Kapitel 17

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Meine Wut war kaum noch zu bändigen. Wie konnte er so gefasst wirken, diese Frau war fast unter seinem Dach gestorben. "Wie kannst du so ruhig bleiben?" fragte ich ihn, es war fast zu schwer mich zurück zu halten und ihm nicht den Hals umzudrehen. "Levi, ich weiß nicht was du jetzt von mir erwartest. Sie ist nicht tot oder?" fragte er mich und noch immer fassungslos schritt ich nun auf seinen Tisch zu und zog ihn an seinem Kragen zu mir heran. "Wie kannst du so etwas sagen? Sie ist mehr als nur eine Soldatin, das weißt du." brachte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Seine blauen Augen wurden noch strenger. "Sie ist nicht nur die erste Ärztin die diese Mauern gesehen hat, sie ist ein Vorbild, eine bewunderte Frau. Sie nennen sie einen Engel! Verdammte Scheiße!" fuhr ich ihn an und schubste ihn wieder weg von mir. Er schluckte hart. "Sie ist dir wichtig oder?" fragte er mich, ich wandte den Blick ab, natürlich war sie mir wichtig. Erleichterung erfasste mich, als ich an sie dachte. Sie war lebendig. "Levi, wenn sie dir so wichtig ist, dann kümmere dich doch um sie." sagte er und stand endlich auf. Endlich zeigte er eine Reaktion. "Was tue ich denn die ganze Zeit?" langsam verlor ich die Geduld. "Jedes mal wenn ich versuche ihr näher zu kommen stößt sie mich weg, als ob ich ihr wehtun wollte." sagte ich verzweifelt. Erwin's Blick veränderte sich, er hörte mir endlich zu. "Zeig ihr was du für sie empfindet, sei ehrlich zu ihr." sagte er völlig ruhig, als ob sie nicht gerade mit offenen Wunden in meinem Bett liegen würde. Ich dachte daran, als sie mir von ihrer Vergangenheit erzählt hatte, von diesem Phillip. Das würde ich Erwin jedoch nicht erzählen, das war etwas womit sie mir vertraut hatte, nur mir. "Was ist denn dein Tipp?" fragte ich ihn. "Sei ehrlich zu ihr." sagte er und ich schwieg. Dann verließ ich sein Büro, etwas trauriges lag in seinem Blick, als ich ging und die Tür hinter mir schloss. Mit schnellen Schritten ging ich zu Malina's Zimmer zurück und sah die Rekruten, den Boden schruppen. "Wo ist Hange?" fragte ich und trat nur halb ins Zimmer ein. Besorgt schauten mich alle an, "Geht es ihr besser?" fragte Sascha und ließ den Fetzen fallen. Ich seufzte und nickte dann, "Ihr wird es wieder besser gehen." "Die Mission werden wir dann verschieben?" hörte ich Reiner fragen, er wirkte nervös. "Ich weiß es nicht." sagte ich und dachte gleichzeitig, dass ich nicht mehr ohne sie irgendwohin gehen würde.Das führte mich wieder zu meiner Frage zurück, "Wo ist Hange?" fragte ich erneut und unterbrach ihr Gerede. "Sie ist sich umziehen gegangen." hörte ich noch Connie sagen und verschwand dann. Ihre Bürotür öffnete sich im selben Moment, als ich die Türklinke in der Hand hatte. Hange schniefte. "Sie ist in meinem Bett." sagte ich und sie nickte. "Danke." flüsterte ich noch, dann zog sie mich in eine Umarmung. "Wieso hat sie das getan?" weinte sie an meiner Schulter. Ich schwieg. Dann löste sie sich wieder von mir, fuhr sich mit ihrem Ärmel über das Gesicht und verschwand.

MALINA POV:

Mit schnellem Herzen wachte ich auf, ich saß kerzengerade in einem Bett. Sofort ergriff ein fruchtbarer Gestank meine Sinne, es roch nach alten, nassen Mauern und verbranntem Essen. In der Dunkelheit konnte ich nur den Schwindel spüren, der mich zurück in das Bett sinken ließ. Nach wenigen Sekunden merkte ich erst, dass ein paar wenige Kerzen den Raum erhellten, ich drehte meinen Kopf umher und konnte nur hart schlucken. Neben mir saß Levi, er war auf einem der Stühle neben dem Bett eingedöst. Erst jetzt erkannte ich den Raum, ich war auf meiner eigenen Krankenstation, da holten mich die Erinnerungen ein. Blut, überall war so viel Blut. Der Schmerz in meiner Brust war unaushaltbar, Tränen rannen immer schneller meine Wangen hinunter. Schuldgefühle vernebelten mir die Sicht, wer hatte mich gerettet? Warum? Doch ich wusste die Antwort bereits. Die Antwort saß neben mir. Sein Kopf lag auf seiner Brust und er atmete geregelt. Nachdem der Schwindel nachgelassen hatte setzte ich mich auf und schaute mich um, der Saal war leer, auch Matteo war verschwunden. An meinen Armen trug ich dicke Verbände, nun würde ich für immer gezeichnet sein. Ich war gezeichnet von der Feigheit und der Schuld. Überall auf meinem Körper waren Narben die eine tragische Geschichte von Leid und Hass erzählten. In mich versunken merkte ich nicht, wie jemand den Saal betrat und langsam auf mich zukam. Erst als Erwin mich ansprach, schnell wischte ich mir die Tränen von den Wangen und blickte auf. "Ich wollte nur nach Levi sehen." sagte er, als ich den Blick abwandte. Ich schwieg, es war mehr als beschämend ihn zu sehen, für ihn war ich sowieso nichts anderes als schwach. Für ihn wäre es ohnehin vom Vorteil, wenn mich niemand gefunden hätte und ich dort verblutet wäre. "Du kannst dankbar sein, dass er dich gefunden hat." sagte Erwin leise und blickte auf Levi hinab. Die unausgesprochenen Worte in seinem Blick überraschten mich. Noch immer brachte ich nicht den Mut auf etwas zu sagen und drehte mich wieder weg, als Erwin zu mir sah. Die Härte in seinem Gesicht konnte ich aber fast spüren. "Ich bin nicht der Meinung, dass du hättest sterben sollen, auch wenn du das denkst." sprach er weiter und setzte sich in einen weiteren Stuhl. Langsam sammelten sich wieder Tränen in meinen Augen. "Du hast vieles erleben müssen, was andere sich nicht einmal vorstellen können, dein Körper und auch dein Geist ist zerfressen von diesen Dingen, es ist nicht verwunderlich, dass du so handelst." erklärte er, da traute ich mich endlich hinauf zu blicken. Ich schaute zu Levi, dieser schlief noch immer seelenruhig. "Wenn du nur darüber sprechen würdest, könntest du vielleicht anfangen zu heilen." sagte er fast schon flehend. Meine Lippen zitterten, als ich weiterhin ansah. "Deine Vergangenheit ist nicht wichtig für den Aufklärungstrupp aber du schon, was auch immer du getan hast, du bist hier sicher. Die Rekruten sehen dich als ihre große Schwester und auch für Levi bist du wichtig." sprach er weiter. Inzwischen rannen wieder Tränen über mein feuchtes Gesicht. "Malina, ich bitte dich nicht mir zu sagen was du durchlebt hast, aber bitte vertraue jemandem." Levi, er meinte Levi. "Ich kann nicht." gab ich mit kratziger Stimme zu. In seinen blauen Augen blitzte Neugier auf. "Was meinst du damit?" fragte er ruhig. Irgendwie erinnerte er mich an Phillip. Ich schluchzte, bevor ich weiter sprechen konnte. "Erwin, was wenn es dann echt wird?" fragte ich weinend. Er presste die Lippen aufeinander. "Malina, du bist nicht mehr alleine, es gibt Menschen, die für dich töten und schlimmeres tun." sagte er dann und neben mir regte Levi sich. Erwin schaute ihn eine Sekunde länger an, als ich es von ihm gewohnt war. Es war mehr als nur die Sorge um Levi, es hatte etwas liebevolles. Noch nie hatte ich darüber nachgedacht, dass er sich zu jemandem hingezogen fühlen konnte. „Bitte versuche einfach zu heilen." sagte er und stand dann auf. "Ruh dich noch die letzten Tage aus, ihr werdet bald die Mission beginnen." sagte er und verließ dann den Raum. Ich drehte mich weg von Levi und versuchte das Gespräch mit Erwin aus meinen Gedanken zu verbannen. Irgendwann, als die Vögel am Morgen zwitscherten fand ich endlich Schlaf.

Get away // Attack on TitanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt