Kapitel 16 - Verletzter Stolz

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Vier Jungs hatten an dem Tresen des Restaurants Platz genommen, um von dort aus Asuka zuzusehen, die in der Küche hantierte. Hilfe fürs Zubereiten hatte sie sich keine geholt, denn sie kam zuverlässig allein zurecht. Das hieß jedoch nicht, dass sie allein war. Hoshino, der Lehrling ihres Vaters, arbeitete schließlich ebenfalls in der Küche. Und natürlich auch Ryōtarō selbst, der jedoch gerade noch im Speisesaal mit etwas anderem beschäftigt war. Er zählte die jungen Männer, die sich am Tresen versammelt hatten. „Vier Stück... Möchte wissen, wo die alle herkommen", sprach er leise zu sich selbst. Er freute sich ja darüber, dass Asuka Freunde an ihrer Schule gefunden hatte, allerdings betrachtete er diese Flut an Aufmerksamkeit doch mit leichter Skepsis. Oder zumindest mit ein paar Vorbehalten. Diese ganzen jungen Burschen hatten doch keinerlei Ahnung, wie man richtig mit einer jungen Frau umging – ganz egal, ob freundschaftlich oder romantisch. Er wusste, wovon er sprach, schließlich hatte er das auch durch. Damals, da war er ein kleiner Draufgänger, Rüpel und auch Casanova gewesen – gut, letzteres traf immer noch zu, aber das tat jetzt nichts zur Sache. Es ging darum, dass jugendliche Männer einfach keine Ahnung von irgendetwas hatten und in ihrer Unbedarftheit auch mal dumme Dinge taten oder sagten. Dinge, die unter Umständen verletzend auf andere wirken konnten. Ob er eine Rede schwingen sollte, so nach dem Motto „wehe, ihr bringt meine Tochter zum Weinen"? Eigentlich hatte er das ja schon immer mal tun wollen. Aber das schien ihm irgendwie nicht der richtige Zeitpunkt zu sein... Na ja, aufgeschoben war ja nicht aufgehoben.


Unterdessen war Asuka mit ihren Vorbereitungen beinahe fertig. Ihrer Meinung nach war das beste Gericht, das man zusammen in größeren Runden essen konnte, Okonomiyaki. Da gab es nichts dran zu rütteln. Und generell war es auch sehr schnell gemacht, was einer ihrer Hintergedanken war, da Okamura und Fukui nicht allzu lang bleiben konnten. Den Teig hatte sie bereits angerührt, die Beilagen im Handumdrehen klein geschnippelt... Jetzt musste sie nur noch eine der Teppanyaki-Platten herauskramen und diese drüben auf einem der Tische aufstellen. Kaum war das erledigt und alles Notwendige in den Speisesaal geschafft, konnte das Essenfassen auch schon losgehen. Ringsherum knieten sie um die beiden Tischen, die sie zusammengestellt hatten, und begannen damit, den Teig auf die heiße Stahlplatte zu gießen und alle erdenklichen Beilagen diesem beizumischen. Natürlich wurde das chaotisch; Kenichi kämpfte gegen das Anbrennen, Tatsuya bekam sein Essen nicht mit den Stäbchen gefasst, Atsushi hatte es mit den Beilagen maßlos übertrieben – man sah fast keinen Teig mehr –, Asuka war die komplette Schüssel mit den Aonori-Flocken in das Essen gefallen und bei Kensuke verlief alles so unsagbar normal, dass jeder insgeheim auf irgendeine Panne hoffte.

Gerade wegen dieser kleinen Missgeschicke war das gemeinsame Essen sehr lustig geworden. Und genau das war es, was Asuka beabsichtigt hatte. Wenn ihre Freunde von der Yōsen schon einmal hier in Shōnai waren, dann sollten sie auch Spaß haben! „Oh Mann, ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so satt gewesen bin. Am liebsten würde ich mich jetzt hinlegen, anstatt nach Tokio zu fahren", seufzte Kenichi, nachdem sie alle das Essen beendet hatten. „Verarsch mich nicht, Gorilla. Die Wohnungssuche ist wichtig!", entgegnete Fukui genervt und angefressen. Sie konnten ihre Termine unmöglich um einen Tag verschieben. Ganz gleich, wie verlockend die Vorstellung auch war, sich es in diesem Ryokan gutgehen zu lassen, sie mussten noch heute nach Tokio! „Ja, ja, ich weiß doch! Natürlich fahren wir heute noch weiter", beschwichtigte der Größere den Aschblonden, der daraufhin schnaubte. Während die beiden ihre weitere Reise angesprochen hatten, war Asuka noch etwas in den Sinn gekommen, weshalb sie sich sogleich von ihrem Platz erhob. „Ich muss noch kurz etwas erledigen, ja? Ich bin gleich wieder da." Schon hatte sie ihren Freunden einmal höflich zugenickt, ehe sie in die Küche verschwand.

Ihre Abwesenheit kam Okamura recht gelegen. Es gab da nämlich etwas, das er vor seiner Abreise noch regeln wollte. „Hey, Murasakibara... Als dein Senpai und ehemaliger Kapitän habe ich dir noch etwas mitzuteilen. Komm mal mit", sprach Kenichi, während er sich etwas schwerfällig von seinem Platz erhob. „Über Basketball?", fragte der Lilahaarige wenig begeistert und verzog sogleich das Gesicht. Als Antwort nickte Okamura etwas zögerlich, blickte anschließend aber ziemlich beharrlich zu Atsushi hinab. Dieser stand dann recht widerwillig auf und folgte seinem Senpai vor die Tür. Schließlich musste er aber selbst die Führung zum Innenhof übernehmen, da sein ehemaliger Kapitän den Orientierungssinn einer schimmeligen Kartoffel besaß. „Wie willst du in Tokio leben? Das wird ja mal sowas von in die Hose gehen", kommentierte Atsushi das zudem, wofür er sich jedoch einen leichten Schlag auf den Hinterkopf von dem ehemaligen Drittklässler einfing.

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