25. Kohleschwarz
Granger geht mir seit unserem Gespräch auf dem Dach erfolgreich aus dem Weg.
Ich bin mehrfach kurz davor, Potter zu fragen, wo sich ihre Unterkunft befindet, verwerfe den Gedanken aber jedes Mal im allerletzten Moment. Zum größten Teil aus Scham, denn mir ist bewusst, dass ich ihr mit meinen Anschuldigungen Unrecht getan habe. Doch die ungewohnte Mischung aus Schuld und Verzweiflung hat mich so sehr überfordert, dass ich jegliche Chance darauf, die Situation noch irgendwie zu retten, innerhalb von Sekunden zunichte gemacht habe. Und jetzt weiß ich nicht, wie ich das wieder geradebiegen soll. Stolz spielt allerdings auch eine kleine Rolle. Obwohl ich einsehe, dass ich derjenige bin, der es vermasselt hat, will ich nicht nicht, dass irgendjemand (inklusive Granger selbst) denkt, ich würde vor ihr zu Kreuze kriechen.
Mich fuchst es jedoch, dass sie mir rein hypothetisch nicht einmal die Möglichkeit dazu gibt. Seitdem offiziell beschlossen wurde, dass wir Theo als nächsten Exit-Kandidaten ins Visier nehmen, meidet Granger alle Meetings. Sie ist außerdem nie im Speisesaal und auch nicht bei den morgendlichen Sporttrainings anzutreffen. Lediglich die Kampftrainings leitet sie weiterhin, aber ich bin nur zweimal pro Woche dafür eingeteilt und während dieser Einheiten ignoriert sie mich konsequent. Weder fordert sie mich zum Duell heraus noch erteilt sie ihre üblichen, großspurigen Ratschläge. Ich bin wieder Luft für sie und das macht mich schier wahnsinnig.
Ich grübele viel über das nach, was sie auf dem Dach gesagt hat. Manches davon war keine Überraschung, wie zum Beispiel der Umstand, dass sie mich nicht mit nach Hogsmeade nehmen wollte, weil sie befürchtet hat, sich Sorgen um mich zu machen. Das hatte ich mir immerhin schon zusammengereimt. Ein paar ihrer Aussagen kamen allerdings unerwartet und haben das Mysterium Granger nur noch mehr angereichert. Unter anderem hatte ich nämlich das Gefühl, meine Motivation für die Hilfe bei der Suche nach Greyback hätte sie enttäuscht. Ich frage mich immer wieder, was sie sich stattdessen erhofft hat.
Was mich aber am meisten beschäftigt, ist die Aufzählung der Dinge, die sie dazu gebracht haben, sich mir (zumindest körperlich) zu nähern. Ihre ganze Handvoll Argumente, sozusagen. Denn damit hat sie zugegeben, dass sie mich die gesamte Zeit über im Auge hatte. Und auch, dass ihr in gewisser Weise gefallen hat, was sie gesehen hat.
Je mehr ich über all das nachdenke, desto verwirrter bin ich. Also gebe ich meine Grübeleien nach ein paar Tagen auf und schiebe das Thema vorerst von mir.
Stattdessen verbringe ich meine Zeit hauptsächlich mit Pansy und Daphne. Sie sind (abgesehen von mir) die einzigen Mitglieder des Widerstands, die den Landsitz der Familie Nott schon einmal betreten haben, daher ergibt es Sinn, sie in die Ausarbeitung der Lagepläne und die Auflistung der Sicherheitsmaßnahmen einzubeziehen. Da Potter nicht andauernd jemanden entbehren kann, der mich ins Camp Weiß eskortiert, gibt er auf seine neue, pragmatische Art die Anweisung dazu, dass Pansy und Daphne für die Zeit unserer Vorbereitungen in Camp Schwarz untergebracht werden. Ab diesem Punkt sitzen wir jeden Tag stundenlang in der Kommandozentrale, wo wir in unseren Gedächtnissen kramen und alles notieren, das uns einfällt.
Nach einer Woche sind unsere Aufzeichnungen ausführlich und anständig. Dennoch können wir nicht davon ausgehen, dass die Schutzzauber und die Verteidigung innerhalb der letzten Monate nicht verändert oder zumindest verstärkt wurde. Diesmal wird uns also keine Auskundschaftung erspart bleiben. Blaise übernimmt die diesbezügliche Strategieplanung.
Es vergeht eine weitere Woche bis feststeht, dass wir uns zu sechst auf den Weg zum Nott-Estate machen werden. Blaise und Smith, Ginny und Creevey, Granger und ich. Und ja, das ist auch die Zusammenstellung der Teams. Als Blaise beim nächsten Meeting diese Einteilung bekanntgibt, hebe ich eine überraschte Augenbraue, hinterfrage es aber nicht.
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EXIT
Fanfictionᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Draco liefert sich dem Widerstand aus. Sein Dunkles Mal ist fort, seiner Okklumentik hat er abgeschworen, er fühlt wieder etwas. Und Mysterien faszinieren ihn. Granger ist so eins. Ein dunkles, umwerfendes, eindrucksvolles Mysterium.