Fünfundzwanzig

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Die Schule ging für Colin heute schon fast zu schnell, nicht das er sich beschweren würde. Jedes Fach war heute einfach, Herr Zech hatte wirklich gute Laune und verzichtete auf seine normale Abfrage der Klasse am Anfang der Stunde und auch die anderen Lehrer hatten ihren Unterricht abwechslungsreicher gestaltet. So ging der Tag schnell rum und Colin kam gut gelaunt am Internat an. 

Er joggte die Treppe nach oben, nahm dabei 2 Stufen auf einmal und kam im leeren Zimmer an. Joel hatte noch Unterricht, das wusste der Lockenkopf, aber warum Noah noch nicht wieder da war, war ihm ein Rätsel. Normalerweise halten den Blonden nach Schulschluss keine zehn Pferde in der Schule und er ist immer der erste im Zimmer. Wie aufs Stichwort öffnete sich die Tür und Noah trat in den Raum, auf dem Kopf hatte er Kopfhörer. Er nahm sie ab, offensichtlich überrascht, dass Colin schon da war. 

„Hey", sagte er und schmiss seinen Rucksack in eine Ecke des Zimmers, dort wo auch schon Colins Rucksack lag. „Hey", begrüßte Colin zurück. Es entstand eine Stille, die sogar fast unangenehm wurde. Eigentlich genossen die beide gemeinsame Stille, aber jetzt waren sie so angespannt, standen weit von einander weg. Körperkontakt wurde bei ihnen zur Gewohnheit und schon diese 3 Meter fühlten sich an, als wäre eine riesige Schlucht zwischen ihnen. Sie wirkte unüberwindbar, aber Colin musste den Sprung wagen. Manchmal musste man springen und konnte nur hoffen, dass es keine Schlucht war. 

Er ging drei kleine Schritte auf Noah zu, streckte seine Finger nach dessen Hand aus und griff sie. Noah verfolgte die Bewegungen, tat aber nichts, um sie zu unterbrechen. Im Gegenteil, er verschränkte seine Finger mit Colins. Colins Hand war weich und warm und es schien so, als würde sie perfekt in seine passen. Colin begann zu lächeln, als er merkte, dass Noah das genauso sehr wollte, wie er. Noah lächelte ihn ebenfalls an, aber nicht wegen der Berührung. Er lächelte, weil Colin so süß lächelte und er eben verliebt war. Vielleicht war dieses Verliebtsein nicht so schlimm, wie er immer dachte. Nein, es war wunderschön. 

Plötzlich klingelte ein Handy. Es war Noahs, das auf seinem Bett lag, nachdem er es aus seiner Hosentasche genommen und dahin geschmissen hatte. Noah wurde selten angerufen, eigentlich nie - außer von Colin, aber der war hier. Also schien es wichtig zu sein. Mit schwerem Herzen ließ er Colins Hand los und schnappte sich sein Handy vom Bett, dass stumpf vor sich hin klingelte. 

Der Anrufer war sein Vater. Noah schloss seine Augen. Sein Vater hatte ihn kein einziges Mal angerufen, seit er auf dem Einstein war und auch, als er Neele vorbeibrachte, hatten sie beiden kein Wort gewechselt. 

Kurz überlegte Noah seinen Vater wegzudrücken oder einfach zu ignorieren, aber früher oder später, würde er es schaffen, seinen Sohn zu erreichen. Und jetzt wo Colin noch da war, um ihm beizustehen, brachte Noah dazu, den grünen Knopf zu drücken und sein Telefon auf laut zu stellen. 

„Hallo Ludwig", begrüßte er ihn kalt und Colin sah ihn an, unsicher ob er bleiben dürfen oder lieber gehen solle. Noah schüttelte den Kopf, um ihm zu signalisieren, dass es okay war, wenn er blieb. Dass er es lieber hätte, wenn er blieb. 

„Noah", antwortete sein Vater und Colin fuhr ein Schauer über den Rücken. Die Stimme von Noahs Erzeuger war so kalt und so distanziert. Noah bemerkte dies und nahm wieder seine Hand. So konnten sie sich einander Sicherheit geben. 

Noah dirigierte die beiden dann auch zu seinem Bett, damit sie sich nicht so komisch gegenüber stehen müssten. Colin ließ sich dicht neben dem Blonden nieder und ließ seine Hand nicht los. Ihre Beine berührten sich sanft und in Colins Bauch machten sich wieder Schmetterlinge breit. 

„Was willst du?", fragte Noah mit einer Stimme, die Colin gar nicht von ihm kannte. Er klang ähnlich wie sein Vater, genauso kalt und unnahbar. Nur mit dem Unterschied, das sein Vater einen starken südländischen Akzent hatte, Colin konnte aber nicht genau zuordnen, welchen genau. 

You're not alone, even if we're not around | Nolin FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt