27. Schattenschwarz

484 47 119
                                    

27. Schattenschwarz

Sowohl das Gespräch mit Ginny als auch meine Pro-und-Contra-Aufstellung sorgen dafür, dass ich neben den Vorbereitungen und Planungen bezüglich Theos Ergreifung plötzlich eine weitere Mission habe, die eine ganze Menge Zeit in Anspruch nimmt. Sie lautet: Dafür sorgen, dass Granger ihre gottverdammte, selbstauferlegte Kontrolle verliert.

Der Weg zu diesem Ziel besteht aus insgesamt sieben Etappen. Ein paar davon sind sorgsam ausgewählt und vorab gedanklich durchexerziert, da ich mir bei diesen (dank meiner bisherigen Erfahrungen mit Granger und Ginnys Aussagen) ziemlich sicher bin, dass sie darauf anspringen wird. Einige habe ich eingeplant, weil ich sie (Egoist, der ich nunmal bin) einfach austesten will. Und zwei davon sind sogar reine Glücksfälle, denn für diese ist Potter verantwortlich.

Aber alles der Reihe nach.

Meine Granger-Mission beginnt am dritten Tag nach ihrer Entlassung aus dem Schockraum. Beim Frühstück. Im Speisesaal.


Eins. Humanität.

Man kann es kaum als Zufall bezeichnen, dass ich nur wenige Minuten nach Granger in den Raum schlüpfe, der von den schlaftrunkenen, gemurmelten Gesprächen der anderen Rebellen erfüllt ist. Das Anschlagbrett im Atrium ist mein neuer Komplize. Mittlerweile werfe ich mehrmals pro Tag einen Blick darauf und informiere mich über spontane Planänderungen, was mir einen recht guten Überblick über Grangers Tagesablauf verschafft. Ich finde es nicht einmal mehr erbärmlich. Nun, was soll ich sagen? Ich habe mich dazu entschieden, die ganze Sache ab sofort ein wenig pragmatischer anzugehen.

Granger steht gerade am Frühstücksbuffet und schenkt sich einen Kaffee ein, weshalb sie mich nicht gleich bemerkt. Ich nutze den Moment und schiebe mich in die Lücke zwischen ihr und Oliver Wood, der einen Teller auf seinen Händen balanciert, den man nur als maßlos überfüllt bezeichnen kann, allerdings immer noch nicht zufrieden mit seiner bisherigen Auswahl zu sein scheint. Ich runzele die Stirn und verziehe angewidert das Gesicht. Dann wende ich mich ab, um mich auf meine eigentliche Aufgabe zu konzentrieren.

Als ich mich vorbeuge, um meine Lippen an Grangers Ohr zu bringen, steigt mir ihr Duft in die Nase. Ich blinzele einmal, zweimal, bevor ich mich zusammenreiße und den Mund öffne.

„Es war nett, dass du Lovegood von der Exit-Aufgabe abgezogen hast", raune ich. Granger zuckt zusammen und ihr Kopf ruckt herum. Ich erwidere ihren überraschten Blick gelassen und mache einen weiteren Schritt nach vorne, sodass ihre Schulter meine Brust berührt. „Das war die absolut richtige Entscheidung. Gut gemacht."

Sie weicht nicht zurück, räuspert sich aber irritiert.

„Nun, ich hatte dir versprochen, mich persönlich darum zu kümmern, falls ich den Eindruck hätte, der Exit würde Luna zu sehr zu schaffen machen", gibt sie betont gelangweilt zurück. „Und für gewöhnlich halte ich meine Versprechen."

„Sehr gut", summe ich und lasse meinen Blick für ein paar Sekunden über ihr Gesicht wandern, bevor ich ihr wieder in die Augen sehe. „Danke, Granger."

Dann lasse ich ein Lächeln aufblitzen. Und zwar ein richtiges.

Ihr Blick fällt sofort auf meinen Mund. Oder vermutlich eher auf meine Zähne, wenn ich es mir recht überlege. Ich gebe ihr ein paar Sekunden, um den Anblick aufzusaugen, bevor ich mich vorbeuge und an ihr vorbei greife, um mir einen Teller zu schnappen.

„Wir sehen uns beim Kampftraining, schätze ich", murmele ich, bevor ich mich abwende.


Zwei. Kompetenz. (Und die Arroganz, sich dieser bewusst zu sein.)

EXITWo Geschichten leben. Entdecke jetzt