

Der Captain nickte nur und befahl einem anderen mir die nötigen Ressourcen bereit zu stellen. Ich musste deshalb zurück in die Koje von Mr. Bonnet und setzte mich an den Schreibtisch.

Ich setzte die Feder an und schrieb wackelig den ersten Buchstaben. Was schrieb man, wenn man kurz vor dem Tode war.

Irgendwie fand ich die Worte. Ich faltete den Brief zu recht und ging wieder auf Deck. Da gab ich ihn Mr. Bonnet. Er wollte ihn lesen, da zog ich ihm aus den Fingern. "Das geht Sie nichts an, was darin steht." Er stiess mich weg und las ihn trotzdem. Als er wohl fertig war, liess er ihn los.
Die Meeresbrise riss ihn mit und er fiel ins Meer.

"Was haben Sie getan?", schrie ich und sah zu, wie er langsam unterging. Ich wollte springen, da hielt er mich schon fest. "Ein weiteres Mal werde ich Sie nicht daraus fischen.", warnte er mich.

Wütend schlug ich gegen ihn und ging wieder zu Archie. Ihn interessierte es wenig und er steurte das Schiff weiter. Über den Tag hinweg wurde das Wetter immer schlechter. Archie musste daher den Männern helfen, während ich mich an der Reling festhielt und hoffte wir würden das überleben.

Ich war froh, das ich nicht Seekrank wurde. Die Zeit verging nicht lange, da wurden die Wellen immer grösser und der Wind tobte. Der Captain kommandierte gekonnt die Crew und half an allen Orten. Sollte ich auch helfen? Schliesslich kannte ich die Begriffe kaum und war eine Frau.

Doch als Archie umfiel, half ich ihm schnell hoch. "Sie sollten schon lange unter Deck sein.", sagte er. "Du auch, Archie.", meinte ich und zog ihn auf die Beine. Wasser lief auf Deck, so hoch waren die Wellen. Wir hielten uns gemeinsam fest, während auch bei anderen Panik ausbrach. Als ich Hände auf mir spürte, erschreckte ich und drehte mich um. Mr. Bonnet hielt sich neben uns fest und befahl uns beiden, sich unter Deck zu begeben.

Ich lief schnell in mein Verliess, während Archie in die Koje der Männer ging. Ich hielt mich die ganze Zeit an den Gitterstäben fest und hoffte der Sturm würde aufhören.

Es fühlte sich an, als würde das Schiff sich drehen. Die Vorräte prallten gegen die Gitterstäbe und ich fiel um. Ich konnte durch die Kisten kaum noch etwas erkennen, dazu war es stockdunkel. Doch ich wurde panisch, als meine Füsse in Wasserstanden. Es musste von der Treppe auskommen, da ich das plätschern hörte.

Schnell wollte ich wieder aus dem Verliess, da bemerkte ich das die Kisten die Tür einklemmten. Mit aller Kraft versuchte ich diese wegzuschieben, doch es waren zu viele.

"Hilfe!", schrie ich. Niemand würde mich hören, dazu waren alle alleine mit sich beschäftigt. Ich schrie trotzdem weiter. Voller Angst umschlang ich meine Kette und drückte mit meinem ganzen Körper gegen die Kisten voller Vorräte. Die Nacht war lange und das Wasser floss langsam ab. Das Schiff bewegte sich nicht mehr und doch war ich bis zu meinen Hüften nass.

"Faith?", hörte ich Archies Stimme. Im nächsten Moment wurden die Kisten weggezogen und Mr. Bonnet kam zu mir. "Geht es Ihnen gut?" Ich nickte und war froh, mit auf Deck gehen zu dürfen.

Da waren sie schon dabei alles wieder an ihren Ort zu stellen und ein paar Schäden zu reparieren. Ich packte auch an. Ich rollte die Fäser an Ihre Plätze und schmiss Algen wieder zurück ins Meer.

"Alles nur wegen dieser Frau.", kam es von einigen Männern. Ich verstan es nicht so recht und doch bemerkte ich die bösen Blicke.

Doch etwas viel wichtigeres konnte ich hören. "Sind wir noch auf Kurs?"
Mr. Bonnet antwortete: "Ja, glücklicherweise. Doch wir müssen die nächste Küste etwas umfahren. Die Marine ist nicht weit von hier stationiert."

Ehrliche Männer. Hilfe. Vielleicht wurden sie von Vater informiert und suchten mich. Ein nicht allzu schlechter Plan kam mir in den Sinn. Könnte ich aus der Koje vom Captain eine Karte finden, würde ich die Küste bestimmt finden. Ich müsste nur ans Steuer kommen. Eine Flasche Ruhm fiel mir in die Hände.

Betrunkene Männer waren einfacher abzuwimmeln als Nüchterne.

Ich versuchte die Männer gegen den Abend zum feiern aufzumuntern. Schwerer als gedacht.

Ein paar Tranken zwar und sangen Seemannslieder, doch viele blieben an ihrer Arbeit. Auch Mr. Bonnet.

Enttäuscht setzte ich mich zu den singenden Kerlen und verschränkte meine Arme vor der Brust. Mein Blick lag auf dem Himmel, welcher vom Mond beleuchtet wurde. Dabei stiess mir etwas wesentlich besseres ins Auge. Ganz weit weg, konnte ich ein Licht erkennen. Es war ein Feuer. Ich rappelte mich auf und lief auf die andere Seite des Schiffes. Land.

Ich blickte kurz um mich, bevor ich anfing mein Kleid zu öffnen. Mit Unterkleid könnte ich es bis ans Land schaffen.

Ich lächelte bis über beide Ohren.

Doch dann wurde ich an meinem Handgelenk gepackt und die wütenden Augen von Henry Bonnet borten sich in meine.

Das Geheimnis der drei KönigeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt