Yuzu Kaori, die Eigentümerin des Geschäfts Yuzu-Ya, saß wie so oft auf dem Stuhl, den sie vor Ewigkeiten hinter dem Tresen aufgestellt hatte und feilte etwas an ihren Nägeln herum. Leider konnte sie dieser überaus wichtigen Tätigkeit nicht mit der Ruhe und Entspannung nachgehen, die sie gerne aufbringen würde. Grund dafür war der grimmige Blick, der sich förmlich in ihren Nacken einbrannte, was sie schließlich seufzen und die Feile senken ließ. „Dass du nicht bei deinem Klub sein kannst, tut mir leid. Ich wollte dir gestern noch davon erzählen, dass ich haufenweise Sonderware bekomme, doch du warst ja von einem Moment auf den Nächsten weg. Und dann habe ich vergessen, dir zu schreiben...", erklärte die Ladenbesitzerin, während sie sich zu der Weißhaarigen drehte. Wäre Asuka nicht so plötzlich abgehauen, dann wäre es vielleicht nicht zu dieser Situation gekommen. Im selben Augenblick sah Kaori aber auch ein, dass sie die Oberschülerin zu dieser Tat ein wenig ermutigt hatte. „Eigentlich macht es mir nichts aus... Aber ich hatte mich heute wirklich darauf gefreut, mal wieder bei meinem Klub zu sein. Ich bin schließlich die Vorsitzende, wie sieht das denn aus, wenn ich immer fehle?" Zumal sie Yūka noch am heutigen Vormittag zugesagt hatte, wieder dabei zu sein. Momentan sammelten sich aber auch die ungünstigsten Situationen in ihrem Leben... Was war nur los? So etwas geschah doch sonst auch nicht.
„Eine Elite-Oberschule, Klubaktivitäten und noch ein Nebenjob... Du bist ganz schön beschäftigt für dein Alter. Als ich damals zur Oberschule gegangen bin, habe ich die Nachmittage nach Möglichkeit mit meinen Freundinnen verbracht. In Klubs waren wir nicht, doch wir haben den Fußballern unserer Schule gerne zugesehen und sie angefeuert. Das waren noch Zeiten... Schade, dass diese Orte nur noch in Erinnerungen existieren. Das ist heute genau vierzehn Jahre her, oder?" Nachdem sie ein wenig in Erinnerungen geschwelgt hatte, blickte Kaori zu der Oberschülerin. Hanashiro hatte die Hände auf dem Tresen verschränkt und blickte wortlos auf diese. „Ach, verzeih mein loses Mundwerk. Kōbe gehört der Vergangenheit an. Wir sollten uns auf die Gegenwart konzentrieren, was? Wie sieht's aus, Asuka, hast du mittlerweile eigentlich einen Freund?", versuchte sie auf ein anderes Thema zu lenken. Und ihr Versuch traf absolut ins Schwarze. Verwundert sah die Weißhaarige zu ihr herüber. „Wie kommst du denn auf den Gedanken, Kaori-san?" In Verlegenheit war Asuka nicht geraten, sie war einfach nur überrascht von der plötzlichen Frage. Amüsiert zog die Chefin ihre Mundwinkel hoch, zudem blitzte Schalk in ihren Augen auf. „Ach, ich finde, nach dem gestrigen Besuch deiner Schulkameraden kann man das ruhig mal fragen. Du bist doch ein hübsches Mädchen, oder nicht?"
Asuka kratzte sich am Hinterkopf, während sie ein wenig darüber nachdachte. „Schon, aber..." Sie sollte ihre Worte sorgsam und mit Bedacht wählen. Sie für ihren Teil war zwar mehr als zufrieden mit sich selbst, doch allein schon ihrer Größe wegen fiel sie aus der Norm. Mit ihren einhundertneunundsiebzig Zentimetern war sie sogar größer als der Durchschnitt der Männer in diesem Land. Und was den Rest anbelangte... Ehe sie darüber nachdenken konnte, riss sie die kleine Glocke an der Tür auch schon aus ihren Gedanken. „Herzlich willkommen!", sprach sie ihre übliche Begrüßung voller Euphorie, doch diese Empfindungen verflogen augenblicklich. „Na sieh mal einer an, wer uns beehrt", merkte Kaori-san neben ihr belustigt an, während auch sie die beiden Oberschüler musterte, die soeben eingetreten waren. Himuro und Murasakibara. Wie konnte es sein, dass die beiden nach dem gestrigen Einkauf schon wieder ein Süßwarengeschäft aufsuchten? Darüber hinaus auch noch jenes, in welchem sie arbeitete!
„Entschuldigen Sie die Störung", Himuro verneigte sich höflich vor der Ladenbesitzerin, „aber dürften wir uns Hanashiro einen kurzen Augenblick borgen?", fragte er, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte. Asuka blickte daraufhin eindringlich zu ihrer Chefin und schüttelte ihren Kopf, doch sie wurde von dieser vollkommen ignoriert. „Ach, du brauchst nicht so förmlich zu sein. Natürlich, entführt sie nur", erwiderte Kaori und winkte ab. Sie beobachtete das Chaos gerne, ganz besonders dann, wenn sie Dinge tat, die eine gewisse Weißhaarige ärgerten. Auffordernde Blicke lagen daraufhin auf Hanashiro Asuka, die sich schnaubend ihrem Schicksal ergab. „Das ist doch zum Mäusemelken", schimpfte sie noch leise, aber gut hörbar für alle Anwesenden. Sie trat um den Tresen herum, ehe sie zur Ladentür ging und durch diese nach draußen trat – dicht gefolgt von Tatsuya und schließlich auch von Atsushi. „Junger Mann", sprach Kaori noch den Lilahaarigen an, der die geöffnete Tür wieder schloss und sich mit einem müden Ausdruck im Gesicht zu der Inhaberin wandte. „Die Cake-Pops, die du gestern haben wolltest, wurden heute geliefert. Wie sieht es aus?", schmunzelte die Schwarzhaarige. Atsushi dachte höchstens eine Sekunde darüber nach, ehe er seine recht stumpfe Antwort gab: „Nee, die will ich nicht mehr." Dann öffnete er die Tür erneut und ging nach draußen, womit er eine amüsiert grinsende Kaori zurückließ. „Asuka, hast du ein bisschen von deiner Magie angewandt?", fragte sie schmunzelnd in die Stille des Geschäfts hinein.
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Vanilla Flavor
RomanceUrsprünglich wollte Murasakibara Atsushi lediglich ein bisher unbekanntes Süßwarengeschäft in Akita besuchen und dort nach Herzenslust sein Geld verprassen. Dort angekommen ertappt er allerdings Hanashiro Asuka, eine Zweitklässlerin der Yōsen, bei e...