Achtundzwanzig

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Noah holte die Leiter, die zum Dachboden führte, aus der dafür vorgesehen Haltung und nahm Stufe für Stufe. Bei jedem kleinen Geräusch hielt er inne, schaute sich in jede Richtung um und ging erst weiter, sobald er sich sicher war, dass die Luft rein war. Er brauchte für nichtmal 10 Stufen fast 3 Minuten, aber immerhin stand er schlussendlich auf dem Holzboden im Dunklen. 

Aus einer Richtung sah er gedämpftes Licht scheinen und er bildete sich ein, irgendetwas süßes zu riechen. Kurz schaute der Blonde in die andere Richtung, allerdings war es dort zappenduster und muffig. Noah entschied sich instinktiv für den anderen Weg, sodass er sogar zwei Schritte rückwärts ging, bevor er sich umdrehte und dem Licht entgegen schlich. 

Ein letzter Blick auf sein Handy verriet ihm, dass es eine Minute vor Mitternacht war. Pünktlicher ging es doch eigentlich nicht. Die Uhrzeit springt auf 0 um, irgendwo hört man einen Kirchturm zwölfmal leuten und in dem Moment trat Noah durch den Bogen, wo mal eine Tür war. Ihm stockte der Atem, als er sah, was Colin vorbereitet hatte. 

Der ganze Raum war mit Teelichtern vollgestellt, aus einer Ecke kam ruhige und romantische Musik und Colin hatte einen Tisch mit kleinen Leckereien, wie Gummibärchen, Cookies oder Chips, vollgestellt. Noah trat langsam näher, er glaubte fast, dass er träumte. War er wirklich nicht mehr im Mittagsschlaf? 

„Gefällst dir?", fragte Colin, als Noah seinen Finger an dem Holztisch entlangfuhr, um zu überprüfen, ob er echt war. Noah sah den Lockenkopf an, als hätte er gefragt, ob er atmen würde. 

„Natürlich gefällt es mir. Ich hätte nur nicht damit gerechnet". 

Colin, der die ganze Zeit hibbelig war, beruhigte sich etwas. Die erste Stufe ist geschafft, jetzt müssen sie nur noch in ein Gespräch einsteigen. Colin hätte sich mehr Gedanken über Gesprächsstoff machen sollen, wie ihm jetzt auffällt. Hoffentlich müssten sie sich nicht die ganze Zeit anschweigen, weil kein Thema spannend war. 

„Woher wusstest du, dass ich gelbe Gummibärchen liebe?", fragte Noah, der sich eine ganze Handvoll von den gelben Bären aus der Schüssel genommen. 

„Ich kenn dich halt", antwortete Colin schulterzuckend und klaute sich eines aus Noahs Hand. 

„Das klingt so, als wärst du ein Stalker" 

„Wir wohnen seit 3 Monaten im selben Zimmer, ich glaube, da lernt man eben ein paar Gewohnheiten kennen". 

Noah und Colin lächelten sich an. Insgeheim freute sich Noah ungemein, dass Colin ihn scheinbar so leicht durchschauen konnte. Dass Colin ihn so gut kannte. 

„Hast du noch etwas geplant oder werden wir uns die ganze Naht mit ungesundem Zeug vollstopfen", fragte Noah lachend, allerdings nicht vorwurfsmäßig. Auch Colin lachte etwas, während er den Kopf schüttelte. 

„Komm mit", wies er den Blonden bloß an. Colin ging zu einem schrägen Dachfenster, öffnete es und begann direkt hinaus aufs Dach zu klettern. Noah schaute kurz verdutzt hinterher, ehe seine Beine ihn hinter dem Lockenkopf hertragen. Es war für ihn ein Kinderspiel auf das Dach zu klettern und sich neben Colin zu setzten. 

„Ich weiß, es ist vielleicht nicht sonderlich aufregend, aber ich dachte wir können uns die Sterne anschauen. Heute ist eine schöne klare Nacht, das sieht man über Erfurt bestimmt viele", meinte Colin und schaute schüchtern zu Noah. Er hoffte wirklich, dass Noah diese Idee nicht blöd fand oder direkt wieder gehen wollte. Noah legte seinen Kopf in den Nacken, schaute in den Himmel und drehte seinen Blick dann zu Colin. 

„Es ist eine gute Idee", sagte er bloß und lehnte sich dann nach hinten. Colin folgte ihm erleichtert. Zusammen lagen die beiden nun auf dem Dach des Internats und schauten sich die Sterne an. Um sie herum war es ruhig, es ging nur ein wenig Wind, der die Büsche rascheln ließ. Für die beiden existierten gerade nur sie und der endlos schwarze Himmel, der übersäht war mit kleinen Sternen. Colin drehte nach ein paar Minuten seinen Kopf Richtung Noah, der immernoch lächelnd neben ihm in die Sterne schaute. Colin lächelte. Sein Herz raste, und in seinem Bauch flogen die Schmetterlinge auf und ab. 

You're not alone, even if we're not around | Nolin FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt