Stoned pt.2

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Es ist ein brauner Schopf auf meiner Brust der mich weckt, braune Strähnen kitzeln in meinem Dekolleté. Die ersten Sonnenstrahlen dringen durch das Morgengrau in Jennas Zimmer. Sie sanft auf mir liegen zu sehen, die Augen geschlossen und die Lippen leicht geöffnet lässt direkt Erinnerungen in mir hervorquellen: Der Kuss im Auto, Jenna, wie sie mich gebeten hat, nicht zu gehen, bei ihr zu bleiben und zu schlafen. Doch da ist auch die Ungewissheit noch, ob es wirklich alles echt war und nicht nur eine Handlung des Alkohols.
Ich kann dennoch nicht widerstehen, eine ihrer Strähnen um meine Finger zu drehen und dann ganz in ihre himmlisch duftenden Haare zu greifen.
Leise grummelt sie und bewegt sich auf meiner Brust. Mein Herz springt in die Luft, denn gleichzeitig will ich dass sie endlich die Augen öffnet damit ich mich in ihnen, dunkel wie der Mitternachtshimmel, verlieren kann. Jedoch fürchte ich mich davor, dass sie sich an nichts mehr erinnern könnte und der ganze Zauber verfliegt.
Ich halte die Luft an und wage es nicht, etwas zu sagen. Wieder rührt sie sich und diesmal hebt sie den Kopf.
„Was...", murmelt sie und schaut mich verwirrt an. Nein.
Ihre Augen sind trüb und mit Make up verschmiert vom Schlaf, ihr Haar sieht zerzaust aus aber sie ist nicht minder schön als immer, als gestern und vorgestern.
Ruckartig richtet sie sich auf.
„Was geht hier vor?", fragt sie. Und schaut an sich herab. Sie trägt nichts als ein langes Hemd das ihr gerade so über die Oberschenkel reicht und ich liege in einem Top vor ihr das ich unter meinen Straßenklamotten von gestern Abend getragen habe.
„haben wir etwa....fuck!", flucht sie und sieht geschockt aus. Ich richte mich auf und reibe mir den Schlaf aus den Augen.
„Y/n, sag mir, wir haben nicht...miteinander geschlafen?!", sie ist sichtlich aufgebracht und weicht noch weiter zurück, bis sie schließlich vom Bett steigt und auf dem Boden steht.
„Nein, Jenna. Haben wir nicht.", sage ich mit verschlafener Stimme aber im inneren fühle ich mich so wach wie nie zuvor. Was, wenn sie mich nicht mehr sehen will, wenn ich alles vermasselt habe oder sie mich sogar feuert? Ich hätte auf mein beschissenes Bauchgefühl hören müssen und einfach in meinem eigenen Zimmer schlafen sollen.
„Was...was haben wir dann gemacht? Was machst du in meinem Bett?" Ihre Worte treffen mich tief ins Herz wie Messerstiche. Ich fühle mich, als wäre ich ein Parasit, eine Ratte, die sich eingenistet hat oder etwas dergleichen. Ein Kloß formt sich in meinem Hals.
„Es tut mir leid du warst betrunken und...du wolltest dass ich bei dir bleibe.", sage ich ruhig und stehe auf. Ich komme vor ihr zum Stehen, ihre dunklen Augen sehen in meine, Tränen sammelt sich in ihren Augen.
„Und weiter.", fordert sie. Ich kann ihr diese eine Sache nicht verschweigen, sie würde es ohnehin irgendwann erfahren. Ich schlucke schwer.
„Wir haben uns geküsst.", antworte ich knapp und fühle mich schuldig.
Sie sieht mich vorwurfsvoll an und fängt an zu schluchzen. Es tut mir weh, dass sie das anscheinend so schlimm findet.
„Es tut mir leid...", entschuldige ich mich und verkneife es mir, zu weinen, doch wenn sie es tut ist es schwer es nicht auch zu tun.
„Ich hätte nie gedacht, dass du es ausnutzt, wenn ich betrunken bin.", sie wischt sich eine Träne weg und sammelt meine Sachen vom Boden auf, die ich gestern ausgezogen habe, weil sie mir zu warm waren. Sie drückt mir das Bündel in die Hand.
„Jetzt geh einfach.", sagt sie und ich will ihr alles erklären und sagen, dass der Alkohol Schuld hat, doch das stimmt nicht. Ich hätte mich zusammenreißen müssen. Ich hätte eine Grenze ziehen müssen. Aber das habe ich nicht.
Eine Träne tropft von meinem Kinn, als ich schuldbewusst ihr Zimmer verlasse. Barfüßig schließe ich mein Hotelzimmer auf, das auch noch direkt neben ihrem ist und verkrieche mich in dem Bett. Ich ziehe die Decke bis über die Nase und weine, weine weil ich bereue und weil ich so eine starke Sehnsucht nach ihr verspüre, weil sie sauer ist, weil ich unfassbar dumm war.

Den ganzen Tag höre ich nichts mehr von Jenna. Bis Abends war ich nur am Handy gehangen oder habe Fernseher geschaut um mich abzulenken aber das hat alles nur noch schlimmer gemacht, es hat eine furchtbare Betrübtheit in mir verursacht. Ich fühle mich dreckig und klebrig und beschließe, den ganzen Tag einfach von mir abzuwaschen.
Unter der Dusche weine ich nochmal und bin erleichtert, dass mein Herz dadurch wenigstens ein bisschen leichter wird. Ich lasse den Schaum an meinem Körper herablaufen und lasse die letzten Erinnerungen an Jenna auf mich wirken. Wie all die Male, die ich das heute schon getan habe, versetzt es mit tausend, nein hunderttausende Stiche ins Herz.
Ich hasse es, sie enttäuscht zu haben und ihr das Gefühl zu geben, ausgenutzt worden zu sein. Habe ich das vielleicht sogar? Nein, alles was ich gestern Abend gespürt habe war, dem nicht widerstehen zu können, was ich mir schon so lang wünsche. Das trifft nicht auf die Definition von Ausnutzen zu...glaube ich.

Jenna Ortega StorysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt