Kapitel 22

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"Es ist eigentlich auch egal, ich möchte das jetzt abschließen." sagte ich und ging zum Fenster. Ich hörte wie er sich mir näherte. Die Wut in mir wuchs mit jedem Schritt, ich wusste nicht einmal weshalb ich wütend war. Levi war den ganzen Tag weg, kam zurück, schickte uns gleich auf die nächste Mission und erzählte nicht einmal wo er war oder was er gemacht hatte. Das schlimmste war aber, dass es mich störte, dass er sich um mich kümmerte, es ging ihm darum mich zu trösten und mich wissen zu lassen, dass ich nicht alleine war, dann kam er auch noch mit neuen Informationen zu dieser Organisation kurz nachdem er die Wahrheit erfahren hatte und ich selbst sie auch noch ausgeplaudert habe. Er berührte mich nicht, als er dann hinter mir stand, sondern schaute ebenso zu, wie die Sonne hinter der Mauer unterging. Ich habe es früher nicht genossen in der Sonne zu stehen, da ich viel zu schnell einen Sonnenbrand bekam, heute hasste ich es noch immer, besonders, wenn ich die Wärme direkt auf der Haut spürte, dennoch liebte ich die Farben, die den Himmel schmückten, wenn sie endlich unterging. Es war fast so wie bei mir selbst, ich hasste es, wenn ich am stärksten war, ich konnte den Menschen zu einfach weh tun, viele wollten mich noch dazu nicht sehen, ich bedeutete immer Schmerzen, andere liebten es, wenn sie mich sahen, es versprach ihnen Linderung. Und wenn ich meine Untergänge hatte, färbte ich alles um mich herum rot, so wie der Himmel aussah. Ändern konnte ich es nicht, unter anderem auch weil ich es einfach nicht wollte. Ich hatte es verdient mich so zu fühlen und dafür zu bezahlen, jeden Tag meines Lebens, wenn ich so meine Schuld abtragen konnte. "Du versuchst deine Hände abzutrennen." hörte ich Levi's Stimme hinter mir, er klang viel zu streng, als dass ich ihm hätte die Stirn bieten können. Ich runzelte die Stirn, was redete er da? Als er schwieg drehte ich mich zu ihm um und sah diesen verwirrten Ausdruck auch auf seinem Gesicht.


LEVI POV:

Ihre Augen funkelten, sie passte hier nicht her. Die blutgetränkte Kleidung die sie trug, passte ihr nicht, der Dreck in ihrem Gesicht und in ihren Haaren passte ihr auch nicht. Wie sie wohl geworden wäre, wenn sie ein normales Mädchen geblieben wäre. Jetzt war sie eine gebrochene Frau, der es nicht stand, dass man ihre Vergangenheit in ihrem Gesicht ablesen konnte. Dennoch war sie schöner als je zuvor. Wie Glas wenn man es brach, strahlte sie eine umso beeindruckendere Schönheit aus, aber sie war kaputt und ich schnitt mich jedes Mal aufs neue an ihren Splittern. Und gerade ließ ich mich in die Splitter fallen, "Du versuchst deine Hände abzutrennen, wenn du diesen Wahn hast. Jedes Mal hast du versucht dir die Hände anzusägen, egal womit." sagte ich leise. Ihre Augen weiteten sich, die Wut schrumpfte in sich zusammen und ihre Augen weiteten sich. "Du dummer Bastard." sagte sie so leise, dass ich sie kaum hören konnte. Eine einzelne Träne lief an ihrer Wange hinunter, ich wischte sie mit meinem Daumen weg. "Malina." ich wusste nicht was ich sonst noch zu ihr sagen soll. Sie würde mich wegstoßen und sich von mir entfernen so wie immer, wenn ich einen Schritt auf sie zugemacht habe. "Ich wollte nie jemanden verletzen, alles was ich wollte war den Menschen zu helfen." schluchzte sie leise und dann rannen die Tränen über ihre Wangen. Sie kippte leicht nach vorne, schluchzte und weinte. Ich nahm sie und ließ mich auf den Boden sinken, so wie ich es schon einmal getan hatte. In meinem Hinterkopf wusste ich aber, dass wir so schnell wie möglich hier weg mussten. Ich zog sie gegen meinen Willen näher zu mir und strich ihr über ihr Haar. Sie weinte, bis die Sonne schließlich hinter der Mauer untergegangen war, dann konnte ich nicht länger warten. Sie weinte still weiter, während ich sie hoch zog. "Schau mich an." sagte ich und hob ihr Kinn an, da lag dieser Ausdruck in ihren Augen. "verf*ckte Scheiße." murmelte ich also und zog sie so schnell hoch, wie es möglich war. Inzwischen war ihr Körper etwas träge geworden, dann ging alles schneller als ich es wollte. Durch die beiden Fenster kamen vier in Masken und Tüchern gehüllte Gestalten herein und kamen gleichzeitig auf uns zu. "Scheiße." murmelte ich und zog Malina noch näher zu mir heran. "Komm jetzt, du musst zu dir kommen." fuhr ich sie an, aber sie schaute bloß weiter ins Leere. Gleich würde sie den Kampf gegen ihre Schuld verlieren und ich musste mit fünf Personen um sie kämpfen. Ich holte meine Schwerter hervor und versuchte mit ihr zu einem der Fenster zu kommen. Diese Organisation hat wohl herausgefunden, dass ich mich über sie informiert habe, Kenny muss es ihnen gesteckt haben. Ich verfluchte dieses Mistkerl und schaffte es endlich einem der Fenster nahe genug zu kommen. "Malina!" fuhr ich sie aggressiver an, sie richtete den Blick auf mich, da spürte ich einen brennenden Schmerz an meinem Unterarm. Ich wurde von einem dieser Idioten verletzt. Sie folgte meinem Blick, als ich mit ihr auf dem Arm aus dem Fenster sprang. Ihr Blick wurde sofort klarer, doch ihre Haare verwehten mir die Sicht auf ihr Gesicht. Genervt zog ich sie enger zu mir, da rührte sich ihr Körper plötzlich. Wir waren inzwischen ein Stück weit entfernt von dem Lagerhaus und diesen Maskierten, aber ich spürte trotzdem noch wie uns jemand beobachtete. "Malina, wir müssen so schnell wie möglich weg von-" doch ich wurde unterbrochen. Noch während wir uns in der Luft befanden, drückte sie ihre Lippen auf meine und küsste mich. Ich spürte, dass ihre Lippen nass waren von den Tränen und auch das Salz schmeckte ich. Ich landete holprig auf einem Dach und wollte sie gar nicht mehr loslassen, sie löste sich von mir. "Ich würde alles für dich geben." flüsterte sie. Etwas in meiner Brust zog sich schmerzhaft zusammen, ich hatte ein ungutes Gefühl, das sich auch sofort bestätigte.


Get away // Attack on TitanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt