Ich schlief keine Sekunde und stand früh auf. Ich half dem ein oder anderem, während Henry noch unter Deck war. Mein Körper schmerzte zwar noch, jedoch musste ich mich bewegen.
Ich lernte, wie man die Knoten band und wie man die Segel richtete. Archie war ein guter Lehrer und allmählich waren selbst die anderen freundlicher zu mir. "Muss der Knoten so aussehen?", rief ich, damit jemanden ihn nochmals sich ansah. Ich wollte ungern zur Verantwortung gezogen werden, falls wir untergehen würden.
"Ja, so ist er perfekt.", erschreckte mich Henrys Stimme von Hinten. Ich drehte mich schlagartig um. Seine Launen wechselten öfter, als das Wetter.
"Wirklich? Irgendwie sieht er anders aus, als der andere.", stotterte ich ein wenig. Er kam mir näher und sofort machte ich einen Schritt weg. Verwundert blickte er zu mir und zog eine Augenbraue höher. "Geht es dir gut?", fragte er und legte seinen Handrücken auf meine Stirn. Er fügte hinzu: "Du fühlst dich normal an."
Ich nickte und lief schnell zu Archie. Seine Worte von letzter Nacht widerhallten immer wieder, während ich noch den Schmerz spürte der mich was ganz anderes fühlen liess. Henry Bonnet war der Widerspruch in sich und genau das verwirrte mich. Ich fühlte mich zu ihm hingezogen und dennoch verspürte ich Angst und ein wenig Abscheu.
Das was wir getan hatten, ging schon viel zu weit. Ich durfte so etwas nicht mehr zulassen. Doch er hatte hier die Überhand.
Die pralle Sonne schien immer mehr. Die Männer waren, wie ich, ausgelaugt und erschöpft. Die Luft war dennoch feucht, aber ich denke genau das war so schlimm. Ich schwitzte genauso, dazu trug ich 3 Schichten. Ich krempelte mir die Ärmel hoch, dennoch half es nicht sehr. "Sie müssen sich ausziehen, ansonsten kippen sie noch um.", sagte einer der Crewmitglieder. Peter hiess er.
Ich war mir nicht sicher, ob es als Witz gedacht war oder nicht. Am liebsten hätte ich nun eines meiner Seidenkleider angezogen. Mit kurzen Ärmel und es war luftig. Ich wäre an einem schattigen Plätzchen im Garten meines Vaters und würde malen oder lesen.
Vielleicht wäre ich auch schon Mr. Williams Ehefrau und würde mit ihm die Zeit in seinem Garten verbringen. Bei dem Gedanken stellte ich mir aber nicht John vor, sondern Henry. Schnell widmete ich mich dem Stoff in meiner Hand. Ich flickte gerade ein paar Hemden der Crew. "Sie haben recht.", flüsterte mir Archie zu. Er war hier mein einziger wahrer Freund. Kurz überlegte ich. Mir war es schon schwummrig, daher entschied ich auf die Männer zu hören. Schliesslich waren sie schon länger auf See und wussten Bescheid.
Ich stand auf und bat Archie mir das Kleid hinten zu öffnen. Ich zog nur das oberste Kleid aus, welches aus dicker Baumwolle bestand. Ich trug daher noch mein Unterkleid, Korsett und ein dünnes Kleid darüber. Ein paar Männer waren begeistert, doch sie konnten nicht mehr an mir sehen, als davor.
Sofort wurde es mir schon angenehmer. Somit nähte ich weiter und bekam dafür sogar eine Mahlzeit wie jeder andere. Genüsslich ass ich etwas und trank auch etwas Ruhm, welches sie mir anboten. Archie und ich lasen dann noch etwas in einem Buch, wobei er schon ohne Probleme dies konnte. "Ich könnte dir noch französisch beibringen.", schlug ich daher vor. Er verzog etwas das Gesicht. "Die Sprache der Liebe?", fragte er spöttisch. Ich musste darüber etwas lachen und ich brachte ihm ein paar nützliche Worte bei. "Was macht ihr?", fragte uns Henry, welcher sich zu uns gesellte. Archie erklärte es ihm, während sein Blick jedoch auf mir lag. "Wieso trägst du nichts?", fragte er, ohne auf Archie einzugehen.
"Es war zu heiss.", kam es kaum hörbar über meine Lippen. Sein eindringlicher Blick machte mich nervös. Er schickte Archie weg und blieb an der Reling lehnend da stehen.
Er sah nicht begeistert aus. "Denkst du, das so auf einem Schiff mit Piraten umherzugehen. Für dein Wohlbefinden sicher ist?" Ich schüttelte automatisch den Kopf.
Er starrte mich nur an. Ich stand auf und blickte ihn an. Dann fragte ich: "Was möchtest du von mir?" Er war sich wohl dem nicht bewusst. Den er wich meinem Blick sofort aus. Mein Herz fing schneller an zu schlagen und mein Atem ging nur noch stossweise. Das bemerkte wohl auch Mr. Bonnet und starrte mir unentwegt auf mein Dekoltee. Sofort fing es wieder an zu pochen.
Henry blickte wieder in meine Augen und bemerkte wohl was in mir vorging. Er setzte des Öfteren an, etwas mir mitzuteilen. Doch er schaffte es nicht. "Captain, wir sollten anlegen. Ein Sturm zieht auf.", unterbrach uns jemand. "Dann legt an.", schrie er. Er verschwand in seiner Koje, während ich immer noch hier stand. Nicht wissend was in mir vorging.
Etwas verlief hier falsch. Jeden auf diesem Schiff ist verantwortlich für meine Entführung und den Gefahren die ich deswegen ausgesetzt wurde. Ich wurde geschlagen und wurde zur Mörderin.
Am meisten Schuld hatte Henry Bonnet. Der Mann der mich eigenartiges fühlen lässt.
Dabei lässt er mein Verlobter in Vergessenheit geraten. Das alles war falsch.
Ich zog mir mein Kleid wieder an, wobei ich den Rücken nicht zu binden konnte, und ging in das Verliess zurück. Da gehörte ich hin. Ich war keine Freundin der werten Herren, sondern deren Gefangene. Nicht lange, da wurde ich von Männern nach oben begleitet.
Wir verbrachten die Nacht in einer Gaststätte. Es kam wohl kein besseres Lokal für die Männer. Die Tür war verschlossen, daher zog ich mich aus und wusch mich mit dem warmen Wasser, das ich erhalten hatte. Ich konnte seit langem meine Haare gründlich von dem Salz und Sand befreien und man erkennte wieder die Lady, die ich einst war. Ich bürstete meine Haare und legte mich dann in das weiche Bett. Da liegend dachte ich über den Brief nach. Ob ihn wohl jemand gefunden hatte und weiterleiten konnte?
Ich stellte sicherheitshalber noch ein Stuhl gegen die Türe und schlief dann ein. Es war die erste Nacht, in der sich keine wilden Träume hatte oder immer wieder aufwachte. Am Morgen zog ich mich an und wurde später geholt. Recht schnell waren wir wieder mitten auf dem Meer. Ich war froh zu sehen, das sich einige der Männer auch gewaschen hatten. So roch es insgesamt schon besser.
Während alle wieder in ihren Aufgaben waren, entschied ich mich ein Buch über Medizin zu lesen. Vieles verstand ich nicht so recht, aber vielleicht würde es mir einmal behilflich sein.
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Das Geheimnis der drei Könige
Storie d'amoreFaith Brown, Tochter eines Korporal Englands, stösst unglücklicherweise auf einen Piraten Namens Henry Bonnet. Mitten auf dem Meer, umringt von der Mannschaft des gefürchteten Captain Bonnet, hat sie keine Wahl als zu bleiben. Geheimnisse werden off...