Kapitel 25 (TW: SH)

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Als ich die Augen öffnete konnte ich den Schatten sehen, den Levi über uns warf, dann tropfte eine Schwei0perle von meiner Stirn auf den Tisch. Noch bevor sie den Tisch erreichen konnte, hüllte mich der Nebel komplett ein. Meine Arme gaben nach, auf denen ich mich abgestützt hatte und ein Schmerz pulsierte von meiner Stirn aus, über meinen ganzen Kopf, über die Arme, bis er meine Fingerspitzen erreicht hatte. Um mich herum nahm ich nur das Geschrei wahr. Es waren keine direkten Worte, die ich hörte sondern einfach nur Geschrei, es war panisch und ich hatte den Drang wegzulaufen, umso lauter es wurde. Doch ich konnte mich nicht bewegen, ich fühlte mich eingesperrt, hatte Angst und die Schuld, die ich schon die ganze Zeit empfand, drückte auf meine Brust. Luft wurde mir aus der Lunge gezogen, einatmen konnte ich nicht mehr. Dann endlich schaffte ich es, mich zu bewegen. Hände die gleichzeitig kalt und heiß zugleich waren hielten mein Gesicht fest. Der Impuls nach rechts zu greifen übermannte mich, dann sah ich was ich in der Hand hielt. Es war eines der Skalpelle, die ich immer zum operieren benutzt hatte. Zitternd führte ich es an mein anderes Handgelenk, zu meiner Überraschung war hier keine einzige Narbe zu sehen. Es war, als würde meine Hand selbstständig handeln, ich konnte mich weder aufhalten, noch konnte ich das Handgelenk wegziehen. Panik ergriff mich, ich schrie, doch es kam kein Ton heraus. Gewaltsam versuchte ich mich irgendwie zu bewegen, doch es passierte einfach nichts. Ich sah wie meine Hand zuerst meine Haut durchschnitt und Blut darüber rann, es war jedoch kein brennender Schmerz den ich spürte sondern viel mehr eine Genugtuung, Erleichterung, fast schon Freiheit. So sehr ich es auch hasste nicht die Freiheit zu haben, meinen Körper zu lenken, umso größer war die Befriedigung mein eigenes Blut am Skalpell herabrinnen zu sehen. Es tropfte ins Nichts, immer mehr und mehr. Ich fühlte mich, als würde ich nach einer Ewigkeit wieder Luft bekommen, als würde der schwere Stein auf meiner Brust angehoben werden und ich musste einfach jeden Moment davon auskosten. Dann aber begann meine Hand zu schneiden, zu sägen. Mit einem Mal spürte ich den endlosen Schmerz. Krampfhaft versuchte ich beide Hände zu bewegen, doch es passierte nichts. Der brennende Schmerz, den ich sonst nur kannte, erfasste meinen ganzen Körper. Jetzt hörte ich auch wieder etwas, mein Schreien, Blut, das mir in den Ohren rauschte. Angst und Panik packte mich. Ich schloss die Augen, schmiegte mich in die heißen Hände, hoffte, dass der Schmerz bald vorüber gehen würde. Ob sich meine Opfer auch so gefühlt haben? Ich hörte sie. Sie alle. Ihre Schreie mischten sich in mein Geschrei, hysterisch, voller Schmerzen brannten sie sich in mein Gedächtnis. Das hier war nichts anderes als ein furchtbarer Alptraum. "Öffne deine Augen." ich traute mich nicht, ich wollte nicht, dass es vorbei geht, ich wollte den Schmerz spüren, den sie gespürt haben. Den Schmerz den ich verdient hatte. "Malina." Phillip stand vor mir. Ich musste die Augen öffnen, sonst verpasste ich ihn. Er stand wirklich vor mir, er hielt mein Gesicht in seinen Händen und sah mich traurig an. "Phillip..." sagte ich leise. Er streichelte meine Wange und sah mich weiterhin einfach nur an. "Malina, du musst dir endlich vergeben. Das war alles nicht deine Schuld." sagte er und blickte hinunter auf meine Hände, die sich noch immer nicht voneinander trennen konnten. "Ich kann nicht." gab ich mit  tränenerstickter Stimme zu. "Lebe für sie. Lebe das Leben, das sie hätten Leben sollen und hör auf dich bestrafen zu wollen." ich weinte noch mehr. Wie sollte ich das schaffen? Manche von ihnen haben mich angeschrien, mir die Schuld zugesprochen und mich verflucht. Ich sollte auf dem grausamsten Weg sterben, in der Hölle schmoren und von Titanen zerrissen werden. Das war es was sie wollten. Phillip schien meine Gedanken zu lesen und legte seine Hand auf meine. Sofort schaffte ich es die Kontrolle über sie zu bekommen. "Jeder in deiner Lage, hätte dasselbe getan. Jeder hätte das getan was du getan hättest. Niemand wirft dir etwas vor, du hast getan was du tun musstest und das auf die sanfteste Art die es gab." sagte er und küsste meine Wange. Dann wurde ich müde. 


Kurze Zeit später wachte ich auf, wieder gefesselt. Um mich herum war alles zerstört. Levi und Erwin sprachen miteinander, sie waren beide außer Puste, ihre Haare waren ganz wirr und sie sahen einander irgendwie wütend an. Besorgt wohl eher. Hange hob die Scherben einer Kanne auf, die am Boden lagen und murmelte irgendetwas zu sich selbst. Mein ganzer Körper schmerzte, als ich mich stöhnend vor Schmerz aufrichtete. Ein wirkliches Seil, sie haben mich mit einem Seil gefesselt. Levi war der Erste, der bemerkte, dass ich wieder wach war. Er stürmte auf mich zu und sah mich besorgt an. "Malina." Erwin kam ebenfalls näher und blickte zu mir hinunter. Levi reagierte schneller und nahm mir dieses Seil ab. Meine Handgelenke schmerzten und waren gerötet von dem Seil, das meine Haut aufscheuerte. "Ich habe ihn gesehen. Ich habe mit ihm gesprochen, Levi." sagte ich schnell. Er schaute mich verwirrt an. "Mit Phillip." sagte ich aufgeregt und ließ mich von ihm auf die Beine ziehen. Levi und Erwin schauten sich an. "Das heißt du kannst dich erinnern?" fragte er mich und schaute mich noch immer sorgenvoll an. Ich nickte. "Hah! Das ist ja wunderbar, erzähl uns alles." verlangte Hange und warf die Scherben in einen Mülleimer. Wir setzten uns wieder zu dem Tisch, dieses Mal jedoch, ließ Levi mich nicht mehr los, sondern hielt entweder meine Hand, oder berührte mich sonst irgendwo. Ich erzählte den Drei woran ich mich erinnern konnte. Dass ich meine Opfer gesehen hatte, die Kontrolle über meine Handlungen verlor und, dass ich Phillip begegnet bin. Hange hörte wohl am gespanntesten zu, denn sie schrieb sogar mit. Sie wollte mir bei meinen Forschungen helfen, auch wenn es dieses Mal nichts mit Titanen zutun hatte. Dabei musste ich an meinen wirklichen Assistenten denken, an Armin. Es war so lange her, dass ich mit ihm oder einem anderen Rekruten gesprochen habe. Irgendwie vermisste ich sie, doch ich schämte mich viel zu sehr, als dass ich ihnen unter die Augen treten könnte.  

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 09 ⏰

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