Die Zeit floss unnachgiebig vor sich hin und das, obwohl mein Zeitgefühl mich längst verlassen hatte. Ob es Tag oder Nacht war, war mir unklar. Denn seid Tuhjan das Gefängnis verließ, lag der Raum im Dunklen. Ich konnte die Hand vor Augen nicht erkennen, aber das war bei weitem nicht so grausam, wie der Hunger und Durst, welcher mich plagte. Mein Magen war fern über ein stinknormales Grummeln hinausgeschritten und schmerzte vom Essensentzug. Dazu kam meine völlig ausgedorrte Kehle.
»Bleib wach!«, rief Sachranaytu in mir und ich öffnete benommen die Augen.
»Warum? Wogegen soll ich denn noch ankämpfen, wenn wir hier sterben?«, flüsterte ich als Antwort in die Stille hinein. Jeder litt lautlos vor sich hin und sparte seine Energie auf.
»Mit wem redest du?«, vernahm ich Lioras brüchige Stimme am anderen Ende der Dunkelheit.
»Sie verliert den Verstand«, schnalzte Lizzy und hustete beim Sprechen trocken auf.
Meine Ohren vernahmen, wie sich ein Körper aufrichtete.
»Yas redet mit Sachranaytu. Sie hört die Stimme ihrer Seele, mit der sie sich vor fünf Jahren verbunden hat, um ihre gesamten Fähigkeiten und Erinnerungen zurückzuholen. Ihr wüsstet es, wenn wir nicht nur einmal im Jahr diese blöde Zusammenkunft hätten. Außer Susanoo und mir hat sich doch keiner um sie gekümmert, als sie Shay verlor. Ihr seid gnatzig darüber, dass sie nach all der Zeit nie über Shay hinwegkam, aber ihr wart nicht da, als es wirklich furchtbar war. Keiner von euch hat ihre Panikattacken mitbekommen, oder wenn sie nachts schreiend im Bett lag und von schrecklichen Alpträumen geplagt wurde. Susanoo und ich haben ihr beigestanden und zurück ins Leben geholt, auch wenn es nur noch der Schatten ihres Vorherigen ist. Während die Gruppe immer weiter auseinanderfiel. Ich dachte früher, wir wären alle befreundet, aber eigentlich lebt jeder nur für sich selbst. Auch du Bruce. Ich habe dich immer geliebt und tu es noch und ich weiß das es dir genauso geht, aber du bist viel zu feige, um zu deinen Gefühlen zu stehen. Stattdessen telefonierst du einmal in der Woche mit mir. Denkst du, so ein Scheiß Telefonat könnte das Gespräch ersetzten, dass wir bitternötig haben!?«, redete sich Elli in Rage und rechnete mit unserer Gruppe ab. »Streitet euch nicht«, verließ meinen Mund, bevor ich zur Seite in den Staub kippte.
Meine Augen blinzelten dem Licht entgegen. War ich tot?
Eine raue Hand legte sich sanft auf mein Gesicht.
Ich erkannte schemenhafte Umrisse von zwei Personen und ich glaubte für kurze Zeit, gestorben zu sein. Doch mit den körperlichen Schmerzen kam auch die Ernüchterung. Ich war am Leben und vor mir stand kein Engel, sondern Kyrin.
Kraftlos strampelte ich gegen meine Ketten, die sich im nächsten Augenblick lösten.
Überrascht fiel ich nach vorn und keuchte auf. Kyrin hatte mir die Fesseln abgenommen und ich sah rot.
Die Wut flammte in mir auf und brannte wie eine lodernde Fackel. Ehe ich mich versah, hatte ich die lose Metallkette in die Hand genommen und mit letzter Kraft um ihren Hals gewickelt und strangulierte Kyrin.
»Ihr habt uns zum Sterben zurückgelassen!«, schrie ich auf, wobei ein Raunen der anderen zu mir drang.
Ich zog fester und Kyrin stemmte röchelnd ihre Füße in den Boden.
Ihre Hände versuchte das Metall bon ihrem Hals zu lösen, doch ich hatte das Letzte bisschen Kraft in mir gesammelt mit dem Willen dazu sie zu töten. Wahrscheinlich sollte sie und Robin uns zu Tuhjan bringen, weil ihm unser ableben nicht schnell genug ging.
»Yasmin, lass sie los!« Robin eilte herbei, doch ich schubste ihn zurück. Im Augenwinkel erhaschte ich seinen überraschten Blick, aber er gab nicht auf. Dieses Mal trat er langsamer auf mich zu, mit gesenkten Händen, als wollte er ein wildes Tier beruhigen.
»Warum sollte ich?«, blaffte ich ihn an und zog fester. Aus Kyrins Gesicht wich allmählich die Farbe, doch sie kämpfte immer noch gegen mich an.
»Verdammt, weil wir euch hier rausbringen. Yasmin du hattest recht. Tuhjan ist nicht der Mann, für wen wir ihn hielten.«
»Und trotzdem habt ihr uns ihm ausgeliefert!«, schleuderte ich ihn erfüllt von Zorn entgegen.
»Lass sie los! Wenn du Kyrin tötest, tötest du Shay!« Panik lag in Robins Stimme und ich ließ verwirrt die Metallkette sinken, wobei Kyrin zu Boden fiel und nach Luft rang.
»Wie kannst du es wagen, ihren Namen in den Mund zu nehmen? Tuhjan hat sie auf dem Gewissen, euer Meister!«, fuhr ich ihn empört an und ließ meine Faust in sein Gesicht schmettern. Er taumelte zurück und stürzte nach hinten, doch kurz bevor ich erneut die Faust erheben konnte, hielt Kyrin meine Hand fest.
»Er hat Recht. Wir glauben, nein wir wissen jetzt, dass wir Shay und Zeynel sind!« Nun war ich daran zurückzutaumeln. Ein paar Schritte trat ich zurück, doch besann mich darauf, dass dies schier unmöglich sein musste.
»Nein, das kann nicht sein«, stammelte ich irritiert und verlor das Gleichgewicht. Halt gab mir nur die Mauer hinter mir.
»Wir haben uns ins Tuhjans Gemächer geschlichen und Aufzeichnungen gefunden, dass wir früher in anderen Körpern steckten. Dazu kommt unser plötzlicher Erinnerungsverlust, und die Tatsache ....«
»Welche gottverdammte Tatsache?!«, unterbrach ich ihn ungehalten und Kyrin erhob sich. Dann nickte sie Robin zu. Bestätigend erwiderte er mit einem Kopfnicken seinerseits und Kyrin begann sich zu entkleiden.
Wenige Sekunden später brach weißes Fell aus ihrer nackten Haut und sie fiel auf vier Pfoten hinab. Eine Wölfin blickte zu mir hinauf und ich schlug mir die Hände vor dem Mund.
»Was zur Hölle?«
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Hateful and Loveable Creatures 2- Die Zeitstadt (girlxgirl)
ParanormalIn was zum Henker war ich da nur hineingestolpert? Da traf man auf einen Seelendieb, der einem zum Abendessen vernaschen wollte und halt Stopp, die Geschichte kennt ihr ja bereits. Diese hier ist eine andere. Seit dem großen Kampf sind nun bereits e...