Fünfzehn

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Noah zeigte seiner Schwester das Internat. Er führte sie durch den Gemeinschaftsraum in die Küche, dann gingen sie hoch zu den Zimmern und dem großem Bad, bevor sie wieder nach unten gingen, wo die Gästezimmer waren. Neeles Koffer hatten sie bereits vor dem Rundgang dorthin gebracht und jetzt würde das blonde Mädchen schlafen gehen. 

„Hey Neele", begann Noah, während sich seine Schwester ein T-Shirt über den Kopf zieht und zurecht zupft. „Wie kommst du darauf, dass Colin in mich verliebt ist", fragte er etwas unsicher und schaute dann Neele an. Diese zuckte unbekümmert mit den Schultern und legte sich in das Bett, an dessen Fußende Noah saß. 

„Du hast mal gesagt, dass Menschen wie Schafe schauen, wenn sie verliebt sind. Colin hat genauso geguckt, wie das Schaf, dass wir auf einem Bauernhof mal gesehen haben", meinte sie und legte die weiße Decke über ihre Füße, ehe sie ein Buch vom Nachtisch gab und Noah fragend ansah. „Ah", machte dieser zu sich selber, als Neele den Satz ausgesprochen hatte und nahm dann das Buch an sich, um Neele vorzulesen. 

Das war auch etwas, dass sie früher getan hatten. Noah hatte Neele ins Bett gebracht und ihr dann mindestens ein Kapitel aus einem Buch ihrer Wahl vorgelesen. Es tat gut, in alte Muster zu verfallen, zumindest für 2 Wochen. Zu viele Veränderungen vertrug Noah nicht gut. 

Er las insgesamt 3 Kapitel, schlug dann das Buch zu und schaute Neele an, die ihn aus schläfrigen Augen anblickte. „Ich muss jetzt auch in mein Zimmer. Ich hab dich lieb, Bambi. Schlaf gut", sagte er und strich ihr über den Kopf. Dann stand er vom Bett auf und ging zur Tür. 

Bevor er aus dem Raum trat, blickte er nochmal hinter sich und sah, dass Neele innerhalb von Sekunden eingeschlafen war. Im Schlaf drückte sie ihr Schaf an sich und lag auf der Seite. Sanft lächelte Noah, losch das Licht und schloss die Tür hinter sich.


„Hey. Sorry, ich musste Neele noch alles zeigen und dann ins Bett bringen", sagte Noah, als er die Tür zu seinem Zimmer öffnete. Colin lag auf seinem Bett und hörte durch seine Kopfhörer Musik. Doch, als sein Mitbewohner das Zimmer betrat, legte er sie ab und setzte sich lächelnd auf. 

„Alles gut. Schauen wir trotzdem noch einen Film?", erkundigte sich der Lockenkopf und Noah lachte kurz auf. Schnell trat er sich die Schuhe von den Füßen, ehe er nickte und schon stand Colin auf und ging die 3 Schritte zu seinem Bett. Zusammen legten sie die Decke über ihre Beine und Noah nahm sein Tablet in die Hand. Er wusste genau, welchen Film sie schauen würden. 

Er öffnete einen Streamingdienst und gab den Namen in die Suchleiste ein, so dass Colin es nicht sah. Es sollte eine kleine Überraschung sein, was sie schauen würden. Als die sanften Klänge des Vorspannliedes begann, drehte Noah den Display so, dass Colin nun auch den Film sah und als er ihn erkannte, drehte er leidig seinen Kopf zu Noah. 

„Du meintest ,kein Horrorfilm'. Dein eigener Wortlaut", meinte Noah lachend und hob abwehrend die Arme. „Das war aber keine Einladung für call me by your name". Auf diese Aussage hin lachte der Blonde nur und drehte seinen Kopf dann zum Film. Colin wusste, dass er bei Filmen keine Chance hatte mit Noah zu diskutieren, deswegen nahm er sein Schicksal hin und tat es Noah gleich. 

Und während sie Oliver und Elio so zusahen, wie sich liebten und das Leben hinnahmen, fiel Colins Kopf allmählich auf Noahs Schulter, die Augen hatte der Lockenkopf geschlossen. Allerdings krachte sein Kopf etwas daneben, sodass er schnell in den Schoss des Blonden rutschte und sofort wieder hellwach war. 

„Sorry, bin wohl etwas eingenickt", meinte er und schob seine Hand in die Locken. Noah lächelte. „Alles gut. Wir können auch morgen weiterschauen, wenn du schlafen willst", bot er an und war schon mit dem Finger am Aus-Knopf des Tablets, ehe Colin ihn aufhielt. „Nein. Ich meine, ich bin wach, wir können den Film auch jetzt schauen". Also schauten sie den Film weiter bis zum Ende. Mit den Klängen von Visions of Gideon stellte Noah das Tablet aus und Colin wollte aufstehen. 

„Bleibst du noch kurz hier? Wir könnten noch ein bisschen reden", fragte er ihn und seine Wangen wurden leicht rot. Colin sollte einfach neben ihm liegen bleiben, weil er seine Nähe wie keine andere genoss. Noah war von sich selber überrascht, dass er so dachte. Colin lächelte und legte sich zurück neben seinen Mitbewohner in dessen Bett. 

„Und worüber genau willst du reden?", fragte der Lockenkopf dann. „Weiß nicht", meinte Noah ehrlich und spürte Colins Grinsen am ganzen Körper. „Du sagst also du willst reden, hast aber kein Thema?", fragte er belustigt und schaute grinsend an die Decke, genau wie Noah. „Du hast es erfasst". 

Schweigen. 

Irgendwann schaute Colin den Blonden von der Seite an. Sein Grinsen war einem ernsteren Gesichtsausdruck gewichen. 

„Wie fändest du das? Wenn ich dich bei meinem Namen nennen würde?" 

Auch Noah drehte den Kopf zur Seite und sah Colin in die Augen. 

„Ist das eine Einladung um mit mir zu schlafen?", stellte er eine Gegenfrage und brachte Colin zum Lachen. „Nein, Blödmann. Das war eine Frage. Also, soll ich dich Colin nennen?". 

„Nur, wenn ich dich Noah nennen soll", meinte Noah und lächelte Colin schelmisch an. 

Colin verdrehte spaßeshalber die Augen und schaute auf die Decke, die ihre Körper bedeckten. „Ich finde, dass das den Paaren auf dieser Welt überlassen werden sollte", sagte er dann und wurde wieder ernst. Denn insgeheim ist es wahrscheinlich genau das, was er wollte. 

Er wollte mit Noah zusammen sein und eben diese Dinge machen, die für Paare typisch sind. Zusammen den Sonnenaufgang anschauen, kuscheln in der Löffelposition und bis in die Nacht herein reden und knutschen. Das war das, was er sein Unterbewusstsein sich wünschte. 

Colin selber musste noch realisieren, dass dieses Bauchkribbeln und das Herzklopfen Liebe waren. Aber Noah kannte seine Vergangenheit nicht. Bevor sie weitergingen, sollte er diesen Teil kennenlernen. 

Aber das sollte erst später kommen. 

You're not alone, even if we're not around | Nolin FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt