Zwei

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Die Wochen zwischen dem Vortag und dem neuen Schuljahr sprach Noah so wenig wie möglich mit seinen Eltern und verbrachte soviel Zeit mit Neele wie es nur ging. 

Er musste wohl oder übel akzeptieren wie seine Eltern sich entschieden hatten. Er hasste es, dass die beiden über ihn bestimmen konnten, wie sie wollten. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es werden würde, wenn Neele nicht mehr da ist. 

Durch sie hatte er sich nie allein gefühlt. Er wusste zwar, dass er allein war, aber mit ihr war ihm das egal.


2 Tage vor der Abreise packte Noah seinen Koffer. 

Er würde sein Haus mit gemischten Gefühlen verlassen. Einerseits war er glücklich endlich von seinen Eltern wegzukommen, andererseits konnte er sich nicht von Neele verabschieden. Doch er musste es tun, auch wenn es ihm das Herz brach. Sie würde 1 Tag nach ihm in den Spreewald fahren und dann dort in die 2. Klasse gehen. Er selbst würde in Erfurt die 10. Klasse besuchen. Und er hatte jetzt schon keine Lust darauf. 

Neele betrat sein Zimmer. Noah hatte sein Tür offen, weil er eh die ganze Zeit zwischen den Räumen hin und her läuft. Zaghaft hatte sie angeklopft und sah zu Noah auf, der das Packen unterbrach. 

„Wirst du mich besuchen kommen?", fragte sie unsicher und ließ sich von Noah in den Arm nehmen. Dieser schüttelte traurig den Kopf. So gern er es wollte, er würde nicht in den Spreewald fahren können. Er wird wahrscheinlich viel Stress mit der Schule haben und dazu sollte er das spezielle Karatetraining der Schule besuchen. 

„Aber ich werde anrufen, das verspreche ich". Mit Mühe konnte Noah seine Eltern überreden, seine Handynummer für erlaubte Anrufe mit anzugeben. Wenigstens diesen Kontakt brauchte er zu ihr. 

„Ich werde dich vermissen, Noah", flüsterte Neele nun und vergrub ihre kleine Nase in Noahs Brust. „Ich dich auch, Bambi". 

Bambi war der Spitzname, den Noah gerne für Neele benutzte. Sie hatte ein paar Sommersprossen um die Nase herum, die ein wenig an die Flecken eines Rehkitzes erinnern. Kurz kicherte Neele, als sie den Spitznamen hörte. Sie liebte es, wenn Noah sie so nannte. 

Irgendwann musste Noah weiterpacken, allerdings blieb Neele bei ihm, saß auf dem Bett und schaute ihrem großen Bruder zu, wie er immer mehr Sachen in den Koffer schmiss.


Der Tag der Abreise begann für Noah schmerzhaft. Er wurde von seiner Mutter gefahren und auch Neele würde mitkommen.

Die Fahrt ging 4 Stunden, sie standen davon eine halbe im Stau. In der Mitte war Neele in ihrem Kindersitz auf der Rückbank eingeschlafen und Noah hörte fast durchgehend Musik. Mit seiner Mutter redete er nicht. 

Beim Internat wurde sein Herz schwer. Mit jeder Sekunde rückte der Abschied von Neele näher heran. Noah war auf den Moment noch nicht vorbereitet. Doch er kam, ohne Rücksicht auf Verluste. 

Dorothea meldete ihren Sohn bei Frau Schiller an, unterschrieb zig Formulare und bekam mindestens genauso viele Formulare wieder in die Hand gedrückt. Noah saß derweil mit Neele im Gemeinschaftsraum des Internats und zusammen spielten sie eines der Kartenspiele, die in einem Regal untergebracht waren. Neele war drauf und dran zu gewinnen und es machte Noah nichts aus. Das war das letzte Mal für Wochen, dass er mit Neele spielen konnte. Und die Vorstellung wollte er aus seinem Gehirn verbannen. 

„Neele, es wird Zeit", hörten die Geschwister ihre Mutter. Sie stand vor ihnen, ihre Tasche über dem linken Arm. Den anderen hielt sie ausgestreckt, so als wollte sie Neele helfen, vom Sofa aufzustehen. 

Noah war definitiv nicht bereit. Er umarmte Neele lange, strich ihr durch die Haare, flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr. Am liebsten hätte er sie nie wieder losgelassen. 

You're not alone, even if we're not around | Nolin FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt