2.08 Kapitel

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Jeans Sicht:

Nervös spielte ich mit dem Glas in meiner Hand herum. Doch ich wusste nicht warum. Der Blick war starr auf das Glas gerichtet und beobachtete die goldene Flüssigkeit darin. Suchend nach Antworten.

Antworten die den Nebeln vertreiben und die Sonne zurück bringen. Doch nichts tat sich. Eine trübe Stille umhüllte meine Gedanken. Unbemerkt schreckte ich hoch als plötzlich ein lauter Knall ertönte.

Der Barkeeper, der zuvor noch seine Gläser fein getrocknet hatte, bückte sich nun um vereinzelte Scherben, die auf dem hölzernen Boden verteilt waren, aufzuheben.

Ohne etwas zu sagen, beobachtete ich ihn, bis er wieder bei seiner vorherigen Tätigkeit war. Fragend schaute ich ihn an und blickte um mich. Kein Einziger Gast war hier um ein kleinwenig zu trinken.

Nur zwei Seelen füllten den Raum mit Leben. Der Barkeeper bemerkte wohl meinen Fragenden Blick und fing sofort an zu sprechen:

,,Mh, alter Barkeeper Trick.", antwortete er darauf.

,,Es macht die Leute nervös wenn man untätig herumsteht.", erklärte er weiter. Auffordern schaute ich ihn an und er verstand sofort.

,,Sie wollen einen Barkeeper Rat", fragte er noch einmal nach, um sicher zu gehen.

Nickend stimmte ich zu.

,,Du bist nicht da wo du sein möchtest. Du hast das Gefühl, du müsstest woanders sein. Nehmen wir an, du müsstest nur mit den Fingern schnippen und du wärst überall wo du sein möchtest. Ich wette du hättest immer noch dieses Gefühl fehl am Platz zu sein. Denk nicht so verbissen daran wo du lieber wärst. Mach das beste aus dem wo du gerade bist.", sprach er seinen Rat aus.

Doch meine Gesichtsmimik veränderte sich nur weiter in Verwirrung.

,,Hör auf dir Sorgen um Dinge zu machen die du nicht kontrollieren kannst. Leb ein bisschen.", klärte er mich auf. Bei seinen letzten Worten musste ich ein wenig schmunzeln.

Leben.

Wie sollte ich Leben ohne darüber Kontrolle zu haben? Wie sollte ich Leben ohne zu wissen wer ich eigentlich war? Eine feuchte Träne floss mir die Wange hinunter.

Ich sollte nun besser gehen. Schnell stand ich vom Barhocker auf und legte noch ein wenig Geld auf den Tresen. Mit zügigen Schritten ging ich auf die Tür zu, die ins Freie führte. Noch ein letztes Mal schaute ich zu dem Barkeeper, der mich genauestens musterte und verabschiedete mich mit einem kurzen Nicken.

Die Tür hinter mir fiel knarzend in das Schloss. Der Alkohol machte sich immer mehr bemerkbar. Meine Sicht verschwamm immer wieder und alles wurde schwarz. Benommen und mit wackligen Beinen lief ich zu meinem schwarz, matten Motorrad.

Aus meiner linken Jackentasche holte ich klimpernd die Schlüssel heraus. Kurz leuchteten sie im hellen Mondschein auf, bevor ich sie in die freie Zündung steckte und umdrehte. Den Helm, welchen ich bis jetzt noch in meiner rechten Hand hielt, setzte ich mir auf.

Eine neue Welt erschien mir vor meinen Augen. Die Nebenwirkungen des Alkohols, jenen ich die letzten vier Stunden getrunken hatte waren wie weggeblasen. Stattdessen kam mir ein gefühl von Freiheit auf.

Es umspielte meine Gedanken und ließ mich wieder klar denken. Meine vollste Aufmerksamkeit lag auf den Straßen von LA und meinem Motorrad.

Elegant schwang ich mich auf den abgekühlten Ledersitz. Meine Hände legte ich auf die beiden Griffe am Lenker. Automatisch fing meine rechte Hand an mit dem Gas zu spielen. Der Motor heulte auf und ohne weiter Rücksicht zu nehmen auf die anderen Verkehrsteilnehmer fuhr ich auf die Autobahn.

Silence of deathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt