Prolog

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Es ist mitten in der Nacht, als Noah seine Mutter plötzlich im Zimmer nebenan schreien hörte. Sofort schreckte der 8-jährige auf und sprang aus seinem Bett. Vielleicht war ja etwas schlimmes passiert. Er tippelte zu dem Zimmer seiner Eltern und wurde fast von seinem Vater überrannt, der gerade aus der Tür stürmte. „Noah, zieh dich an. Wir müssen ins Krankenhaus", sagte er eilig, machte den Knopf seiner Jeans zu und rannte die Treppe runter. Noah wusste nicht genau, warum sein Vater so gestresst war, aber er hörte auf ihn. 

Der blonde Junge ging zurück in sein Zimmer und zog Hose und Shirt vom Vortag an. Zwar war auf dem T-Shirt ein Tomatensoßenfleck, aber das würde schon nicht stören. Er ging wieder aus seinem Zimmer um zu schauen, was jetzt passieren würde. Sein Vater eilte mit einer Reisetasche aus dem Zimmer von ihm und seiner Frau. Er rief Noah im Laufen zu, dass er sich ein Buch mitnehmen solle und dann schonmal ins Auto steigen solle. Noah wusste immernoch nicht genau, was los ist, aber er hörte auf seinen Vater.

 Er hatte sich gerade den Gurt umgelegt, als seine Mutter, mit der Hilfe seines Vater, sich auf den Beifahrerplatz setzte. Dabei hielt sie ihren Bauch. Dorothea war hochschwanger und bei ihr hatten die Wehen eingesetzt. Das war der Schrei, von dem Noah wach geworden war. Sein Vater stellte sicher, dass seine Frau sicher angestellt war und lief dann um den Wagen, stieg schnell auf der anderen Seite ein und fuhr direkt mit vollem Tempo los. 

Die Fahrt zum Krankenhaus war relativ schnell vorbei, was auch dran lag, dass Noahs Vater sich nicht an alle Vorfahrtsregeln oder rote Ampeln gehalten hatte. Noah machte die Fahrt irgendwie Spaß. Es war mitten in der Nacht, am nächsten Tag war Schule und trotzdem war er wach und fuhr mit seinen Eltern verdammt schnell durch die Stadt. 

Im Krankenhaus dauerte der Check-In zum Glück nicht lange und Noahs Mutter wurde in den Kreissaal gebracht. Genau wie Noahs Vater. Um Noah kümmerte sich niemand, er sollte einfach ruhig im Gang warten. Er wusste immernoch nicht wirklich, was los war. Und obwohl ihn die Müdigkeit schnell einholte, je länger er auf diesen unbequemen Stühlen saß, machte sich der Kleine verdammte Sorgen um seine Mutter. 

Er saß bestimmt schon eine halbe Stunde alleine auf einem Stuhl und machte sich Gedanken, was wohl gerade in dem Raum 2 Türen weiter passierte. Plötzlich öffnete sich die Tür und eine Krankenschwester trat auf Noah zu. „Hey, ich bin Martha. Du bist Noah, stimmt's?", sprach sie ihn an. Martha setzte sich neben den kleinen Jungen, der sie aus müden, aber großen Augen ansah. Martha war etwa 20, hatte braune Haare, die in einem lockeren Dutt weggesteckt waren und sie trug eine Krankenschwester-Uniform. Noah nickte bedächtig, sagen konnte er nichts. Er war es nicht gewöhnt mit anderen Leuten, als seinen Eltern zu reden. Seine Mitschüler und die Lehrer ignorierten ihn meistens und seine Eltern hatten ihn nie in einen Kindergarten geschickt. Sie hatten einen Babysitter arrangiert, der sich tagsüber um Noah kümmerte, solange bis seine Mutter wieder von der Arbeit kam. 

„Du kannst gleich zu deiner Mama. Sie bekommt gerade ein Baby. Das heißt du wirst großer Bruder", erklärte Martha und lächelte Noah dabei freundlich an. Endlich wusste er, was los war. Noah wusste schon, dass er großer Bruder werden würde, seine Eltern hatten es ihm bereits erklärt. Und er freute sich darauf. Endlich hatte er jemanden, mit dem er immer spielen konnte. Und vielleicht hatte er endlich einen richtigen Freund, denn sein Geschwister würde ihn als einziger nicht ignorieren. Und er würde es auch nicht ignorieren. Noah freute sich nicht mehr allein zu sein, jemanden zu haben, der ihm den Rücken stärken kann, genau wie er es tun wird. 

Noah blieb schweigend sitzen und rutschte etwas auf dem Stuhl umher, bis Martha ein Kartenspiel aus ihrer Tasche zog. „Wir haben beide ja nichts zu tun. Willst du mit mir Mau Mau spielen?", fragte sie und hielt ihm die Box mit den Karten hin. Noah nickte, Mau Mau ist eins seiner Lieblingsspiele. Also packte Martha die Karten aus, mischte sie und teilte sie aus. 

Sie spielten eine Runde nach der anderen und meistens gewann Noah. Bis Noahs Vater um etwa 5 Uhr morgens aus der Tür kam und zu Noah lief. „Deine Schwester ist da. Willst du sie sehen?", sagte er aufgeregt, aber trotzdem ruhig und nahm Noahs Kinderhände in seine großen. Durch diese Nachricht wurde Noah auch wieder hellwach und freudestrahlend nickte er. Er hatte eine kleine Schwester, die musste er sofort sehen. 

Er rannte in das Zimmer und sah seine Mutter seelenruhig auf einem Bett liegen mit irgendwas im Arm. Als er dieses Bild sah, ging er bedächtig und mit vorsichtigen Schritten auf die beiden zu. Seine Mutter bemerkte ihren Sohn und streckte ihre Hand nach ihm aus. Der blonde Junge ergriff sie und ließ sich zu seiner Mutter aufs Bett ziehen. Und dann sah er sie, seine Schwester. Man konnte kurze blonde Haare erkennen, ihre Augen waren geschlossen und sie schlief. Noah konnte den Blick nicht von ihr nehmen, sie war das hübscheste Wesen, was er je gesehen hat. Auch sein Vater hat nun den Raum betreten und sich zu seiner Familie aufs Bett gesetzt. „Noah, sie braucht noch einen zweiten Namen. Also wie du Noah Maxim heißt, wird sie Neele ... heißen. Willst du den Namen aussuchen?", fragte er sanft und Noah hob den Kopf. Er durfte bestimmen, wie sie heißen sollte? Das fand er wirklich toll. Er schaute sie erneut an und überlegte kurz bis ihm der perfekte Name einfiel. „Kann sie Pia heißen?", fragte er unsicher. Er hatte den Namen aus seinem Lieblingsbuch, dass er sogar mitgenommen hatte ins Krankenhaus. Das Mädchen, das ihn darin trug war so mutig und stark. Er wollte, dass seine Schwester genauso stark und mutig wird, deswegen hatte er sich diesen Namen ausgesucht. „Dann heißt sie Neele Pia", meinte sein Vater und Noah begann zu strahlen. Seine Eltern hatten bisher selten auf seine Vorschläge gehört, doch das dieser ohne Einwand angenommen wurde, machte ihn unfassbar glücklich. Die kleine Familie war glücklich. Noahs Eltern gaben sich einen kurzen Kuss und strahlten dann ihre Tochter an, genau wie Noah. Er schaute sie an und strich sanft mit seiner kleinen Hand über die Wange seiner Schwester . Sie war weich und warm. „Ich beschütze dich. Das verspreche ich dir. Ich hab dich lieb", flüsterte er ihr zu. Und daran hatte sich nichts geändert. 

You're not alone, even if we're not around | Nolin FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt