KAPITEL 12

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10 Minuten später

Ich trödelte durch die Straßen mit meinen Kopfhörern im Ohr durch welche gerade das Lied - Right here von Lil Peep ertönte.

Die Angst für körperliche Berührungen, hatte ich schon seit dem ich ein kleines Kind war. Ich kann mich nicht wirklich an die Zeit von früher erinnern, egal wie sehr ich mich anstrengte. Es ist so als ob diese Erinnerungen einfach aus meinem Gedächtnis gelöscht worden sind.
Doch durch meinen Vater hatte sich die Angst noch einmal vergrößert, er war früher und noch immer, sehr gewalttätig gegenüber mir.

Und dazu war meine Mutter, auch in meinem Kindes alter abgehauen, weil sie das mit meinem Vater nicht mehr ausgehalten hatte, so hatten es immerhin mein Vater und Karl mir erzählt.
Somit hatte ich diese Frau auch nie wirklich gesehen, ich kenne nicht mal ihren Namen.

Ich habe also keine Bindung zu ihr, also verletzt mich das ganze auch nicht.

Sie war für mich nie als Mutter da, also gilt sie als fremde Person.

Bei Karl war es genauso passiert, vor einigen Jahren hatte ich eine noch innige Beziehung zu meinem Bruder. Sie besteht noch heute, doch die physische Beziehung zu ihm habe ich irgendwann einfach total den Bach hinunter laufen lassen.

Er versucht es auch ständig irgendwie wieder auf zu bauen, aber scheiterte immer kläglich dran. Es liegt nicht an Karl, sondern an mir, meiner Trauma und aufgrund meines eigenen Selbstwertgefühls. Weshalb ich bei Berührungen meist Herzrasen, Atemnot, Schwindel oder Übelkeit bekomme. Ich finde es selber schlimm, dass ich darunter leide und es tut mir auch leid gegenüber meiner Familie.

Ich blieb abrupt vor dem Einkaufsladen stehen und blickte mich kurz um. Was meine Mission dabei war, wusste ich selbst nicht einmal, doch daraufhin ging ich hinein und schlenderte durch die Regale um nach dem Alkohol zu suchen. Das Lied wiederholte sich in dieser Zeit ständig in meinen Kopfhörern und ich fing lautlos an mit zu singen.

Baby, how you doing?
I know you're not doing the best
But I'm here, I'll always be here

Ertönte es in meinen Ohren und ich lachte kurz ironisch auf. Gestern hatte ich doch noch mit Karl über Seelenverwandte gesprochen, nachdem ich die Frage laut endlich ausgesprochen hatte wurde mir bewusst, dass es so etwas wirklich nicht gibt.

Vor dem Regal mit den alkoholischen Getränken blieb ich stehen, nahm meine Bluetooth Kopfhörer heraus und sah mir mehrere Flaschen an.

„Stark, stark, stark.", flüsterte ich leise vor mich hin und ging das Regal auf und ab. Am meisten ins Auge stachen mir der Pàlinka und der Vodka, doch ich war mir nicht sicher. Ich nahm beide in die Hand und sah sie mir kritisch an.

„Nimm den Vodka, der Pàlinka ist grausig.", hörte ich es neben mir lachen, ich wand meine Aufmerksamkeit den Flaschen ab und sah neben mich.

Dort stand, der immer noch grün angezogene Clay, beide Arme ineinander verschränkt und sah mich belustigt an.

„Wenn du das sagst.", antworte ich ihm und stellte die Glasflasche zurück ohne meinen Blick von ihm zunehmen.

Ich lief daraufhin an ihm vorbei und hoffte ein klein bisschen, dass es mir folgen würde und genau das tat er dann auch.
„Darf ich fragen, wozu du den brauchst?", fragte er mich und stand dicht hinter mir.

Ich ging einen Schritt zur Seite, lächelt ihn kurz an und antwortete: „Nein."

Wir gingen noch an dem Süßigkeiten-Regal vorbei und dort schnappte ich mir noch zwei Tüten Chips und daraufhin liefen wir zur Kasse. Clay folgte mir, wie ich ihm vorhin in der Schule und ihm schien das nichts auszumachen.

„Was machst du eigentlich hier?", fragte ich ihn als ich die Sachen auf das Kassenband legte. Er zog kurz überlegend die Augenbraun nach oben und erwiderte: „Keine Ahnung, hatte nichts zu tun und war unterwegs."

Ich nickte daraufhin und bezahlte den Einkauf mit meiner Karte, welche ich aus meinem Geldbeutel gefischt hatte.

„Wenn du nichts zu tun hast, möchtest du dann mitkommen?", fragte ich ihn, Clay schien anfangs überrascht von meiner Frage zu sein, genau wie ich.
Denn ich werde das bestimmt bereuen, denn Freunde oder Leute mit denen ich mich treffe ist das letzte was ich gebrauchen könnte, doch was soll's, dann bin ich wenigstens nicht alleine.

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