29. Chromschwarz
Mithilfe meines eigenen Notfall-Portschlüssels materialisiere ich mich in einem schattigen Wäldchen, wo ich sofort mit einem lauten Knall disappariere. Auf der Wiese bei Box Hill erlaube ich mir eine kurze Verschnaufpause. Dann nehme ich einen der versteckten Rückkehr-Portschlüssel zum Dach des St. Mungo.
Meine Knie zittern unter dem Gewicht, das sie tragen müssen.
Creevey ist schwer. Viel schwerer, als ich vermutet hätte.
Ich benutze den Lift. Durchquere das Atrium. Folge dem ewigen, labyrinthartigen Rechts, Links, Rechts der grauen Betontunnel. Trete die Milchglastür des Schockraums mit meinem Kampfstiefel auf. Taumele in die Heileinrichtung.
Lovegood eilt mir entgegen. Als ihr Blick auf den schlaffen Körper in meinen Armen fällt, ziehen sich ihre Augenbrauen besorgt zusammen. Ihr Gesicht verliert an jeglicher Farbe.
Ich lege Creevey auf einem der Krankenbetten ab. Nach einem tiefen Atemzug, der nicht einmal annähernd genügend Sauerstoff in mein Gehirn befördert, sehe ich Lovegood an. Sie steht auf der anderen Seite des Betts. Eine ihrer Hände liegt auf Creeveys Wange. Die andere greift plötzlich nach mir. Ich ziehe mich zurück.
Warum steht sie einfach nur so da?
Müsste sie nicht irgendetwas tun?
Ist es nicht ihre verfickte Aufgabe, ihm zu helfen?
Lovegoods Augen weiten sich. Ich habe die drei Fragen scheinbar laut ausgesprochen. Vielleicht sogar gebrüllt. Ich bin mir nicht sicher. In meinen Ohren fiept es. Von dem Kampf? Dem Surren der Flüche? Oder dem Schock? So oder so fühlt es sich an, als wäre ich unter Wasser. Da ist ein ungewohnter Druck auf meinen Trommelfellen.
Ich schüttele den Kopf, um das Gefühl loszuwerden, doch es nutzt nichts. Lovegoods Lippen bewegen sich, aber für mich bleibt sie stumm.
Sie umrundet das Bett. Ich spüre ihre Hand an meinem Arm, dann an meinem Handgelenk. Was zum Teufel macht sie da? Fühlt sie etwa meinen Puls? Ich entziehe ihr meinen Arm ein weiteres Mal. Trete einen Schritt zurück. Wende den Blick ab. Und fliehe aus dem Schockraum.
Im Flur rempelt mich irgendjemand an. Oder ich bin der Übeltäter. Ich habe keinen blassen Schimmer. Vielleicht ein Weasley. Ich bilde mir ein, aus dem Augenwinkel heraus einen feuerroten Haarschopf wahrzunehmen, aber ich drehe mich nicht herum, um mich zu vergewissern. Ich laufe einfach weiter. Ich bin auf der Flucht.
Es fiept in meinen Ohren. Und ich kriege keine Luft.
Das Atrium ist leer, die Kommandozentrale ebenfalls.
Ich steige abermals in den Lift. Schlage auf den Knopf. Fahre auf das Dach. Stolpere aus der Kabine. Sauge hektisch die frische, eiskalte Nachtluft ein.
Mein Verstand sagt mir, dass ich wieder zurück muss. Ich sollte mich vergewissern, dass sie es geschafft haben. Dass Granger in Sicherheit ist und Blaise Theo gefunden hat. Oder? Ich habe Creevey zu Lovegood gebracht und damit mein Soll als Kampfpartner erfüllt. Und nun muss ich wieder zurück. Ist es nicht so?
Mach dich auf den Weg in den Schockraum, lass dich zusammenflicken und komm, falls möglich, sofort wieder zurück.
So ist es doch, nicht wahr?
Aber ich fühle mich überhaupt nicht zusammengeflickt. Ich fühle mich wie ein Wirbel tausend kleiner Fetzen, gesplitterter Scherben, verwirrter Atome.
Granger und ich haben die drei Todesser, die mit uns im Salon zurückgeblieben sind, innerhalb von wenigen Minuten überwältigt. Einen hat sie mit ihrem üblichen Kehlenschnitt erledigt, den nächsten mit einem Stupor handlungsunfähig gemacht.
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EXIT
Fanfictionᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Draco liefert sich dem Widerstand aus. Sein Dunkles Mal ist fort, seiner Okklumentik hat er abgeschworen, er fühlt wieder etwas. Und Mysterien faszinieren ihn. Granger ist so eins. Ein dunkles, umwerfendes, eindrucksvolles Mysterium.