1. Tintenschwarz

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1. Tintenschwarz

Vier Wände ohne Fenster, ein Tisch, zwei Stühle, eine Tür. Das ist das Einzige, was ich seit Stunden sehe. Zu klein für einen Aufenthaltsraum, zu leer für ein Büro. Wahrscheinlich ein Verhörraum. Noch verhört mich hier allerdings niemand und ich frage mich allmählich, wann sie sich wohl endlich dazu herablassen werden.

Zumindest waren sie so freundlich, meine Kleidung zu trocknen, bevor sie mich eingesperrt haben. Fast schon zuvorkommend.

Es ist in der Tat mehr, als ich je zu träumen gewagt hätte. Ich konnte mein Glück immerhin schon kaum fassen, als Potter mir mithilfe eines Obscuro die magische Augenbinde angelegt hat - draußen, im feuchten Gras vor dem Zelt der Nachtwache. Absurderweise war es Balsam für meine Seele, anschließend von seinen Gefolgsleuten auf die Füße gezerrt zu werden, ihre festen Griffe zu spüren und zu wissen, dass sie mich so schnell nicht wieder gehen lassen würden.

Ich war dermaßen erleichtert.

Mein Plan, mich auszuliefern, hat besser funktioniert, als ich es mir erhofft hatte. Die Rebellen haben mich nicht an- sondern lediglich aufgegriffen. Genau so hatte ich es mir an all den Tagen zuvor, an denen ich genügend Zeit hatte, mir Gedanken über die möglichen Ausgänge meiner Flucht zu machen, insgeheim ausgemalt. Einige Alternativen waren nicht so hübsch wie andere.

Das hier ist sogar meine Lieblingsversion.

Ich sitze also in einem Verhörraum in einem der Rebellenquartiere, vielleicht sogar im Hauptquartier. Es sind nur Vermutungen, sicher bin ich mir nicht. Aber es ist warm, trocken und wider aller Erwartungen bin ich am Leben. Besser hätte ich es mir nicht ausdenken können.

Seufzend strecke ich mich und trommele mit den Fingern auf die Tischplatte. Ich bin unendlich müde, aber ich werde nicht den Fehler begehen, mich darüber zu beschweren, dass sie mich warten lassen. Als ich aufgebrochen bin, tat ich es in dem vollen Bewusstsein, dass ich von den Rebellen nichts zu erwarten habe. Geschweige denn irgendetwas zu verlangen. Stattdessen muss ich nach jedem kleinen Finger greifen, der mir gereicht wird. Und ich werde mich damit zufriedengeben. Zunächst.

Stimmen auf dem Gang lassen mich aufhorchen. Potter hat offenbar vergessen, einen Muffliato auf den Raum zu wirken. Wie ungünstig. Ich bin zwar eingesperrt, aber ich kann sie laut und deutlich hören.

„Ich weigere mich, das zu akzeptieren."

„Es ist nicht deine Entscheidung."

„Und seit wann triffst du solche Entscheidungen allein?"

„Das habe ich nicht. Die Anderen haben mir zugestimmt."

„Ich dachte, du würdest mehr Wert auf mein Urteil legen."

Ich höre Potter erschöpft seufzen. Die andere Stimme ist weiblich, wutverzerrt und daher nicht eindeutig zu identifizieren, aber ich ahne zumindest, zu wem sie gehört.

Wie wunderbar. Er muss sich bereits dafür verteidigen, mich nicht gleich umgebracht zu haben, als sich ihm die Gelegenheit geboten hat. Eine Überraschung ist das nicht. Ich bin mir sicher, viele hätten es getan, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Das war auch der Grund, weshalb ich mir ausgerechnet seine Schicht ausgesucht habe, um mich zu stellen.

„Du verrennst dich, Harry. Sie haben ihn wahrscheinlich zum Spionieren geschickt."

„Es gibt einen Weg, das herauszufinden."

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