Kapitel 8

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Wenn Hange so weiter machte, würde ich sie wieder raus werfen, ich wollte nicht darüber nachdenken und schon gar nicht darüber reden. Meine Gedanken drehten sich sowieso nur noch darum, wie ich ihm gegenüber treten sollte. In der Hoffnung, dass Hange es bleiben ließ, schwieg ich, doch das schien sie nur noch mehr anzuspornen. "Also, gibt es etwas, was ich wissen wollen würde? Ich werde mich natürlich nicht zwischen euer Glück drängen, ich bin nur neugierig." sagte sie und lehnte sich an den Türrahmen, solange ich mein Hemd ausdrückte und auf das Fensterbrett legte. "Es gibt nichts zu erzählen, weil nichts passiert ist." sagte ich schlicht und dachte an Levi's Augen, wie er mich angesehen hat. Ich konnte nicht sagen ob er angewidert war, oder wieder diesen gequälten Ausdruck im Gesicht hatte, den ich schon so oft gesehen hatte. Ich schluckte und schaute dann zu Hange, ihr Blick trieb mir die Röte ins Gesicht, sie glaubte mir nicht ein Wort. "Also gut, wenn du einen Rat brauchst, oder mir erzählen willst, was passiert ist, dann bin ich für dich da." sagte sie und klatschte in die Hände. "Wir müssen jetzt aber zu Erwin und Eren, er ist unten eingesperrt und du sollst ihn dir noch ansehen, bevor er vor Gericht kommt. Erwin möchte ihn für den Aufklärungstrupp und du sollst sagen, ob er dazu in der Lage ist diese Titanenverwandlung zu kontrollieren." erklärte sie auf dem Weg nach unten. Ich nickte, ich hatte fast vergessen, was gestern mit Eren passiert war. Gestern... In der Stadt würde es wieder so viele Verletzte und Verwundete Menschen geben und ich hatte mich den ganzen Morgen in meinem Zimmer versteckt. Sofort, wenn mich Erwin entlassen würde, würde ich mir Petra schnappen und wir würden in die Stadt reiten. Auf dem Weg nach unten, bildete sich ein Knoten in meinem Magen, ich hatte Eren, Armin und Mikasa einfach im Stich gelassen, sie waren einer halben Armee ausgesetzt und mein Körper musste in genau diesem Moment aufgeben. Ich schämte mich, ich musste mich bei Eren entschludigen. Umso weiter ich hinter Hange her ging, umso unwohler fühlte ich mich, es war als würden mich alle in diesem kleinen Raum dort unten verurteilen. Ich versuchte mich abzulenken und an die kommende Zeitt draußen denken, vermutlich würde ich heute nicht mehr ins Bett kommen, wollte ich auch nicht. Auch wenn mich der Gedanke noch mehr beschämte, als ich sowieso schon war, wollte ich einfach so lange weitermachen, bis mich die Erschöpfung packte und ich die nächsten Tage nicht mehr aufwachen würde. Schnell schüttelte ich den Kopf, da waren wir auch schon bei den Verließen angekommen, es war dunkel und modrig hier unten. Es roch nach kalten, nassen Wänden und kalt war es dazu auch noch. Hange steuerte sofort auf die Gitterstäbe zu und schaute neugierig hinein, was Eren dazu brachte zurück zu weichen. Ich schluckte, ich spürte Erwin's Blick auf mir. Neben Levi konnte ich meine Arzttasche entdecken, die hat er wohl aus den Stallungen geholt, damit ich mir Eren ansehen konnte. "Also gut, um dich auf den neusten Stand zu bringen, Eren konnten wir gestern davor bewahren von der Militärpolizei festgenommen zu werden. Wir wissen nicht wie diese Verwandlungen zustande kommen oder ob sie zu kontrollieren sind. Das Gericht verlangt einen Bericht über seinen gesundheitlichen Zustand und einen Vergleich zu dem Zustand eines normalen Jungen." erklärte Erwin mir, ich konnte hingegen nur Eren ansehen, er wirkte verwirrt und irgendwie geschockt. Nickend ging ich an die Zellentür heran und wartete, dass mir jemand aufsperrte. Inzwischen habe ich auch Mikasa und Armin bemerkt, die in den Zellen nebenan eingeschlossen waren. Eren stand noch immer an der Wand und schaute mich genau an, als ob er sichergehen wollte, dass ich ihm nichts antat. "Eren, ich muss mich erst einmal entschuldigen." sagte ich leise und holte einen Notizblock und einen Stift hervor. Er schluckte. "Ist schon okay, ich weiß von deinem Zustand." sagte er, ich hielt inne. Woher wusste er davon? "Fast alle Rekruten wissen es, du musst dich nicht entschuldigen." erläuterte er, meine Hände wurden kalt. "Woher?" fragte ich, doch das konnte ich mir selbst schon denken. Armin. "Naja, ist ja auch egal, ich möchte dich ja nur untersuchen. Dein Blut brauche ich gar nicht, aber ich würde mir gerne die Stellen ansehen, die verletzt waren." sagte ich und dachte an das was Armin mir gestern geschildert hatte, dass Eren ein Arm fehlte. Er kam auf mich zu, ich schenkte ihm ein warmes Lächeln, Eren war schon seit Jahren mein Patient. Dann zog er sich sein Shirt über den Kopf und kniete sich vor mich hin, keine einzige Stelle an seinem Körper wies darauf hin, dass ein Teil seines Armes fehlte, nicht einmal einen Kratzer hatte er. Die Untersuchung dauerte ein wenig mehr als eine Stunde, da ich noch genau wissen wollte was gestern mit ihm passiert ist. Er schien sich kaum an etwas zu erinnern, als er in seiner Titanenform war, allerdings konnte er sich an einen innerlichen Drang nach Freiheit erinnern und das Bedürfnis Mikasa und Armin zu beschützen. Ich schrieb das alles auf und drückte zwei vollgeschriebene Seiten, Erwin in die Hand. "Es ist alles mit ihm in Ordnung, diese Verwandlung die er hatte ist wohl eine große Entdeckung. Wenn er lernt damit umzugehen wird er dem Aufklärungstrupp sicherlich von großem Nutzen sein. Gesundheitlich ist er auf jeden Fall in Topform, verglichen mit anderen in seinem Alter." sagte ich und hoffte inständig, dass Eren beim Aufklärungstrupp bleiben durfte. "Das habe ich mir fast schon gedacht." erwiderte Erwin nachdenklich und wandte den Blick ab.

Get away // Attack on TitanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt