Kapitel 3

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Ich folgte seinem Blick, mir blieb fast die Luft zum atmen weg. Es war wunderschön, die Wiesen reichten bis zum Horizont und waren übersäht von Wäldern. Flüsse zogen sich ebenfalls durch die Landschaft und nahe der Mauer war eine Blumenwiese zu sehen. "Gewöhn dich auch nicht daran." sagte Levi und holte mich hart wieder zurück in die Realität. "Komm." wies er mich an und ich folgte ihm. Wir wurden von immer mehr Soldaten gegrüßt, lächeln grüßte ich jeden von ihnen ebenfalls. Bis Levi und ich am Abgrund der Mauer standen, wie mir erst jetzt auffiel trug jeder der Soldaten hier oben ein 3D-Manöver außer mir. Mir wurde etwas mulmig zumute, doch das ließ ich mir nicht anmerken. Erst als mir die Höhe auffiel auf der wir uns eigentlich befanden, wurde mir etwas schwindelig. Als ich dann auch noch einen Schritt näher auf den Abgrund zutrat und nach unten sah, fing ich an zu schwanken. Bis ich endlich das sah, was Levi mir schon die ganze Zeit zeigen wollte. Dort unten hatte sich eine Traube an Titanen gebildet, sie liefen immer wieder gegen die Mauer und machten ekelhafte Geräusche. Sie schauten zu uns nach oben und ich hatte das Gefühl, als hätten sie mich persönlich als ihr Futter ausgewählt. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, als ich die Mäuler dieser Kreaturen sah. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, da konnte ich nicht mehr aufrecht stehen bleiben. Ich sank auf die Knie und spie. Ich spürte noch wie jemand meine Haare nach hinten zog und sie hinter meinem Kopf festhielt. Hustend beruhigte ich meine Atmung wieder, hier oben war ich noch sicher vor den Titanen, aber wenn ich da draußen auf einen treffen sollte, würde ich nicht mehr die Chance haben mich einfach hinter einer Mauer zu verstecken. "Jetzt hast du Schiss bekommen." hörte ich Levi's Stimme in meinem Kopf. Erneut machte sich Panik in mir breit, das Leben hinter diesen Mauern war kein freies Leben, dort wo ich herkam war es noch schlimmer. Schon als ich ein kleines Kind war, litt ich unter furchtbarer Platzangst, die immer schlimmer wurde, wenn ich daran dachte, dass über mir eine Meterdichte Felsschicht war, die irgendwann einmal einbrechen könnte. Doch das Wissen, dass hinter der Mauer nur der Tod durch diese Kreaturen auf mich warten würde, verursachte noch mehr Panik in mir. Mein Körper begann zu zittern und Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Ich musste mich beruhigen. "Malina, was ist los?" fragte Levi und kniete sich neben mich. Seine Hand drückte meine Schulter leicht zusammen. Seine kalten Augen trafen meine, die Angst konnte ich nicht mehr verstecken. "Ich werde dir beibringen, dich gegen sie zu schützen, du wirst lernen wie man die 3D-Manöver benutzt." sagte er langsam und durch seine Worte entspannte sich mein Körper endlich. Ich schluckte, den Gedanken an die Titanen konnte ich noch nicht zulassen. "Das ist die Freiheit von für die ihr kämpft?" fragte ich fassungslos. Levi schaute hinaus, wieder auf die Hügellandschaft. "Wir erforschen die Titanen, wir versuchen herauszufinden woher sie kommen und was sie sind, wieso sie es nur auf Menschen abgesehen haben." erklärte er in einem beruhigendem Tonfall. Ich nickte, sie versuchen die Menschen auf ihre Art zu retten und ich auf meine. "Wann lerne ich das?" fragte ich und Levi nahm die Hand von meiner Schulter. Ein Schaudern ging durch meinen Körper, er hatte mich tatsächlich davor bewahrt eine Panikattacke zu erleiden.

Es vergingen zwei Wochen in denen ich Reiten gelernt hatte, die Grundlagen der 3D-Manöver beherrschte und alle saufsaugte was mir hange über diese Titanen beibrachte. Jeden Abend, ritt ich mit Petra aus zu den Menschen, die sich bei diesem Ort versammelt hatten. Seit letzter Woche hat sich die Anzahl der Menschen dort um die Hälfte vermindert. Die gesündesten von ihnen wurden zum König beordert um in seinen Diensten zu arbeiten. Dazu kam noch, dass die Menschen in der Stadt wohl mitbekommen haben, dass ich hier meine Pflicht tue und es nun eine Ärztin in der Stadt gab. Sie kamen in Scharren zu mir und brachten mir ihre Liebsten, die schwer krank waren oder schwer verletzt waren. Inzwischen mussten Petra und ich uns nicht mehr ein Pferd teilen, ich konnte auf meinem eigenen durch die Stadt reiten, worauf ich so stolz war, dass es fast schon peinlich war. Aus Petra und mir waren inzwischen Freundinnen geworden, sie und Eld brachten mir das reiten bei. Beim ersten Mal auf einem Pferd, bin ich jedoch direkt wieder abgestiegen weil ich eine solche Angst hatte, woraufhin sich Petra kaputt gelacht hatte.  Eld hingegen fand das gar nicht lustig und hat mir damit gedroht, mich von Erwin trainieren zu lassen oder noch schlimmer von Keith Shadis. Ich hatte diesen Mann getroffen, als er Erwin besuchte um über die besten der Rekruten zu sprechen, dieser Mann sah noch strenger aus als Levi und war ein Ausbildner. Seit dem Tag, gab ich mir die beste Mühe reiten zu  lernen und beherrschte das auch ziemlich gut. Probleme hatte ich noch bei den Übungstitanen. Es war nicht nur einmal vorgekommen, dass ich mich übergab, als Levi mich zu den Übungsfiguren schleppte. Damals dachte ich, dass wenn ich einfach kein Frühstück aß, ich mich nicht übergeben konnte, doch dem war nicht so. Jedes Mal wenn ich diese Figuren sah, musste ich an den verstörenden Anblick der echten Titanen denken, als ich dann endlich so weit war und den Nackenteil dieser Kreaturen herausschnitt, versuchte ich meinen Ekel zurück zu halten. Immer wieder wenn ich mich übergab half Levi mir und hielt meine Haare zurück. Den Plan meine Schwester zu rächen, konnte ich noch nicht ausführen, selbst wenn ich niemals hinter die Mauer kommen würde, würde ich es dennoch brauchen, was ich hier lernte. Wenn die Mauern einbrechen sollten und ich diesen Titanen ausgeliefert bin, habe ich immer noch die Chance so lange zu überleben wie ich konnte. "Bring das unter Kontrolle." verlangte Levi und flocht meine Haare zu einem Zopf, währen dich noch immer am Boden hockte und hustete. "Wenn du dich jedes mal übergeben musst, sobald sich Titanen in dein Blickfeld bewegen, wirst du die erste sein, die stirbt." ich verdrehte die Augen. "Ich werde jetzt gehen." sagte ich und schaute zur Sonne. Ich richtete meinen ganzen Tag nach der Position der Sonne und sobald die Sonne jeden Abend die Mauer berührt, machte ich mich auf den Weg zu meinen Patienten. "Ich werde heute mit dir gehen, Petra hat mich darum gebeten." sagte Levi und ließ meinen Zopf los. Er richtete sich auf, während mir der Gedanke durch den Kopf ging, dass Levi mich heute begleiten sollte. Ich nickte und richtete mich ebenfalls auf, aus meiner Hosentasche holte ich ein Taschentuch und wischte mir den Mund ab, das hatte ich mir inzwischen angewöhnt, da ich mich immer öfter übergab. "Okay, dann gehen wir." sagte ich und war überrascht, als ein Rekrut mir meine Tasche übergab. Verwirrt schaute ich zu Levi, der nur mit den Achseln zuckte. Was hatte das denn jetzt nur zu bedeuten? Ich vergaß den Gedanken schnell, da ich erneut überrascht war, als Levi einen Moment später mit zwei Pferden aus den Stallungen kam und ich nur noch aufsteigen musste. Den Weg zu meinen Patienten verbrachten wir schweigend und kamen dadurch noch schneller voran als ich dachte. Kaum war ich vom Pferd abgestiegen, kamen immer mehr Menschen auf uns zu und bald war ich so beschäftigt mit dem Menschen, dass ich nicht bemerkte wie Levi verschwand. Heute erlebte ich eine Überraschung nach der anderen, denn einer der Kinder, das mit Eren befreundet war kam zu mir. Es war der blonde Junge. "Hallo." begrüßte ich ihn lächelnd. "Hallo." sagte er kleinlaut und schaute mir zu wie ich die Nase einer alten Dame verband. Sie war hingefallen und die Ärzte in der Stadt waren ihr zu teuer. Der Junge hockte sich neben meinen Stuhl und schaute mir einfach bei der Arbeit zu. "Wie heißt du?" fragte ich dann, als ich mich nicht mehr ganz so konzentrieren musste. "Armin Alert." sagte er und seine großen blauen Augen erinnerten mich an den Himmel den ich heute schon so oft versucht hatte zu erreichen, mit meinen 3D-Manövern. "Freut mich Armin-" sagte ich noch, bevor mir plötzlich meine Arme nach hinten gerissen wurden. Ich versuchte mich aufzurichten, doch mein Körper wurde nach vorne gedrückt und meine Arme gewaltsam nach hinten gerissen. "Hey!" versuchte ich mich zu wehren, doch ich spürte nur wie meine Handgelenke gewaltsam festgehalten wurden. "Sie sind verhaftet." hörte ich eine männliche Stimme an meinem Ohr. Er hielt mich noch immer fest und legte mir Handschellen an. Die Menschen, die noch in der Reihe angestellt standen wurden immer lauter und versuchten die Männer, die mich verhafteten, zurück zu halten und ihnen den Weg zu versperren. "Lassen Sie sie sofort los!" hörte ich die alte Dame rufen, um dessen Nase ich mich zuvor noch gekümmert hatte. "Sie ist die einzige, die sich hier um uns kümmert!" schrie ein weiterer Mann, den ich nicht sehen konnte. "Lassen Sie Malina!" schrie Armin und drängte sich zwischen der Masse zu mir durch. Inzwischen konnte ich die Situation ein wenig überblicken, es waren mehrere Männer mit Pferden auf ihren Jacken und alle versuchten mich in einen Wagen zu schaffen. Ich wehrte mich so gut ich konnte, doch das führte nur dazu, dass sich meine Handgelenke an den Handschellen aufrieben. Das Metall machte so laute Geräusche, dass ich nicht mehr die Stimmen der Menschen verstehen konnte. Als Armin von einem der Männer den Ellenbogen ins Gesicht bekam, schaffte ich es endlich mich von ihnen loszureißen und lief zurück zu ihm. "Armin!" sagte ich laut und kniete mich in den Matsch. Die Sonne war inzwischen schon lange nicht mehr am Himmel zu sehen, doch im Licht der Laternen konnte ich das Blut sehen, dass aus seiner Nase lief. "Lassen Sie mich dem Jungen helfen." sagte ich zu dem Soldaten, der auf mich zueilte. "Armin, setzt dich auf, na los!" sagte ich, als der Mann keine Anstalten machte meinen Handschellen zu entfernen. "Halte dir die Nase zu und warte bis es aufhört zu bluten." wies ich ihn an, bevor ich wieder hoch gerissen wurde und weg geschliffen wurde. "Geh weiter!" sagte der Mann und schubste mich weiter. Insgesamt waren es sechs von ihnen und derjenige der mir die Handschellen angelegt hatte und mich nun davon zerrte, war der Größte und Jüngste von ihnen. Sein Haar hing ihm ins Gesicht, und seine Augen schauten mich kalt an. "Warum werde ich verhaftet?" fragte ich und er hob mich in den Wagen hinein. Dennoch sagte er kein Wort zu mir. Ich saß auf dem Boden vor ihm, während er sich vor mich auf die Bank setzte. Zu mir stiegen noch zwei weitere Männer, keiner schaute mich an, also beschloss ich zu schweigen und die Situation noch einmal zu überdenken. Ich wurde festgenommen, von Soldaten die ich nicht kannte, die mit der Rose auf den Jacken waren wohl nur auf der Mauer, wer also waren die hier? Wir fuhren eine Weile durch die Stadt, den Weg konnte ich mir auch noch einprägen. Dann kamen wir endlich zum stehen, der Soldat der am jüngsten aussah, stülpte mir einen Sack über den Kopf und schliff mich aus der Kutsche heraus.

Get away // Attack on TitanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt