KAPITEL 8

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Dienstag, 15:11

Frau Sturm hatte es wirklich ernst gemeint, sie hatte Clay und mich am Ende der Stunde noch einmal zu sich geholt und uns eine strikte Anweisung gegeben.
Im Endeffekt hatte es mich nicht wirklich interessiert, was sie auch zu merken schien, sie hatte daraufhin nur ihre verdammten Augen gerollt. Welche ich ihr am liebsten einfach ausgestochen hätte.

Die Lehrerin weiß wie man Schüler nerven kann, da bin ich mir ganz sicher.
Clay war auch nicht sonderlich von der Situation überzeugt, dennoch hatte er ihr nicht ein einziges Mal mehr widersprochen nachdem sie ihm damit gedroht hatte, dass er mit jedem neuen Schüler ebenso eine Rundführung durch die Uni macht.

Momentan laufe ich mit dem blonden lockigem Haarschopf durch die leeren Flure der Schule. Mit Tina hatte ich es auch nicht mehr geschafft zu sprechen, weshalb sie nun alleine gegangen war.

„Da sind die Physik- und Chemieräume.", meinte Clay unmotiviert zu mir und zeigte mit seinem Finger auf die weißen Türen mit roter Anschrift: „Betreten ohne eine Lehrkraft verboten!".

Ich lief hinter ihm, weshalb ich anfing ihn unauffällig zu Mustern. Zu seinem grünem Pullover trug er eine schwarze Cargo-Hose, grüne Jordan 1 und zusätzlich noch Schmuck im Sinne von Ketten und jeweils einen Ring am Daumen, mittel- und kleinem Finger.
An seinen Ohren steckten silberne Ohrstecker die ihn um einiges attraktiver machten.
Mein Style wich sich nicht arg von seinem ab, doch bunte Sachen besitze ich seit meiner Kindheit nicht mehr.

„Könntest du bitte aufhören mich anzustarren, danke.", hörte ich es vorne von ihm, doch umdrehen tat er sich nicht.
Erwischt wand ich meinen Blick von ihm ab und ließ ihn durch die große Cafeteria streifen, in welcher wir nun standen.
Kein einziger Schüler war mehr hier, nicht einmal mehr die Damen hinter der Essensausgabe.
Die blauen Stühle wurden alle samt an die Tische gezogen und es sah ein wenig kahl hier drinnen aus.

„Hier kannst du entweder in der Mittagspause etwas zum Essen holen oder du bringst gleich dein eigenes Essen mit.", fing er an und ging zu einem der Plakate die an der Wand hingen.
„Ein Tipp von mir, nimm Punkt zwei. Denn hier hängen die Köchinnen immer die Essenspläne für die gesamte Woche aus."

Ich trat neben ihn und betrachtete die Tabelle.
Montag - Eintopf
Dienstag - Kartoffelpüree und Blaukraut
Mittwoch - frittierte Bratwurst

Ich verzog angewidert das Gesicht und traute mich nicht mehr weiter zu lesen. Mein Blick wanderte langsam zu Clay der nur Zuckend die Schultern hob.
Plötzlich lief er wieder zum Schulflur zurück und ich folgte ihm wie ein verdammter Köter und wollte einfach nur noch verschwinden.
Ich atmete hörbar aus, so hatte ich mir meinen Tag echt nicht vorgestellt.

„Keine Sorge, ich will das hier genauso wenig wie du!", meinte Clay genervt und öffnete eine Tür, die in eine beachtenswerte Bibliothek führte.
Mir stockte für einen Moment der Atem und Clay schien das zu bemerken, weshalb ich mich schnell wieder zusammen riss. Doch das war der absolute Wahnsinn!

Man kann es nicht glauben, doch ich liebe das lesen und dazu noch Massen an Büchern.
Bücher sind einfach ein unglaubliches Phänomen. Das Leute es schaffen ihre eigenen Gedanken auf Papier zu bekommen, alles in Worte zu fassen und es letzten Endes mit anderen Menschen zu teilen.

„Shit!", hörte ich es von Clay, der noch immer hinter mir stand und auf sein Handy zu schauen schien.
Davon ließ ich mich aber nicht abhalten, ich schlenderte langsam durch die Regale welche voll gestellt waren mit unterschiedlichen Büchern. Gold verziert bis hin zu bunt, klein bis groß und von Romanzen bis zur Literatur, ich erkannte ein Buch von Shakespeare - Romeo und Julia.

Die Regale waren aus einem Eichenholz, sie schienen alt, genauso wie die gesamte Bibliothek. Im Gegensatz zur Uni war dies eine komplett andere Welt.

„Wir holen unsere Rucksäcke und dann zeig ich dir den Sportplatz.", rief Clay vom Eingang zu mir hinüber, doch sein Blick war noch immer auf sein Handy gerichtet.

Ich antwortete ihm nicht, so wie ich es bis jetzt nicht ein einziges Mal getan hatte. Nicht ein Wort hatte ich mit ihm gewechselt seitdem wir nur noch zu zweit waren.

Wir gingen zusammen zu unserem Klassenraum, holten unsere Taschen und verließen den Trakt der Klassenzimmer und liefen ins Erdgeschoss hinunter. Wir liefen nebeneinander, doch würdigten uns nicht einen Blick.

Als wir vor der Uni - auf dem Campus zum stehen kamen, fing mein Handy plötzlich an zu klingeln.

Ich zog es aus meiner Hosentasche hinaus und las den Namen Karli, ich sah zu Clay hinüber und er gab mir daraufhin ein kurzes Nicken.

Kiss me once Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt