2.20 Kapitel

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Jeans Sicht:

Schon seit Tagen hatte ich nichts mehr außer Dunkelheit zu Gesicht bekommen. Außer dem kleinen, mir unbekannten Lichtstrahl war nichts zu sehen. Doch trotzdem spürte ich den kalten Steinboden unter mir und die festen Seilfesseln um meine Handgelenke. Die Kälte, die an mir nagte von Sekunde zu Sekunde und jagte eine Gänsehaut über meine Arme sowie Beine. Finsternis, pure Finsternis. Kein Essen oder Trinken. Nur der Schmerz meines noch immer pochenden Armes. Ich war physisch am Ende. Ebenso wie psychisch. Der Gedanke daran, dass niemand nach mir suchen wird, nagte an mir. Denn alle dachten, ich wäre Tod. Mark dachte es genauso wie Freddie. Sie alle dachten es. Dieses neue Kapitel in der Dunkelheit wird wohl mein Ende sein. Die Neugier wuchs trotz allem in mir. Wer hatte den Mumm dazu, mich zu entführen? War es die Mafia und das Kartell gewesen? Eine kleine Gang? Oder war es… Nein, niemals. Ich wollte diesen Namen nicht aussprechen. Der Gedanke daran, dass sie hinter dem allem stecken konnten, ließ mich nach Luft schnappen. Schnell schüttelte ich meinen Kopf, um ihn von den Gedanken freizubekommen. Ich fing an, mich auf die erdrückende Stille zu konzentrieren. Nach kurzer Zeit nahm ich dumpfe Schritte wahr. Sie wurden immer lauter und schwerer. Plötzlich war alles wieder stumm. Auch das unbekannte Licht verschwand. Mit einem leisen Klicken und einem quietschen kam das Licht wieder. Doch auch ein großer Schatten legte sich auf das Licht. Es formte zwei Beine, die zu einem Körper führten. Bevor die Schattenfigur weiter gebildet werden konnte, wurde sie von der reinen Dunkelheit verschlungen. Deswegen folgte ich der Abbildung bis zu ihrem Ursprung. Denn sofort kamen mir zwei weiße Turnschuhe entgegen. Ich richtete meinen Blick weiter nach oben und konnte eine hellblaue weite Jeanshose erkennen. Sie war kombiniert mit einem ebenso weiten und weißem T-Shirt. Als mein Blick nun die Augen meines Gegenübers trafen, spürte ich sofort den kalten Schauer meinen Rücken hinunterlaufen. Denn ich wusste, es sei mein Untergang. Diese Augen verrieten es. Ich bemerkte ein Grinsen, das sich auf den Lippen des Mannes gebildet hatte. Er wusste ganz genau, was ich gerade dachte. Ich würde hier nicht hinauskommen, ohne mich zu hintergehen. Es war klar das meine Lüge irgendwann ein Ende finden würde, doch jetzt schon? Ebenso wie meine Lüge endete auch mein Gedankenfluss mit einem männlichen räuspern. ,,Ich hoffe, du hast dich schon gut eingelebt.", ertönte seine Stimme. Sofort gingen alle Alarmglocken bei mir an. Ich musste stark bleiben. Was würde nur passieren, wenn sie es erfahren würden? Ich wollte es mir erst gar nicht ausdenken. Niemals könnte ich Ihnen in die Augen schauen. Vor allem Mark und Freddie. Nie wieder. ,,Ich möchte nicht länger um den heißen Brei reden. Deswegen frage ich dich nun zum ersten und letzten Mal. Wer bist du wirklich?!", nur schwer konnte ich erkennen, wie er seine eine Augenbraue hochzog. Falten bildeten sich auf seiner sonst so glatten Stirn. ,,Für wen arbeitest du? Kartell? Mafia?", fragte er mich wieder. Doch ich blieb still. Kein einziges Wort verließ meinen Mund. Nichts. Kein Mucks. Die ganze restliche Zeit sagte ich nichts. ,,Wenn du nichts sagen willst, muss ich dich wohl dazu bringen.", meinte er nach einer längeren Zeit des Schweigens und verließ den Raum. Die Tür krachte mit einem lauten Rum hinter ihm zu. Sofort spürte ich, wie der ganze Druck, der auf mir lag verblasste. Ich kehrte in meine Gedanken ein und blendete die jetzige Situation, mit der Umgebung komplett aus. Dabei konnte ich mich erwischen, wie meine Gedanken zu Freddie rüber scheiften. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlechte Erinnerungen waren. Doch eines wusste ich. Sie waren Schmerzhaft. Denn immer mehr plagte mich ein schlechtes Gewissen. Ich hatte ihn damals verlassen. Selbst nachdem ich wieder unter die Kontrolle meines eigenen Körpers und Geistes gekommen war, habe ich nie daran gedacht zu ihnen zurückzukehren. Wahrscheinlich, weil ich ihnen nie wieder in die Augen sehen könnte. Doch wenn sie es hier wirklich waren, muss ich weg. Das heißt ich muss mir irgendwie einen Weg hier raus verschaffen. Mit Leichtigkeit würde ich die Fesseln abbekommen. Doch eines der Hauptprobleme war die Tür. Ich wusste noch nicht einmal, was sich hinter ihr verbarg. Wahrscheinlich noch weitere schwere Türen. Wenn ich Pech hatte, dann auch noch unter Bewachung. Fazit, ich muss mich so oder so hier herauskämpfen. Doch ich wusste, dass die Tür in ein Schloss gefallen war. Was heißen würde, dass man sie ohne einen Schlüssel nicht auf bekommt. Ich muss also zuerst den Mann überwältigen. Weiter kam ich nicht mehr, denn schon öffnete sich die Tür wieder. Ein mir nicht allzu unbekanntes Gesicht kam zum Vorschein. Die weißen Haare stachen sofort ins Auge. Er hatte noch immer dieselbe Ausstrahlung, wie bei unseren letzten Treffen. ,,Du bist also, diese mysteriöse Frau? Also ich werde dir nun ein paar Fragen stellen und du wirst sie mir ehrlich beantworten. Wenn du dies tust, wird dir auch nichts passieren vielleicht. ", fragte er und ich musste zugeben, dass er sehr einschüchternd klang. Doch ich ließ mich davon nicht beirren. Selbst die schlimmste Folter würde mich nicht dazu bringen, etwas auszuplaudern. Trotzdem nickte ich kurz und schaute Wolfi in seine blauen Augen. ,,Dann fangen wir doch auch gleich mal an. Mein Kollege meinte du wolltest nicht sagen, für wen du arbeitest, ist das richtig?", zögernd nickte ich nur auf seine Frage wieder. ,,Du arbeitest nicht zufällig für die Mafia und das Kartell?", fragte er mich weiter. Schwer schluckend antwortete ich auch mit einem Kopfschütteln. ,,Tja da haben wir jetzt aber ein Problem. Denn ich weiß ganz genau, dass du für sie arbeitest. Etwas dumm von ihnen dich zu kennzeichnen.", redete er wie ein Wasserfall am Ende. Mir blieb die Spucke im Mund weg. Sofort fing wieder die besagte Stelle an zu brennen. Ich kniff kurz meine Augen zu und konzentrierte mich wieder auf ihn. Zeit, das Spiel mitzuspielen. ,, Ja, ich habe für das Kartell und die Mafia gearbeitet.", spuckte ich es ihm vor die Füße. ,,Wieso hast du gelogen!?", er hob sich seine Stimme. Ich wollte gerade anfangen, um ihn eine Lüge aufzutischen. Doch er unterbrach mich, in dem er mit seiner rechten Hand ausholte und mich eiskalt ins Gesicht schlug. Mein Kopf flog zur rechten Seite hinüber und ich hielt geschockt in der Position inne, bis ich von der Schreckstarre aufwachte und mir sofort Tränen in die Augen stiegen. ,,Für jede Lüge die du erzählst bekommst du einen Schlag. Ist dir das klar?", fragte er mich scharf. ,,Ja", krächzte ich heraus und starrte ihn geschockt weiter an. ,,Falls das nicht helfen sollte, greife ich auch gerne zu anderen Mitteln.", machte er mir weiter Angst. Schon lange hatte ich nicht mehr meine Schutzmauer. Die war schon lange eingestürzt. Würde ich es mit dieser Schwäche wirklich schaffen, nichts zu sagen? Ich weiß es nicht.

 Würde ich es mit dieser Schwäche wirklich schaffen, nichts zu sagen? Ich weiß es nicht

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Silence of deathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt