Dreißig

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Es war tatsächlich sehr schlau von Colin, das Date auf einen Freitag zu legen. Er und Noah sind ungefähr um 4 erst zurück in ihr Zimmer geschlichen, nachdem sie noch ein wenig geredet hatten. Nebenbei hatten sie gegessen. Nach einiger Zeit war Noah ziemlich müde geworden und hat sich an Colin gelehnt. Der Lockenkopf hatte nichts unternommen, allerdings musste er Noah wach halten, damit sie es noch in die Betten schaffen. 

Sie wollten nicht, dass Joel irgendetwas vermutete. Sie hatten das Aufräumen auf den Nachmittag geschoben, sind die Leiter runtergestiegen und lagen dann wieder in den Betten. Noah konnte ziemlich schnell, mit einem Lächeln auf den Lippen, einschlafen. Colin lag noch eine Weile wach und dachte über den Abend nach. Er grinste breit an den Gedanken, wie er Noah Sternbilder erklären wollte. Der Blonde hatte sich angestrengt eines zu erkennen, hatte es aber einfach nicht hinbekommen. 

Irgendwann ist Colin dann auch eingeschlafen. Und überraschenderweise schliefen beide Jungs die Yogasession von ihrem dritten Mitbewohner durch, so müde waren sie. Joel wunderte das schon ein wenig, aber immerhin wurde er nicht wieder mit Kissen abgeworfen. 

Ein paar Stunden später wachten schließlich auch Colin und Noah auf. Sie sahen sich gegenseitig verschlafen an, aber ihre Lippen waren immernoch mit einem Lächeln geschmückt. 

„Guten Morgen", wünschte Colin leise und schlug die Decke von seinen Beinen. Noah fragte sich kurz, wie man direkt nach dem Aufwachen schon aufstehen konnte, erwiderte dann jedoch die Worte. Er beobachtete Colin, wie er sei Tanktop über den kopf zog und nun Oberkörperfrei vor ihm stand. Noah wagte einen Blick. Colin besaß Muskeln, nicht sonderlich ausgeprägt, aber immerhin sichtbar. Und das obwohl der Lockenkopf Sport gar nicht leiden kann. Noah mochte diesen Körperbau am liebsten. Zu viel war dann doch irgendwann zu viel. So wie Colin war, war er perfekt. 

„Ich fand's gestern wirklich schön", sagte Noah dann irgendwann, ohne Kontext, einfach heraus. Colin unterbrach seine Aktion und schaute den Blonden an. In der Hand hielt er ein weißes Shirt, dass er sich aus dem Schrank genommen hatte. 

„Wirklich? Ich dachte, du wärst nicht so der Sterngucker-Typ", sagte Colin schmunzelnd und lockte auf Noah ein kurzes Lachen aus dem Mund. 

„Bin ich auch nicht. Aber es war wirklich schön. Das nächste Mal sollten wir aber trotzdem Bungeejumping gehen". 

„Vergiss es. Wir fangen langsam an, mit den Abenteuern. Wie wärs mit einer Radtour oder wir fahren zusammen an einen See". 

„Lame, aber wenn es sich glücklich macht". 

„Mich macht alles, was wir zusammen machen, glücklich". 

Nach dieser Aussage wurde Noah etwas rot. Ihm hatte noch nie jemand offen gesagt, dass er diesen jemand glücklich macht. Colin ließ ihn so viele neue Erfahrungen machen, wie er in den letzten 15 Jahren nicht gemacht hatte. 

Auf einmal vibrierte sein Handy wieder und Colin zog sich endlich sein Shirt über, als Noah schaute, welchen Alarm sein Handy schlug. Es war wieder sein Vater, der ihn Mal wieder anrief. In den letzten Tagen hatte er es wahrscheinlich an die 1000 mal versucht, Noah hatte ihn jedes Mal weggedrückt. Er hätte ihn auch einfach blockieren können, aber dann würde seine Mutter ihn auch versuchen zu kontaktieren. Er wollte sie nicht auch mit rein ziehen. 

„Sollte ich rangehen?", fragte Noah und zeigte Colin den Bildschirm. 

„Kennst du die Nummer?" 

„Ja, das ist die meines Erzeugers". 

Colin überlegte ebenfalls. Beim letzten Telefonat hatte sich Noah geoutet und er bezweifelt, dass er nochmal mit dem Mann geredet hatte nach dem Vorfall. 

„Wenn du dich bereit fühlst", meinte er dann und setzte sich an Noahs Bettkante. Noah schaute eine weitere Sekunde in die grünen Augen von Colin und drückte schließlich auf das grüne Symbol, direkt danach stellte er den Lautsprecher an. 

„Hallo", flüsterte er, fast schon eingeschüchtert. 

„Noah, warum hast du nicht auf meine Nachrichten reagiert?", hörte man die laute Stimme durch das Telefon. Wieder war Colin von der kalten und harten Stimme geschockt. Er konnte nicht glauben, dass dieser Mann in irgendeiner Form mit Noah verwandt war. Noah war so viel anders als dieser Mann. 

„Antworte mir", schrie er nun fast, als Noah nichts sagte. 

„Ich hatte keine Zeit", sagte er schließlich mit zitternder Stimme. „Die Schule hier ist gerade etwas stressig, ich hatte viel zu tun", schob er hinterher, weil er wusste, dass er so nicht davonkommen würde. 

Schule also. Sicher, dass du nicht mit dieser Schwuchtel deine Zeit verbracht hast". Nun schrie Ludwig tatsächlich durch das Telefon, allerdings auf italienisch. Colin war sich nicht sicher, ob er überhaupt hören wollte, was er schrie. So wie Noah auf das Gesagte reagierte, konnte es nicht gut sein. In seinen Augen bildete sich eine Träne und Wut breitet sich in dem tiefen Blau aus. 

Colin griff schnell nach Noahs Hand, um ihm seinen Beistand zuzusprechen und offenbar gab er ihm genug Kraft, seinem Erzeuger zu antworten. 

Nenn Colin nicht so. Und selbst wenn ich Zeit mit ihm verbracht habe, was willst du tun? Mich zu dir holen? Du hast doch eh keine Zeit und keine Lust auf mich. Du wirst mich hier lassen, weil du es einfacher hast, wenn ich nicht da bin. Du bist so einfach zu durchschauen". Auch er hatte italienisch geredet, sodass Colin nicht genau wusste, worüber der Bonde redete. 

Wag es nicht, so mit mir zu reden. Ich kann dich ganz einfach auf einer neuen Schule anmelden und da kommen dir solche Albernheiten garantiert nicht in den Sinn. Wenn du zu Weihnachten herkommst, erwarte ich von dir, dass du mit dieser Schwuchtel diese Sache beendest, bevor ich es tue. Und wehe dir, wenn du dich mir widersetzt". 

Noah drückte Colins Hand nach jedem Satz fester, suchte Halt in ihr und versuchte, nicht aus der Haut zu fahren und sein Hand gegen die Wand zu schlagen, in der Hoffnung, es sei sei Vater. „Vergiss es. Du kannst mir nicht vorschreiben, wenn ich lieben darf" „Ich bitte dich, Noah. Sowas sind Hirngespinste und keine Liebe" 

„Aber das, was du und Dorothea immer Liebe nannten, ist Liebe?" 

„Du hast keine Ahnung. Sobald du in Therapie bist, wird dir klar, was du im Leben wirklich brauchst und willst" 

Noah drückte auf den roten Knopf und schaute bestürzt zu Colin. Da Colin kein italienisch verstand, standen dem Brünetten viele Fragezeichen über dem Kopf. 

„Er will, dass ich das hier beende und in eine Therapie gehe, die mich ‚heilen' soll. Keine Sorge, dass werde ich nicht machen", erklärte Noah und Colin verstand ein wenig mehr. Das Noahs Erzeuger ihn zwang, sich und seine Sexualität zu verleugnen, war wirklich das letzte. Colin nahm Noah kurzerhand in den Arm und drückte ihn fest an sich. Noah klammerte sich, mit vibrierenden Handy in der Hand, an den Lockenkopf und ließ eine Träne in sein Shirt laufen. 

Plötzlich lässt er on Colin ab, öffnet sein Handy und gibt bei Google eine Frage ein. Gibt es Wege, wie ich meine Eltern anzeigen kann? 

You're not alone, even if we're not around | Nolin FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt