Er hatte das Schwert auf mich gerichtet. Wie konnte er mich erkennen? Soviel ich wusste, sah ich meiner Schwester nicht ähnlich, dennoch erkannte er mich. Ich konnte nicht antworten, der Mann gegen den ich mich verschworen habe, hatte das Schwert auf mich gerichtet und ich konnte ihn nicht töten, ich konnte mich nicht für meine Schwester rächen. Zu meiner Überraschung steckte Levi das Schwert wieder weg, noch immer unfähig mich zu bewegen schaute ich ihm einfach dabei zu. Nach einem weiteren Wimpernschlag riss er mich an meinem Hemd nach oben und ich war nur noch einige Millimeter von ihm entfernt. "Steh auf." sagte er bloß und ließ mich dann wieder auf den Boden plumpsen. Er schritt an mir vorbei und ging zu dem Gelände wo ich noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte. Nachdem ich dann aufgestanden war, wusste ich nicht so recht, wohin mit mir, weshalb ich mich einfach neben ihn stellte. Mein Kopf reckte sich in die Richtung des Himmels, die Sterne funkelten dort oben, sie waren wunderschön. Einen Mond konnte ich diese Nacht nicht erkennen, obwohl keine einzige Wolke am Himmel stand. "Ich lasse dir das nur einmal durchkommen, also versuch es nicht noch einmal." sagte Levi schließlich, auch er hatte den Blick nach oben gerichtet. "Wegen dir ist meine Schwester tot." meine Stimme zitterte. Er senkte den Blick. "Morgen ist viel zutun, du solltest schlafen." sagte er und ging dann an mir vorbei. Meine Wut auf ihn nahm immer mehr zu, wieso ignorierte er was ich sagte? Kurz bevor er bei der Tür angekommen war, rief ich ihm noch etwas nach: "Ich werde keinen Befehl von dir annehmen, wenn ich dadurch auch den Tod finde!" endlich blieb er stehen, "Tu dir keinen Zwang an, wenn du wieder zurück in dieses Loch willst." danach verließ er das Dach und ich blieb allein zurück. Die Nacht war kalt, doch das hielt mich nicht davon ab, hier oben zu bleiben. Das war also Levi Ackermann, der Mann, wegen dem meine Schwester dem Aufklärungstrupp beigetreten ist und wegen dem sie gestorben ist. Er wirkte kalt und ernst, nichts an ihm sah einladend aus, seine Größe ließ auch nicht vermuten, dass er ein guter Kämpfer war und trotzdem besaß er eine eigene Einheit, die er anführte. Das was ich zu ihm gesagt hatte meinte ich ernst, auch wenn ich mir schon denken konnte, dass das wohl nicht so passieren würde. An dem Tag, als die Titanen die Mauer einrissen, bekamen auch wir das mit. Die Erde bebte, ich war damals dabei mich um einen gebrochenen Arm zu kümmern, als der Staub von der Decke rieselte. Die Menschen flüchteten in ihre Häuser, damals ließ ich den Jungen mit dem gebrochenen Arm und seine Schwester bei mir bleiben, bis das Beben aufhörte. Dann nach einigen Tagen erst, hörten wir von den Titanen und es legte sich eine Spannung über die Stadt. Bald würde ich auch Titanen sehen. Bei dem Gedanken daran umhüllte mich eine Gänsehaut, ich konnte mit kaum vorstellen wie es wohl war einem echten Titan gegenüber zu stehen. Diese Geschöpfe waren einfach unfassbar. Von dem Platz auf dem ich jetzt saß konnte ich die Mauer sehen, die die Stadt von der Außenwelt abschnitt. Über diese Mauer soll ein Titan kommen? Das war unmöglich, dachte ich, doch die Menschen die ich heute gesehen hatte, zeigten mir deutlich, dass es nicht unmöglich war, dass ein Titan die Stadt zerstörte. Mit dem Gedanken an die Menschen denen ich heute half, schlief ich letztendlich nicht auf meinem neuen frischen Bett ein, sondern auf dem Dach.
Am nächsten Morgen wachte ich auf, wie ich es noch nie erlebt hatte. Die Sonne wärmte meine Haut und weckte mich auf. Mein Rücken und mein Nacken schmerzten fürchterlich, kein Wunder, wenn ich auf diesem harten Boden schlief. Ich wusste nicht wie spät es war, als ich wieder in das Quartier ging. Es herrschte bereits völliges Chaos, die Soldaten liefen eilig umher. Schnell schlüpfte ich in mein Zimmer und schaute das erste Mal in meinen Schrank. Darin hingen mehrere Uniformen, wussten die hier etwa schon meine Größe? Als ich mich dann gewaschen und umgezogen hatte und mit der perfekt sitzenden Uniform in mein Zimmer zurück kehrte, saß bereits Hange auf meinem Bett. Sie strahlte mich förmlich an. "Da bist du ja, wo hast du die Nacht verbracht?" fragte sie neugierig und ich musste lächeln. "Ich bin wohl auf dem Dach eingeschlafen." sagte ich verlegen. "Und wie es aussieht, hast du Sonnenbrand." sie sprang auf und drückte mir den Finger auf die Wange, meine Haut brannte und war heiß, an genau der Stelle wo sie meine Wange gedrückt hatte. Eilig schaute ich in den Spiegel, sie hatte recht, mein Gesicht war leicht rötlich. "Kein Wunder, du hast dein ganzen Leben unter der Erde verbracht." sagte Hange, die mir ins Badezimmer gefolgt war. "Und was tut man dagegen?" fragte ich besorgt und drückte mir ebenfalls einen Finger auf das Gesicht. Meine Haut erblasste kurz, zu der Farbe die ich sonst hatte und wurde dann wieder rot. "Das zeige ich dir später, wir sind jetzt auch schon ein bisschen zu spät dran. Erwin ist bestimmt schon stinksauer, das Meeting sollte schon vor einer Stunde sein, aber du warst unauffindbar." erklärte sie. Dann zog sie mich mit sich und ließ mich erst im Gang wieder los, der inzwischen völlig leer war. "Wo sind denn alle?" fragte ich, "Die sind alle schon zu Shadis, das waren alles Rekruten. Du wirst mit ihnen zusammen trainieren, sobald Erwin dich geprüft und eingewiesen hat. Vermutlich wirst du aber morgen erst mit ihnen zusammen trainieren." sagte Hange. Dann bogen wir auch schon in den nächsten Gang ein und Hange öffnete eine Tür. Sie schob mich vor, nervös blieb ich vor allen stehen. "Guten Morgen, also wie ihr seht habe ich Malina mitgebracht." sagte Hange und ich schaute mich im Raum um. An dem Tisch saßen Erwin, Hange, Levi, der seine Hand eingewickelt hat und andere, die ich noch nicht kannte. Es waren drei Männer, die mich misstrauisch beobachteten, und eine Frau, die nicht viel älter als ich war, sie hingegen lächelte mich freundlich an. Außerdem saß direkt neben Erwin ein Mann in einem weißen Kittel, das war dann wohl der Arzt. Ich musste schlucken, 'Zeig ihnen nicht, dass du Angst hast', hörte ich die kleine Stimme in meinem Kopf sagen und richtete meine Haltung. "Wo darf ich sitzen?" fragte ich und schaute mich im Raum um. Erwin deutete auf den einzigen freien Stuhl, der noch am Tisch stand hin. Also nahm ich neben Levi und dem Arzt platz. Levi würdigte mich keines Blickes, das wunderte mich wenig nachdem ich ihn letzte Nacht so angegriffen hatte. "Dann kann unsere Besprechung jetzt endlich starten, wie schon erwähnt, ist das eure Kameradin, Malina Winter. Sie wird noch ein hartes Training hinter sich haben, Zackly hat mir auch nicht die Erlaubnis gegeben, ohne sie auszureiten, da unsere Verluste viel zu groß sind. Das heißt, bis Malina ihr Training nicht abgeschlossen hat, werden wir hier drin bleiben, außer dir Hange. Ich gebe dir die Erlaubnis mit deiner Einheit die Stadt zu verlassen, aber achte darauf keinem Titan zu nahe zu kommen." sagte Erwin streng und Hange nickte. Während Erwin noch weitere Dinge über Hange's Einheit besprach schaute ich mir meine neuen Kameraden an, noch nie war ich Teil eines Teams. Die drei Männer wirkten deutlich älter, als die Frau, die mir gegenüber saß. Sie hatte noch immer ein Lächeln auf den Lippen, auch wenn sie keiner ansah. "Außerdem möchte ich noch gerne wissen, wer dir das angetan hat, Levi." plötzlich blieb mein Herz stehen. Erwin schaute ihn ernst an, noch ernster als er ohnehin schon aussah. Levi hingegen wirkte fast schon gelangweilt. "Gestern Abend hat mich ein Eindringling am Dach überrascht." sagte er schlicht, doch Erwin's Augen rutschten zu mir. Ich versuchte nicht allzu schuldig auszusehen. "Was ist passiert?" fragte er weiter, schaute aber mich dabei an. "Wie schon gesagt, ich habe gestern noch das Dach überprüft und da war ein Kind, dass wohl uns die Schuld dafür gibt, dass seine Familie gestorben ist, dann hat es mich mit einem Messer angegriffen." log Levi für mich. Es war wohl einfach nicht die ganze Wahrheit, denn immerhin gab ich ihm die Schuld, dass meine Schwester gestorben war und habe ihn mit einem Schwert angegriffen. Erwin schien das offenbar zu reichen, er war schlau genug um eins und eins zusammen zu zählen. Die Bedingung war, dass ich Levi treffen würde und dann wurde er am ersten Tag angegriffen, an dem ich hier war, er wusste, dass das kein Zufall war. "Nun zu dir Malina. Shadis wird dich wohl doch nicht trainieren, aber deine Einheit schon. Innerhalb des nächsten halben Jahres solltest du so weit sein, dass wir mit dir ausreiten können." sagte Erwin, woraufhin mir eine Frage auf der Zunge brannte. "Was wenn ich sterbe?" fragte ich und es war für einen Moment still. "Wenn du stirbst habe ich eine Person weniger in meinem Team und wir haben dich unnötigerweise trainiert und unsere Zeit damit verschwendet." Levi war der erste, der auf meine Frage antwortete. Es traf mich nicht, dass er so etwas sagte.
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Get away // Attack on Titan
FanfictionMalina ist Ärztin, sie wird nicht besonders hoch angesehen, obwohl sie mehr als gute Arbeit leistet. Sie lebt in der Unterwelt von Stohess, kurz nachdem die Mauer von Titanen angegriffen wurde, nahm die Militärpolizei sie fest und lieferte sie dem A...