Kapitel 18

21 3 0
                                    

"Wie hat er uns gefunden?", fragte ich ihn.

Henry versuchte etwas zu erkennen. "Er weiss wohl auch, wo der Schatz ist. Ohne Karte." Er wies mich an nach hinten zu krabbeln und dann liefen wir schnell los. Im Gasthof befahl Henry die sofortige Abreise. Ich packte meine wenigen Sachen zusammen und schnell liefen wir zum Schiff, welches sofort weitersegelte. Diesmal mit einem Passagier mehr. Lyon Bonnet.

Der Wind war an diesem Tag auf unserer Seite. Wir holten einen ganzen Tag auf. Ich zog mich in Henrys Koje zurück. Ich stand unter dem stetigen Blick von Bonnet, welcher mir ungeheuer vorkam. Sobald er mich ansah, bekam ich eine unangenehme Gänsehaut. Somit hatte ich es mir vor dem Kamin gemütlich gemacht und wärmte mich auf. Die Nacht war durch den Wind kälter den je.

Ich entschied mich mit den Vorräten ein warmes Getränk für die Männer zu machen und verteilte es kurzerhand, dann verschwand ich wieder in der Koje. Nur über meine Leiche würde ich im Verlies schlafen. Da würde ich lieber zwischen den Dutzend Männern schlafen, die mir wenigstens etwas warm gaben.
Doch als Henry eintrat, machte er keine Anstalten und setzte sich ohne Wort an den Tisch. Er berechnete den Weg, das hatte ich schon gelernt. "Es sind bei gutem Wind 13 Tage und ansonsten ohne an Land zu gehen 20 Tage.", erklärte ich ihm. Ich hatte es schon ausgerechnet. Er sah überrascht zu mir. "Ich habe gesehen, wie du es machst.", sagte ich dazu.

Ich hatte wohl gerade seine Arbeit weggenommen, doch er lächelte ein wenig. Ich sass immer noch vor dem Kamin. Henry zog sich seine Stiefel aus und fragte mich: "Kommst du nicht ins Bett?"

Verwirrt blickte ich zu ihm. Erwartete er das von mir? Schliesslich würde er mich nicht zur Frau nehmen. Ich schüttelte den Kopf und zog einer der Wolldecken auf den Boden. Ich legte sie nahe an das Feuer und legte mich darauf. "Das meinst du doch nicht ernst?", fragte er. Er blieb stehen.

"Wenn dann lege ich mich auf den Boden.", kam es von ihm. Ich ignorierte ihn und schloss die Augen. Durch die vielen Kleidern war es nicht mal unbequem. Er war hörbar genervt. Ich hörte wie er genervt ausatmete und sich dann in das Bett legte.

Das unruhige Bewegen des Schiffes weckte mich auf. Doch überraschenderweise lag ich nun im Bett. Henry war nicht mehr im Zimmer. Ich ging auf Deck und da erkannte ich schon wieso wir so wackelten. Wir waren gerade an eine Hafen und die Crew lud Vorräte auf. "Brauchst du noch etwas?", fragte mich Archie, welcher gerade die Kisten zählte.

Ich verneinte. Ich hätte zwar vieles benötigt, doch wollte ich mich nicht dafür erklären. Ich spürte wie meine Blutung bald kommen würde und Stoffeinlagen wären da hilfreich, doch bisher kam ich auch ohne aus.

Recht zügig machten wir uns wieder auf den Weg. Ich las wieder ein Buch über Medizin. Meine Leidenschaft für Medizin blühte nur so auf. Ich sog nur so alle Informationen auf und hoffte noch mehr solche Bücher im Regal zu finden.

"Was liesst du den da?", versuchte Henry mit mir zu sprechen. Ein weiterer Versuch von vielen. Ich entschied mich, ihm keine Antworten mehr zu geben.

Wenn ich nicht las, hielt ich Ausschau nach anderen Schiffen.

Wenn ich nicht diesen beiden Beschäftigungen nachging, dann beobachtete ich heimlich Henry. Auch wenn ich es nicht zugeben möchte, war ich in ihn vernarrt. Mein ganzer Körper verzerrte sich nach ihm, ausser mein Kopf. Dieser blieb bisher standhaft. Ich schlief weiterhin auf dem Boden, während er manchmal die ganze Nacht auf Deck war.

Bis ich wieder eines Morgens auf dem Bett aufwachte. Das er mich im Schlaf anfasste, gefiel mir nicht. Dazu schmerzte mir mein Unterleib. Ich hatte geblutet und zog daher mich hinter der Garderobe aus. Ich wusch es zuerst mit kaltem Wasser, danach mit heissem. "Faith?", hörte ich Henrys Stimme.

Ich war noch nicht fertig und war beschämt. "Bitte geh raus.", sagte ich wohl die ersten Worte seit langem zu ihm. "Geht es dir nicht gut? Ich bin besorgt." Wieso verschwand er nicht einfach. Schamlos guckte er hinter die Abtrennung und sah mich, wie ich gerade nur ummantelt in einer Decke mein blutiges Unterkleid wusch.

Er war klug und verstand sofort. Nun lief auch er rot an und machte ein paar Schritte rückwärts. "Kann ich dir helfen?", fragte er dennoch. Ich verneinte und war froh, als er wieder ging. Ich musste die Kleidung erstmal trocknen lassen und setzte mich daher mit der Decke auf den Stuhl. Nahe am Feuer würde es nicht lange gehen. Diesmal klopfte er an, bevor er eintrat.

"Ich habe dir hier noch ein Kleid.", erklärte er mir und legte diese auf den Tisch ab. Es war ein normales Kleid. "Woher hast du das?", fragte ich ihn.
"Ich habe es mal geholt, falls dieses kaputt gehen sollte.", erklärte er mir. Ich bedankte mich und lief hinter die Garderobe, um es mir anzuziehen. Es hatte alles dabei. Ich fand dazu zwischen den Kleidern ein paar Stoffeinlagen.

Angezogen trat ich hervor und bedankte mich nochmals. "Das ist doch selbstverständlich.", meinte er.

"Ein Gentlemen hilft doch der Dame in Nöte.", meinte er belustigt und versuchte die Stimmung aufzulockern. "Ich kenne keinen Mann der so etwas gemacht hätte."

Da kam Henry zum altbekannten Thema zurück. "Auch nicht Mr. Williams?" Ich verstand nicht, wieso er immer wieder ihn zum Thema bringen musste.
Ich verdrehte die Augen und blieb still. "Tu das nicht.", sagte er. "Was soll ich nicht machen?", fragte ich ihn verständnislos.

"Sag mir endlich, ob du ihn liebst?"

Ich runzelte die Stirn, doch bemerkte ich das er nie damit Ruhe geben würde. "Ich weiss nicht was liebe ist.", gestand ich ihm daher ehrlich. Er war überrascht.

Ich verschränkte die Arme und sah ihm an. "Hast du jemals jemanden geliebt?", fragte ich nun Henry. Er überlegte kurz. Dann nickte er. "Wen?", fragte ich ihn.

Darauf antwortete er nicht. Sondern er stellte eine weitere Frage: "Was hast du dann bei Mr. William empfunden, das du seinen Antrag angenommen hattest?" Ich zuckte mit denn Schultern. "Er ist wohlhabend. Er würde Lord werden und seine Wünsche stimmten mit meinen überein. Es fühlte sich angenehm mit ihm an." Henry nickte. "Was empfindest du zu mir, das du meinen Körper begehrst?", fragte ich ihn nun.

Ich hatte ihn wohl gerade ausser Gedanken gerissen. Er sah mich überfordert an.

"Du siehst nicht schlecht aus.", antwortete er knapp.

Das Geheimnis der drei KönigeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt