Kapitel 9

30 1 0
                                    

Ich gab Jean das Bild wieder, da ich nicht die Absicht hatte noch einmal in mein Zimmer zurück zu kehren, bevor wir zum Gericht aufbrachen. Nervös wischte ich mir die nassen Hände an meiner Hose ab, bevor ich mich überwand und anklopfte. Von drinnen hörte ich die angespannte Stimme von Petra. Dann öffnete sie die Tür, ihr Blick verfinsterte sich augenblicklich, als sie mich sah. Das konnte ich ihr nicht verübeln. Sie versuchte die Tür wieder zu zu machen, doch ich steckte mein Bein dazwischen und drückte die Tür wieder zurück. "Petra, ich möchte mich bei dir entschuldigen." sagte ich und sie schaute mich skeptisch an. "Es tut mir leid, dass ich das zu dir gesagt habe." brachte ich schließlich außer Atem hervor und sie ließ endlich die Tür los, sodass ich schon zur Hälfte in ihrem Zimmer stand. "Was genau tut dir leid?" fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. "Dass ich dich angeschrien habe und mich nicht von euch beschützen lassen wollte." gab ich zu. Ihre Miene bröckelte langsam und ein Lächeln schien hindurch. "Ich verzeihe dir, Malina. Wie könnte ich auch nur sauer auf dich sein?" sagte sie und zog mich in eine Umarmung. Perplex legte ich die Arme auch langsam um sie herum. "Ich bin immerhin deine Freundin und ich weiß, dass es Scheiße ist, wenn man bewacht wird. Wenn es dich beruhigt, Levi hat sich noch nie um irgendjemanden so gesorgt wie um dich." sagte sie und das beunruhigte mich mehr als es mich wohl beruhigen sollte. Ich lächelte bloß und ging dann hinunter, dort wartete Levi schon auf mich. Ich schluckte schwer und konnte den Blick kaum von ihm abwenden, wieder holte mich die Erinnerung ein, als ich meine Arme um ihn gelegt hatte und er mich noch näher zu sich zog. Er schien wohl genau zu wissen was in meinem Kopf passierte, denn er richtete sich ein wenig auf und sein Blick wurde weicher. Ich wollte ihn nicht in meine Seele und schon gar nicht in mein Herz lassen, er war der Grund weshalb meine Schwester gestorben war. Er durchbrach den Blickkontakt mit mir nicht, als er näher auf mich zukam, doch ich hielt diese Spannung nicht länger aus, ich musste auf den Boden schauen. Über uns schrien die Amseln und kündigten gutes Wetter an, mir war gar nicht nach Sonnenschein. Levi vor mir räusperte sich. "Wie geht es dir?" fragte er, was mich hochblicken ließ. "Warum interessiert dich das?" fragte ich genervt zurück und bereute es direkt wieder, er hatte mich noch nie gefragt wie es mir geht. Seine Kiefermuskeln spannten sich an, es war jedoch schon zu spät den Satz wieder zurück zu ziehen. "Lass uns das einfach hinter uns bringen." sagte ich und ging an ihm vorbei in die Kutsche. Ich wusste nicht wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, alles was ich tat war unangenehm entblößend und brachte mich in Verlegenheit. Als ich in die Kutsche einstieg war sie leer. "Er fährt mit Hange und Moblit." hörte ich Levi's Stimme hinter mir und setzte mich auf eine Seite. Er setzte sich neben mich, was mich erneut verwirrte. "Erwin, Nile und Eld fahren noch mit uns mit." seine Stimme war kalt. Ich drehte mich zum Fenster und schaute mir die Veilchen an, die auf dem kleinen Fleckchen Wiese wuchsen, sie hatten ein wunderschönes violett. Ein paar Sekunden der Stille vergingen, als man von draußen schon die Stimmen der Männer hören konnte. Sie stiegen schnell ein, was die Kutsche ein wenig ins Wanken brachte. Dann setzten wir uns auch schon in Bewegung. "Nile, das ist Malina, unsere Ärztin." stellte Erwin mich vor, woraufhin Nile und ich uns die Hände schüttelten. "Ich hab schon viel von Ihnen gehört, offenbar muss man sie von den Kranken weg zerren. Ich bin beeindruckt von Ihrem Eifer." sagte er zufrieden, ich glaubte ihm allerdings kein Wort. Er gehörte zu den Polizisten des Königs, ich konnte ihm einfach nicht vertrauen. Immer wieder berührten sich die Knie von Levi und mir, ich konnte mich aber nicht noch weiter an die Wand der Kutsche drücken und versuchte mich deshalb einfach nicht ablenken zu lassen. Zudem streifte ich immer wieder seinen Blick und konnte den Gesprächen in der Kutsche nicht mehr ganz folgen, bis wir endlich angekommen waren und ausstiegen. "Wenn wir wieder im Quartier sind, möchte ich dich in meinem Büro sprechen." flüsterte Levi mir noch zu und ging vor mir in das riesige Gebäude hinein. Es war aus unfassbar schönem Stein und so groß, dass es einen Schatten über die ganze Straße warf. Hinter den Männern ging ich in den Gerichtsaal wo ich Petra schon sehen konnte. Als wir dann die Reihen hinauf gingen sah ich auch Eren, man hatte ihn in der Mitte des Saales geknebelt und festgekettet. Ängstlich und hilfesuchend schuate er zu mir nach oben, doch ich konnte nichts für ihn tun und schaute ihm bloß entschuldigend zu, ich hoffte inständig er würde verstehen, dass ich alles nur schlimmer machen würde, wenn ich jetzt eingreifen würde.

Get away // Attack on TitanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt