34. Lichtgrau
„Hast du es so gemeint?"
Es ist Grangers Stimme, die mich dazu bringt, meinen Blick von Londons Dächern zu lösen und mich langsam herumzudrehen. Scheinbar war ich so sehr in Gedanken versunken, dass ich weder ihre herannahenden Schritte noch den Lift gehört habe.
Wow, mittlerweile fühle ich mich hier oben viel zu sicher.
„Immer noch ein Mysterium", stelle ich fest und schüttele seufzend den Kopf. „Wann wirst du nur aufhören, in Rätseln mit mir zu sprechen?"
Bei meinen Worten ziehen sich Grangers Augenbrauen verwirrt zusammen. Kein Wunder, denn bisher habe ich ihr noch nicht gesagt, wie ich sie all die Monate insgeheim betitelt habe. Doch wider Erwarten stochert sie nicht nach. Sie hat ihre Neugier weitaus besser im Griff als ich. Oder sie setzt ihre Prioritäten einfach anders.
„Ob du gemeint hast, was du gesagt hast", wiederholt sie und verschränkt langsam die Arme. „Letztes Wochenende. Im Besprechungsraum."
Oh. Ah. Darum geht es also.
Ich runzele die Stirn und betrachte sie abwägend.
Wenn Granger mir zwei Tage vor unserem Aufbruch zum Manor auf das Dach des St. Mungo folgt, nur um mir diese spezielle Frage zu stellen, scheint sie ernsthafte Zweifel an meiner Aufrichtigkeit zu haben. Vermutlich hat sie die ganze Woche darüber nachgegrübelt, was ehrlich gesagt eine ziemliche Überraschung ist.
Nachdem sie sich in dem Korridor auf mich gestürzt hat, habe ich sie in ihrer Unterkunft so sanft und langsam gevögelt wie nie zuvor. Seitdem habe ich jede Nacht bei ihr verbracht. Ich habe sie in den Armen gehalten und jeden Zentimeter ihrer Haut mit meinen Fingerspitzen verehrt. Mich in diesem neuen Privileg gesuhlt, das mir so unverhofft zuteilgeworden ist. Und dennoch glaubt sie mir nicht? Ich frage mich einmal mehr, was in ihrem hübschen Kopf vorgeht.
„Ich habe den Raum übrigens Kommandozentrale getauft", erwidere ich lässig, ohne ihre Frage zu beantworten. „Passend, oder?"
Es entlockt ihr nicht einmal ein Lächeln. Fuck, sie meint es also ernst.
„Was du gesagt hast, war nett-", beginnt sie und räuspert sich leise.
Nett? Nun, nett ist die kleine Schwester von scheiße.
„-aber du hättest es nicht tun müssen, nur um mich zu verteidigen. Ich nehme an, du hattest den Eindruck, dass sich wieder einmal niemand um mich sorgt. Aber das, was damals mit Greyback und Scabior geschehen ist, spielt in der jetzigen Situation keine Rolle. Ron hat recht. Ich wusste, worauf ich mich einlasse. Außerdem habe ich Verständnis für deine wahren Beweggründe. Es ist legitim, dass du mitkommen willst, weil deine Mutter dort ist. Du hast es selbst gesagt: Sie ist die einzige Familie, die du noch hast, also-"
Ich unterbreche ihren hirnrissigen Monolog mit einem inbrünstigen Schnauben.
„Moment mal. Du denkst, ich hätte all das nur gesagt, um Potter und Weasley eine Lektion zu erteilen?", frage ich irritiert. Das ist eine nette Formulierung. „Tsk, das kann nicht dein Ernst sein, Granger. Glaubst du wirklich, ich würde solche Dinge sagen, wenn ich sie nicht auch so meinen würde? Vor Leuten, die ich teilweise nicht einmal leiden kann?"
Und wieder muss ich mitansehen, wie Granger sich verschließt.
Ich stelle fest, dass es allmählich meine Geduld strapaziert. Wenn sie sich so gefühlt hat, als ich mich vor ihren Augen okkludiert habe, dann kann ich ihre damalige Verzweiflung nachvollziehen. Es ist einfach frustrierend.
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Fanfictionᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Draco liefert sich dem Widerstand aus. Sein Dunkles Mal ist fort, seiner Okklumentik hat er abgeschworen, er fühlt wieder etwas. Und Mysterien faszinieren ihn. Granger ist so eins. Ein dunkles, umwerfendes, eindrucksvolles Mysterium.