30. Rußschwarz
Zwei Tage sind seit Theos frustrierend ergebnisloser Befragung vergangen. Zwei Tage, in denen mich der Alltag von Camp Schwarz wieder eingeholt hat, in denen ich Blaise, Ginny und vor allem Granger erfolgreich aus dem Weg gegangen bin und in denen ich mir nicht erlaubt habe, auch nur einen einzigen Blick hinter meine sorgsam errichteten Okklumentik-Barrieren zu werfen.
Ich bin gerade auf dem Weg vom Speisesaal zu meiner Unterkunft, als sich plötzlich eine Tür zu meiner Linken öffnet und ich mit einem Ruck in einen Raum gezogen werde, den ich noch nie zuvor betreten habe.
Noch bevor die Tür ins Schloss fällt, wirbele ich mit gezücktem Zauberstab herum.
Es ist Granger, die mit blitzenden Augen und düsterer Miene vor mir steht. Sie versetzt der Tür einen Tritt und lehnt sich im Anschluss mit verschränkten Armen dagegen. Ich stecke meinen Zauberstab weg, trete vor und sehe bedrohlich auf sie hinab.
„Würdest du damit aufhören?", zische ich. „Wenn du mir etwas zu sagen hast, gibt es andere Mittel und Wege, als mich andauernd in irgendwelche dunklen Kammern zu zerren."
Sie erwidert meinen Blick unbeeindruckt, setzt ihren herablassendsten Gesichtsausdruck auf und hebt ihren Zeigefinger, sodass dieser wie ein Mahnmal vor meinem Gesicht schwebt.
„Zum einen ist das hier keine dunkle Kammer-" Ein zweiter Finger gesellt sich zum ersten. „-und zum anderen meidest du mich", erklärt sie überheblich. „Also hatte ich kaum eine Wahl, nicht wahr? Und jetzt setz dich."
Dreiste Hexe.
Obwohl ich nicht vorhabe, ihrem Befehl Folge zu leisten, drehe ich mich herum und marschiere mit ein paar wütenden Schritten in den kleinen Raum. Nach einem kurzen Rundumblick gebe ich ein höhnisches Geräusch von mir.
„Was zur Hölle ist das hier?", spotte ich. „Die private Bibliothek des Widerstands?"
„Das ist meine Unterkunft", erwidert Granger emotionslos.
Nun, das hätte ich mir denken können.
Abgesehen von ein paar Kleidungsstücken, die achtlos über die Lehne des obligatorischen Stuhls vor dem Schreibtisch geworfen wurden, ist der Raum regelrecht vollgestopft mit Büchern. Sie befinden sich auf unzähligen Regalen an den Wänden, auf dem Boden, auf dem Nachttisch, auf dem Schreibtisch und sogar auf dem Bett. Ich wette, wenn ich einen Blick in Grangers Badezimmer werfen würde, dann würden mich auch dort ein paar Stapel begrüßen.
Ich schüttele langsam den Kopf. Das Gefühl, in Grangers eigener Unterkunft, ihrem Heiligtum, zu sein, löst ein merkwürdiges Ziehen in meinen Eingeweiden aus, dem ich allerdings bewusst keine Beachtung schenke. Stattdessen fokussiere ich mich wieder auf sie und hebe eine Augenbraue.
„Was willst du?", frage ich barsch.
Mit ihrer Antwort lässt Granger sich Zeit.
Sie öffnet die Schnalle ihres rußschwarzen Umhangs, legt ihn in aller Seelenruhe ab und schiebt sich an mir vorbei, um sich auf den Schreibtisch zu schwingen. Dann mustert sie mich.
„Ich hielt es für notwendig, dich daran zu erinnern, dass du hier keine leitende Position innehast, Malfoy", sagt sie gedehnt. „Was war das für ein Auftritt bei Notts Befragung? Du hast Harry keine Anweisungen zu erteilen. Niemandem von uns, ehrlich gesagt. Ganz im Gegenteil."
Daraufhin mache ich den Weasley. Ergo, ich schnaube.
„Das passt aber nicht zu euren ach so tollen Prinzipien", provoziere ich sie. „Ich dachte, ihr seid ein demokratischer Verein? Oder gilt das nicht für Ex-Todesser? Habe ich nicht bewiesen, dass ich ein Gewinn für den Widerstand bin, dem man Gehör schenken sollte?"
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Fanfictionᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Draco liefert sich dem Widerstand aus. Sein Dunkles Mal ist fort, seiner Okklumentik hat er abgeschworen, er fühlt wieder etwas. Und Mysterien faszinieren ihn. Granger ist so eins. Ein dunkles, umwerfendes, eindrucksvolles Mysterium.