Kapitel 14 Vergiftet

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Liora fuhr herum und folgte meinem von Furcht erfüllten Blick. Eine monströse Kreatur stürmte donnernd auf uns zu, mit einem lauten Brüllen, sodass weitere dünne Bäume sich bogen. Sie überragte einige der Holzgewächse und ihre grünlich schillernden Flügel waren so breit, dass ich locker fünfmal in ihnen passte. Die Drachenbabys quiekten immer noch ohne Unterbrechung und versteckten sich hinter mir. Dieses Mal aus angst vor dem riesigen Ungeheuer vor uns.

»Yasmin ich glaube, das ist die richtige Mutter, aber die Babys denken, du wärst es. Was sollen wir tun?« Meine Gehirnzellen ratterten. Ich dachte einige Augenblicke nach und nahm eines der Drachenbabys kurz entschlossen in die Hand.

»Wir müssen die Mutter überzeugen, dass wir nichts böses wollen«, erklärte ich mein handeln. Erneut brüllte die Drachenmutter auf und Rauch stieg aus ihren Nüstern.

»Das macht sie nur wütender! Lass ihr Kind los!«, schrie Liora entsetzt. Erneut brüllte das Monster auf, während ihr sorgenvoller Blick auf ihr Junges lag, welches sich unbeholfen in meiner Hand versuchte aufzurichten. Die zu großen Flügel ließen es allerdings wieder Stolpern. Mutig trat ich einen Schritt näher an die Riesin heran, die mich ums Zwanzigfache überragte.

»Das war's sie wird uns töten«, zeterte Liora und bekreuzigte sich. Ich vertraute jedoch auf meine Intuition. Kurz vor der Mutter blieb ich stehen und hob das schreiende Baby in ihr zu mir gebeugtes Gesicht. Mit der platten Schnauze stupste sie gegen das kleine Geschöpf in meiner Hand und leckte es mit der Echsenzunge ab. Sabber lief über diese, doch ich durfte sie nicht zurückziehen, eine falsche Bewegung und die Situation kippte in eine Richtung, die ich mir nicht auszumalen vermochte. Im darauffolgenden Moment verstummte das Quieken der Babys abrupt. Drollig tapsten sie eilig zu ihrer Mutter und stießen mit den winzigen Schnauzen, gegen ihre von Schuppen überzogenen Beine.

»Wir wollen euch nichts tun«, flüsterte ich ihr sanft entgegen und setzte das Baby auf der Hand neben die anderen auf den Boden ab. Ihr Blick folgte meinen Bewegungen gewissenhaft. In ihrem lag Scheu und doch war der Rauch aus ihren Nasenlöchern verschwunden. Sie musterte mich ein letztes Mal und setzte sich. Tief neigte die Drachenmutter der Kopf und leckte liebevoll über all ihre Kinder, wie eine Katzenmama.

»Siehst du wir haben es geschafft ohne gefressen zu werden!« Ich rang die Faust siegreich in die Luft, als ein markerschütternder Schrei von der Drachenmutter ertönte. Erschrocken fuhr ich herum und erkannte einen Pfeil in ihrem Flügel. Blaues Blut sickerte aus ihm und ich schlug mir entsetzt die Hand vor dem Mund.

Nein.

Der Pfeil kam von zwei Gestalten, die auf uns zu liefen. Ich machte einen jungen Mann aus mit kahl rasierten Kopf und einer schmalen Statur sowie eine Frau, deren Alter sich schwer einschätzen ließ. Sie schien irgendetwas zwischen dreißig und Anfang zwanzig zu sein, er hingegen wirkte jünger. Ihre Haare fielen kurz aus und waren grauenhaft geschnitten. Unsymmetrische Fransen umrundeten ihren Kopf, obwohl mir beim näheren Betrachten ein hübsches Gesicht auffiel. Die Kleidung der beiden bestand lediglich aus Baumwollefetzten. Das erneute Geschrei der Babys unterband mein stilles Mustern, der Fremden und Sachranaytu witterte Gefahr.

»Wir haben sie, die Babys sind egal, die können wir zurücklassen, aber die Mutter muss schleunigst zum Meister«, erklang die Stimme des jungen Mannes und hörte sich kratzig an.

»Wir müssen trotzdem auf die anderen warten, wie sollen wir sonst das Ding zum Meister teleportieren, die Fähigkeit haben wir noch nicht, Dummkopf«, sprach die Frau und sie bemerkten uns nicht, bis ich mich räusperte: »Was habt ihr mit ihr vor?« Als die beiden Notiz von uns nahmen, zuckte der Mann zusammen und stellte sich in Kampfposition auf, wobei die Frau einen Pfeil in den Bogen spannte, mich nicht aus den Augen lassend.

»Es hieß, die Raunenden Wälder wären von uns unbewohnt?«, tuschelte der Mann.

»Zu viele Gefahren lauern hier, aber sieh dir ihre Kleidung an.« Die Frau nickte zu Liora und mir. Ohne zu Zögern spannte sie die Sehne des Bogens, nahm mich ins Visier und ließ los. Wie beim Training mit Bruce wich ich aus, während sich meine Begleiterin versuchte, aus dem Staub zu machen.

»Lass uns hier bloß verschwinden!«, rief sie mir zu und ich setzte meine Flügel in Bewegung, um mit ihr in die Höhe zu fliegen, doch ein Pfeil bohrte sich in ihnen. Meine Schuppen schützten mich sonst immer vor allen Waffen, aber diese, durchdrang sie wie ein warmes Messer die Butter. Etwas Weiteres durchströmte meine Blutbahn und breitete sich dort aus.

»Der Pfeil ist vergiftet«, keuchte ich.

»Flieg zurück und hol unsere Freunde her, damit Bruce die Verletzung heilt.« Mein Körper verkrampfte sich und ehe ich mich versah, lag ich zuckend am Boden des Waldes und griff in das feuchte Laub. Mit allen Mitteln versuchte ich meinen Körper zum Aufstehen zu animieren, doch scheiterte. Ich kämpfte verbissen gegen die sich anschleichende Ohnmacht an.

»Wir müssen sie zu dem Meister bringen, er wird ihr erklären, dass es einen Grund gab das Jagdverbot zu ignorieren«, erklang die Stimme des Mannes, der sich hinhockte und mir dabei zusah wie, mich meine Kraft immer weiter verließ.

»Ich komme zurück Yas, halt durch!«, rief Liora hoch über unseren Köpfen. Schnell flog sie davon, bevor ein neuer anschießender Pfeil sie zu treffen vermochte. Ich betete währenddessen zu wem auch immer, dass mein Leben nicht hier endete. Die Hateful and Loveable Creatures brauchten mich. Ich durfte nicht sterben. Nicht hier in einer Welt, die nicht meine war.

Hateful and Loveable Creatures 2- Die Zeitstadt (girlxgirl) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt