Elf

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5:30 klingelte Noahs Wecker, den er ausstellte bevor Colin oder Joel davon wach werden konnten. Leise schlich sich Noah zur Tür und drückte die Klinke nah unten. Zu seiner Überraschung ließ sich die Tür nicht öffnen, sie war abgesperrt. 

Er drehte sich um und sah, dass Colin hinter ihm stand. Warum war er schon wach? Und warum hatte er die Tür abgesperrt? „Können wir reden?", flüsterte Colin und sah Noah bittend an. Der Blonde seufzte innerlich auf. Es war klar, dass dieses Gespräch irgendwann kam. Das wovor er die ganze Zeit schon Angst hatte. Colin würde ihm sagen, dass er ekelig war und sich doch ein neues Zimmer suchen solle. 

Stumm nickte er. Vielleicht war er Colin dieses Gespräch auch irgendwie schuldig. Einatmen, ausatmen. Colin nickte ebenfalls und zog den Zimmerschlüssel aus seiner Hosentasche und schloss die Tür wieder auf. „Lass uns ins Badezimmer, ansonsten wird Joel noch wach", flüsterte er dem Blonden zu, als er an ihm vorbei ging. Für Noahs Verhältnisse viel zu nah, auf seinem gesamten Körper bildete sich eine Gänsehaut. Und das Colin ihm dabei etwas ins Ohr flüsterte, machte die Sache nicht besser. 

Tief atmete er und folgte dann dem Lockenkopf ins Badezimmer. Es war noch komplett leer, logisch, niemand stand freiwillig so früh auf. Schweigend schauten sich die Jungs in die Augen bis Colin den Blick löste und auf ein Waschbecken fokussierte. Er hielt den Blick von Noah nicht stand. 

Julia hatte recht, es war alles zu kompliziert, er sollte diese Sache lieber vergessen. „Hör zu, wegen des Kusses", begann er und Noah wurde hellhörig. Colin kam also gleich zur Sache. 

„Vielleicht sollten wir das vergessen".

Noah merkte einen kleinen Stich in seiner Brust. Den Kuss vergessen? Konnte er das überhaupt? Bewegungsunfähig nickte er sachte. Wenn Colin das so wollte. „Willst du nichts dazu sagen?", fragte der Lockenkopf sein Gegenüber, welcher ihm wieder in die Augen schaute. 

„Hast Recht. Ich meine, es war ja kein Kuss, weil ich in dich verliebt bin oder so. Ich war einfach am Boden und du warst da und dann hab ich einfach nicht nachgedacht. Sorry, falls es dir unangenehm war", sagte Noah. Doch er war abwesend während er sprach. Er schaute Colin dabei nicht an. Der Kuss war für ihn nicht gewesen, weil er traurig war, sondern weil er Colin küssen wollte. Das war ihm bewusst, aber das würde er nicht zugeben. 

Colin nickte ebenfalls abwesend. Er hatte erreicht, was er wollte. Doch warum tat es dann im Herzen so weh, als er meinte, dass sie den Kuss vergessen sollten. Das war genau das, was er wollte. Er konnte kein Liebesdrama brauchen oder eine Freundschaftskrise. Oder was auch immer das war, was zwischen ihm und Noah abging. 

„Können wir einfach weitermachen wie vorher? Einfach als Freunde?", wollte Colin dann wissen. Noah nickte und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. Warum hörte sich das Wort ,Freunde' im Bezug auf Colin so falsch an? Das war genau das, was er wollte. Er wollte Colin als Kumpel, nichts mehr. 

Schweigend nickten die beiden Jungs sich zu, ehe sie frühstücken gingen. Auch dabei blieb es recht schweigsam. Unangenehm still. Vielleicht weil beide unterbewusst wussten, dass das was sie im Moment waren, alles andere als richtig war. Dass beide mehr wollten, aber sich zu unsicher waren. Sie beide mussten erst mit ihrem eigenen Scheiß klarkommen, bis dahin blieb dieses unangenehme Gefühl wohl oder übel an. 

Und beide fragten sich, war es richtig zu reden oder hätten sie weiter schweigen sollen?

You're not alone, even if we're not around | Nolin FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt