36. Schmutzgrau

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36. Schmutzgrau

Als ich zu mir komme, erlaube ich mir kein Ächzen, kein Stöhnen, kein Ausstrecken meiner schmerzenden Glieder. Alles, was ich tue, ist blinzeln.

Das erste Blinzeln offenbart einen bewusstlosen Ronald Weasley in einer Blutlache, deren scharlachrote Farbe sich unvorteilhaft mit seinen Haaren beißt.

Das nächste Blinzeln bestätigt die Vermutungen, die mir durch den Kopf geschossen sind, kurz bevor mich der Schockzauber ausgeknockt hat. Bellatrix, Rabastan und Rodolphus. Fuck. Sie stehen vor dem Couchtisch, vertieft in eine geflüsterte Unterhaltung.

Das letzte Blinzeln verschafft mir einen flüchtigen Blick auf Granger, die mit dem Rücken zu mir in ein paar Metern Entfernung auf dem Boden kniet. Ihre Hände sind hinter ihrem Rücken gefesselt, die Füße sind an den Knöcheln zusammengebunden und sie ist offenbar mit einem Silencio belegt worden, denn das rhythmische Aufbäumen ihres Oberkörpers lässt vermuten, dass sie gerade aus voller Kehle schreit. Und zwar vor Wut.

„Der Verräter ist wach", verkündet Rabastan, woraufhin Bellatrix herumwirbelt.

Innerhalb eines Wimpernschlags ist ihr Zauberstab auf mich gerichtet. Ich gebe es auf, mich bewusstlos zu stellen, und öffne die Augen, um ihr einen hasserfüllten Blick zuzuwerfen.

Sie gackert. Der Klang ist mir vertraut. Es besteht kein Zweifel daran, dass sie diejenige war, die mir den Schockzauber verpasst hat.

„Herr", ruft sie und dreht sich einmal um die eigene Achse. Mit einem Schwung ihres Zauberstabs beginnt der Inhalt des Kessels, der mir vorhin schon aufgefallen ist, zu blubbern. „Ihr loyalster Diener weilt wieder unter den Lebenden."

Ich nutze den Moment, in dem sie abgelenkt ist, um meinen Blick schweifen zu lassen. Keine Spur von Potter. Ich hoffe inständig, dass er nicht bereits tot ist, sondern nach wie vor unter seinem Tarnumhang steckt.

Eine Gestalt tritt aus einer der Regalreihen und wandert langsam zu uns herüber.

Der Dunkle Lord ist immer noch eine furchteinflößende Erscheinung, auch wenn seine zunehmend schwindenden Kräfte ihn in den letzten Jahren gezeichnet haben. Sein Gesicht ist durchscheinend blass und spannt über seinen Wangen- und Kieferknochen. Seine Haltung ist gebeugt und seine Schritte unsicher. Aber seine roten Augen spucken immer noch Feuer.

Crucio", sagt er beinahe sanft.

Erst spannt mein Körper sich an, dann rollt er sich wie von allein auf dem alten Teppich, auf dem ich liege, zu einer Kugel zusammen und verfällt in spastische Zuckungen. Der Schmerz ist unerträglich und ich bin nicht okkludiert. Trotzdem erlaube ich mir keinen Laut. Keinen Schrei, kein Grunzen, kein Keuchen. Ich ertrage es stoisch, bis mein Sichtfeld verschwimmt und ich das Gefühl habe, keine Luft mehr zu bekommen.

Als der Schmerz nachlässt, atme ich zischend ein. Mein Blick fällt auf Granger, die auf ihren Knien herumgerutscht ist und mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrt. Tränen laufen ihr die Wangen hinunter. Sie bewegt immer noch lautlos die Lippen, aber sie hat aufgehört, zu schreien, das sehe ich sofort. Ich glaube, zu wissen, was sie mir sagen will. Ich bin bei dir. Es tut mir leid. Halte durch. Aufgeben ist keine Option. Das oder dergleichen.

Der Dunkle Lord sinkt in einen der Ohrensessel vor dem Kamin und schließt die Augen. Der Fluch hat ihn Kraft gekostet. Er ist es nicht mehr gewohnt, höchstpersönlich zu foltern.

„Wo ist der Junge?", zischt er, bevor er seine Augen wieder öffnet.

Ich nehme all meine Kraft zusammen und hieve mich auf die Knie. Erst jetzt spüre ich, dass ich ebenfalls an Händen und Füßen gefesselt bin. Fantastisch.

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