"Es gibt nichts über ihn zu denken." sagte er schließlich. Ich runzelte die Stirn, was hatte ich auch für eine Antwort erwartet? Er griff mein Handgelenk und drehte mich dann zu sich. "Versprich mir, dass du nicht wieder von mir weg läufst." sagte er ernst und sein Blick blieb an meinem Hals hängen. Ich bekam kaum Luft in seiner Nähe. Also nickte ich.
Als wir den Raum verließen, hörten wir von unten Getuschel woraufhin Levi seufzte. Hinter ihm ging ich die Treppen in den Wohnraum hinunter, wo inzwischen schon ein Eintopf in Schüsseln umgefüllt wurde. Keiner sagte ein Wort, doch durch die roten Wangen der Rekruten wusste ich, dass jeder inzwischen erfahren hatte, was Levi und ich da oben getan hatten.
Es verging einige Zeit, wie aßen und sprachen über die kommenden Tage. Als es dämmerte hörten wir draußen einige der Titanen trampeln, jeder wurde ein kleines bisschen nervös, aber wir durften sie auf keinen Fall, auf uns Aufmerksam machen. Ich stand am Fenster und schaute mir die flache, offene Landschaft an, als ich in der Spiegelung Armin neben mir sah. Seine Miene wirkte verschlossen, auch er sah hinaus. "Malina, wie geht es dir?" fragte er mich, sofort hatte ich das Verlangen meine Arme zu verstecken, ich musste später noch meinen Verband wechseln. Statt zu antworten drehte ich meinen Kopf zu Armin, "Wie wärs wenn wir draußen darüber sprechen?" fragte ich ihn und er nickte nervös. ich ging voraus und setzte mich an dieselbe Stelle wie vorhin. Ob ich bereit war mit Armin darüber zu reden? Er setzte sich neben mich, wirkte aber ganz steif. "Du musst es mir nicht sagen, wenn du lieber nicht darüber reden möchtest." wandte er schnell ein, doch dafür war es jetzt wohl zu spät. "Ich wollte nicht sterben." sagte ich dann und schaute die roten Wolken an. Es war wunderschön zu sehen, wie die Sonne am Horizont unterging und nicht hinter den Mauern. Armin schwieg eine Weile, man konnte förmlich sehen, wie er seine nächsten Worte abwägte. "Egal weswegen du es gemacht hast, du solltest deine Pflicht gegenüber der Menschheit nicht vergessen." Mein gesamter Körper versteifte sich nun auch, das war etwas was ich nur von Erwin erwartet hätte. "Armin, ich möchte dir mein Handwerk beibringen, sollte ich es nicht schaffen, muss jemand anderes diesen ganzen Menschen helfen." sagte ich und merkte nicht, dass mir eine Träne die Wange hinunter rollte. "Du musst es aber schaffen." protestierte Armin, ich war es nicht gewohnt von ihm, solche harten Worte zu verwenden. Da sah ich am Horizont etwas, was ich nie geglaubt hätte zu sehen. Es war ein Titan, er war so groß und so sonderbar, wie noch keiner davor. Ich stand auf, offenbar hatte Armin ihn auch gesehen. Ich hielt den Atem an, als sich dieses Biest in unsere Richtung drehte, mein Herz begann schneller zu schlagen und in mir regte sich etwas, was ich schon so lange nicht mehr gefühlt hatte, es war der Durst zu kämpfen. Armin sagte auch kein Wort mehr, erst als dieses Geschöpf einige Schritte in unsere Richtung unternahm, "Ich hole Levi." sagte er eilig und stolperte ins Haus hinein. Da hinter ihm die Sonne unterging, konnte ich nur die Silhouette und die Augen erkennen. Sie strahlten so hell, dass ich das Gefühl hatte sie würden mich blenden, auf seiner Haut war ein langes Fell, dass sich im Wind bewegte und seine Arme waren so lang und dünn, dass man sie ihm hätte einfach ausreißen können. Hinter mir hörte ich das Geräusch der Holztür und nahm den Geruch von Levi war, der noch ein Geschirrtuch in seinen Händen hielt. "Was ist das für ein hässliches Ding?" fragte er, doch etwas wie Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit. Ungeachtet dessen, dass dieser Titan sich in eine andere Richtung aufmachte, stand ich auf und wollte zu meinem Pferd gehen, als Levi meinen Arm vorsichtig packte. "Provozieren wir ihn besser nicht, Armin du hältst Wache, in einer Stunde schick ich Eren zu dir, der soll dann übernehmen." sagte Levi noch und Armin nickte, ließ den Titan dabei nicht mehr aus den Augen.
Den Abend verbrachte ich mit Jean und Levi, Jean sollte eine möglichst genaue Zeichnung dieses Titanen machen, falls andere Truppen ihn sehen sollten. Armin hatte noch berichtet, dass er eine kleinere Schar an Titanen bei sich hatte und sie als eine Gruppe umherzogen, sie waren nach einer Stunde noch immer dort draußen zu sehen gewesen. Danach war ich so erschöpft, dass ich mich in mein Bett zurückzog und fast schon eingeschlafen war, als die Tür sich öffnete. Ich wusste, dass es Levi war, niemand sonst schaffte es in diesem Haus so leise einen Raum zu betreten, außer Mikasa vielleicht aber diese war gerade auf dem Dach und übernahm die letzte Wache für heute. Ich rührte mich nicht, sondern blickte den kleinen Fleck an der Wand an, an dem Eren so lange gesessen hatte, ihn aber nicht weg bekommen hatte. Er wusste wahrscheinlich, dass ich noch nicht schlief, sagte aber nichts. Neben den Grillen hörte ich, wie er seine Kleidung abstreifte, meine Gedanken wanderten zu unserem Kuss vorhin, der ein wenig ausgeartet ist. In diesem Zimmer gab es zwei Betten, trotzdem wünschte ich mir nichts sehnlicher als, dass er zu mir kam und ich mit seinem Herzen unter meinem Ohr einschlafen konnte. Als die Latten seines Bettes sich durchbogen, schloss ich enttäuscht die Augen und kämpfte dagegen an, aufzustehen und mich zu ihm zu legen. Ich konnte noch lange nicht einschlafen, aus welchem Grund auch immer dachte ich an Phillip und fühlte mich immer schuldiger, als ich dann aus einem Traum hochschreckte indem Phillip keine dunklen sondern blonde Haare hatte und Erwin zu sehr ähnelte schlug ich die Decke zur Seite und verließ das Zimmer um mein Gesicht zu waschen. Die kleine Laterne ließ ich auf dem Boden stehen und wusch mein Gesicht so kalt, dass ich Gänsehaut bekam. In den Spiegel wollte ich nicht schauen, diese Verbände wollte ich genauso wenig sehen, wie die Narbe die sich über mein Gesicht zog. Viele würden bestimmt froh sein noch zu leben, doch ich wusste nicht ob es schlimmer war tot zu sein oder mit dem Wissen zu sterben, diese Menschen zurück zu lassen, die sich nicht selbst helfen konnten. Als ich die Tür für das Badezimmer aufschob, hockte Levi gähnend vor mir und schaute mich verschlafen an. In seiner Hand hielt er eine Tasse mit kaltem Tee. Ich erschrak nicht so sehr, dass ich zusammenzuckte, doch mein Herz machte trotzdem einen Sprung. "Was machst du?" fragte ich verärgert, während er sich in dem dunklen Gang aufrichtete. "Ich dachte, ich bin lieber hier, wenn du dich nochmal umbringen willst." sagte er, seine Stimme war rau und die Haare hingen im tief ins Gesicht. Darauf konnte ich nichts sagen, sondern ging vor ihm in unser Zimmer zurück. Die Laterne stellte ich auf den Tisch, auf dem ich vorhin noch gesessen habe und hoffte, dass Levi meine roten Wangen nicht sehen konnte, als ich wieder unter meine Bettdecke schlich. Er setzte sich mir gegenüber auf die Bettkante und schlürfte seinen Tee. Sein Blick ruhte auf mir, "Was hast du geträumt?" fragte er vorsichtig, als wäre ich ein scheues Reh. Ich schwieg und wollte mir seinen Anblick einprägen. Er trug nichts außer einer Hose mit mehr Knitterfalten, als er wollte. "Hab ich dich denn aufgeweckt?" fragte ich leise. Die Nachtluft trug den Geruch von Blumen zu uns herein, wobei ich die Nase kraus zog, da ich nicht mehr seinen Geruch einatmen konnte. "Du hast Erwin erwähnt." sagte er und senkte den Blick für einen Moment. Ich schluckte, hatte ich etwa geredet? "Hast du Gefühle für ihn?" fragte ich ihn, sein Blick wurde daraufhin hart. Vor Aufregung traute ich mich nicht mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Mit der Antwort könnte er mich vollends zerstören, das wusste ich, doch ich wurde auch von der Ungewissheit zerstört. Die Antwort, die er mir vorhin gegeben hatte, ließ mir neben dem Titan und Erwin in meinen Träumen keine Ruhe, also musste ich ihn einfach fragen. "Malina, es ist kompliziert geworden." sagte er dann und schaute wieder in seine Tasse, statt in meine Augen. Tränen traten in meine Augen, als ich mein Herz brechen spürte. "Erklär es mir." forderte ich noch leiser, als ich die Frage gestellt hatte. Er seufzte und stellte die Tasse auf den Boden vor sich.
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Get away // Attack on Titan
FanfictionMalina ist Ärztin, sie wird nicht besonders hoch angesehen, obwohl sie mehr als gute Arbeit leistet. Sie lebt in der Unterwelt von Stohess, kurz nachdem die Mauer von Titanen angegriffen wurde, nahm die Militärpolizei sie fest und lieferte sie dem A...