All Hallows Eve

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Ich fand einen Zettel auf dem Tisch, als ich vom einkaufen heim kam. Ich stellte die schweren Tüten ab und griff neugierig nach der Nachricht.

„Hey, Baby. Ich bin noch beim Sport.
Komme bald heim.
Ich liebe dich,
Jenna"

Lächelnd lege ich den Zettel weg. Ein bisschen enttäuscht bin ich ja schon, dass sie mich nicht erwartet hat. Und dass ich jetzt alle Einkäufe allein einräumen muss.
Ich schnappe mir eine Tafel vegane Karamell und gehe hoch ins Schlafzimmer. Dann schaue ich eben einen Film und warte auf sie. Vielleicht ist sie nach dem Sport ja verschwitzt und würde gern duschen...und eventuell könnte ich ihr dann Gesellschaft leisten. Ob sie joggen ist?
Ich schließe die Tür hinter mir und setzte mich aufs Bett, nicht, ohne nach der Fernbedienung zu greifen.
Gelangweilt scrolle ich durch Netflix. Wie immer weiß ich nicht, was ich schauen soll. Also beschließe ich, irgendwas anzufangen, was ich nach dreißig Sekunden eh wieder langweilig finden werde.
Gedankenverloren glotze ich in den Bildschirm, als ich plötzlich etwas mein Handgelenk umschließen fühle, Nägel bohren sich in meine Haut wie Zähne.
Ich kreische laut auf und entreiße mich dem Griff der Hand, die urplötzlich und ohne jede Vorwarnung unter dem Bett hervorgekommen war. Mit panischem Geschrei knalle ich gegen die Tür und sinke auf den Boden, wo ich mich mit noch immer rasendem Herzen gegen presse.
Ich bin am hyperventilieren, weil ich eigentlich flüchten wollte, stattdessen aber abgerutscht war.
Ein brauner Schopf kommt unter dem Bett hervor und ich erkenne genau meine Freundin, von der ich eigentlich dachte, dass sie beim Sport wäre.
„Jenna?!", rufe ich überrascht.
Sie hält sich die Hand vor den Mund und lacht, die Tränen glitzern schon in ihren Augen.
Erleichtert atme ich auf. Das hätte sonst jemand sein können, der...was weiß ich mit mir gemacht hätte. An Halloween passieren schließlich so manche Verbrechen.
„Das ist nicht lustig, Jenna!", sage ich und raufe mir die Haare. Mein Herz klopft noch immer.
Ich stehe kurzerhand auf und verlasse den Raum obwohl ich weiß, dass von mir erwartet wird zu lachen.
Aber irgendwie ist mir nicht danach.
Ich gehe wieder runter, bedauerlicherweise ohne die vegane Karamell-Schokolade.
Wie eine beleidigte Leberwurst setze ich mich mit verschränkten Armen aufs Sofa.
Von oben nichts.
Nach ein paar Minuten überlege ich zwischen irgendeinem Müll auf dem Fernseher zu schauen oder etwas anständiges zu kochen. Ich habe hunger bekommen und so entscheide ich mich für letzteres.
Ich hole das eingekaufte Gemüse aus dem Kühlschrank und fange an, es zu schnippeln. Wahrscheinlich mache ich es im Wok, leicht asiatisch angehaucht.
Nach einigen Minuten später höre ich die Treppe knarzen.
Ich drehe mich um, als Jenna mit schuldbewusster Miene erscheint und etwas scheu zu mir kommt.
Sie lehnt sich an die Arbeitsfläche.
„Was kochst du?", fragt sie.
„Wok-Gemüse.", antworte ich trocken, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen. Statt dessen träufele ich einiges Olivenöl in den Wok und schalte die Herdplatte ein.
„Es...", ich drehe den Kopf zu ihr.
„...Es tut mit leid. Bin ich zu weit gegangen?" über ihre Entschuldigung schmunzelnd werfe ich das Gemüse in den heißen Wok, wo es laut aufzischt.
So einfach werde ich es ihr nicht machen.
„Vielleicht.", sage ich.
„Es ist doch Halloween und da dachte ich, es wäre vielleicht angebracht, dich ein bisschen zu erschrecken. Aber ich konnte ja nicht wissen, dass es dich so trifft."
Ich finde es süß, wie sie versucht, mit ihrem schlechten Gewissen klarzukommen.
Ich schenke ihr darauf ein Lächeln und reiche ihr aus dem Schrank über ihrem Kopf ein paar Teller.
„Deckst du schon mal den Tisch?", frage ich.
„Okay.", sagt sie leicht unterwürfig und stellt die Teller an unsere Plätze.
Sie holt das Besteck aus der Schublade und legt es dann daneben ab.
Ich schleiche mich von hinten an sie heran, werde auf dem letzten Meter schneller und packe sie von hinten.
Erschrocken japst sie auf und lächelt dann aber.
„Y/n...du hast mich erschreckt.", ich schlinge meine Arme fester um ihren Bauch.
„Ich bin nicht Y/n, sondern ein böser Vampir."
Ich beuge mich vor und fange an, ihren Hals zu küssen, irgendwann bin ich dabei nicht mehr wirklich sanft und tue so, als würde ich ihr die Eckzähne in die Haut treiben.
Sie keucht.
„Au!", beschwert sie sich lachend. Als ich mich löse und einen Schmerz lindernden Kuss auf die Stelle hauche, ist dort ein leichter Abdruck meiner Zähne zu sehen.
Ich drehe sie zu mir und sehe ihr in die dunklen, funkelnden Augen.
„Bist du nicht mehr böse?", fragt sie und sieht mich halb grinsend- halb mit flehendem Blick an.
„Nein, Jenna. Ziemlich schlau hast du das gemacht vorhin. Ich mein mit dem Zettel."
Sie lacht ihr süßes Lachen und vergräbt eine ihrer Hände in meinem Nacken. Fragend sieht sie mich an, dann auf meine Lippen und schließlich bin ich es, die ihr einen Kuss gibt.
„Ich liebe dich.", sage ich dicht an ihren Lippen, mein Bauch kribbelt diesmal vor Schmetterlingen und nicht vor Panik.
„Ich liebe dich auch.", sagt Jenna, küsst mich nochmal und schmiegt dann ihren Kopf an meine Brust.
Wir umarmen uns eine ganze Weile, bis es seltsam riecht...so nach Rauch.
Ein Feuer? Ich fahre herum. Nein, nur das schöne Gemüse, das leicht angebrannt ist.
Ich rühre es schnell um. Am Ende ist es mir doch noch gut gelungen und ich und Jenna schauen statt dem geplanten Horrorfilm, passend zu Halloween, lieber ein friedliches Tier-Doku mit dem dampfenden Abendessen.

Jenna Ortega StorysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt