Ein leises Gähnen verließ die Lippen der Weißhaarigen, die sich gerade auf ihrem Futon aufgesetzt hatte und sich noch immer etwas verschlafen die Augen rieb. Obwohl sie den gestrigen Tag nicht unbedingt als sonderlich anstrengend empfunden hatte, fühlte sie sich gegenwärtig noch nicht gänzlich ausgeruht. Sie war jedoch zuversichtlich, dass sich das über den Tag legen würde. Spätestens, wenn sie ihre morgendliche Tasse Kaffee in der Küche trank. Dort musste sie sowieso hin... Ein Blick zur Seite, gerichtet auf den leeren Futon von Atsushi, erklärte auch den Grund dafür. Dass er doch tatsächlich ein wenig früher als sie aufstand, obwohl sie beide zeitgleich schlafen gingen... Nun, wann Asuka gestern eingeschlafen war, daran konnte sie sich eigentlich gar nicht mehr so recht erinnern. Sie hatte mit Sayumi zusammen gegen Tatsuya und Atsushi Mario Kart gespielt. Irgendwann musste sie währenddessen eingedöst sein. Dahingegen waren die beiden Nachteulen, Tatsuya und Sayumi, sicherlich noch lange wach gewesen. Zumindest ließ ihre gegenwärtige Erscheinung das vermuten: Sie schliefen so tief und fest wie Steine.
Mit einem Lächeln auf den Lippen stand Asuka schließlich auf. Sie zupfte zunächst ihren Kimono zurecht, band danach den Obi neu und richtete zuletzt noch leise ihr Bett, ehe sie die Zimmertür aufschob und nach dem Austreten wieder schloss. Auf dem Weg zum Hauptgebäude stellte sie fest, dass die Temperatur in der letzten Nacht ziemlich weit gefallen sein musste; nicht nur war es kühl an diesem Morgen, es hatte sich zudem überall Tau abgesetzt. Obwohl sie etwas fröstelte, blieb sie draußen auf dem Holzsteg stehen, um die Sonne zu betrachten, die langsam aber sicher über die Berge des Umlands ragte. Die Sonnenaufgänge wie diese fand sie am faszinierendsten. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und dem leichten Neben wirkte es fast schon mystisch, wie die Strahlen auf die Erde trafen. Einen Augenblick lang erfreute sie sich daran, dann ging sie jedoch schnell in das Innere des Hauptgebäudes, wo sie gleich von einer wohligen Wärme in Empfang genommen worden war.
Der weitere Weg zum Restaurant war nicht weit, doch als sie dort war, stellte sie eine Sache voller Verwunderung fest: Atsushi saß nicht am Tresen, so wie an den vergangenen Tagen. Er war auch an keinem Platz innerhalb des Speisesaals zu sehen. Da stellte sich ihr doch die große Frage: Wenn er nicht in ihrem Zimmer und auch nicht hier war... Wo war er dann? „Shimizu-san? Der Junge mit dem lilafarbenen Haar – war er heute noch gar nicht hier?", fragte sie die junge Dame, die den Service in dem Restaurant übernahm. Weil sie so plötzlich angesprochen worden war, hätte sie beinahe das Tablett fallen lassen, das sie zuvor so locker getragen hatte. Kaum war der Schreck jedoch überstanden und das Essen gerettet, blickte Shimizu mit einem verlegenen Lächeln zu der Jüngeren auf. „Oh doch, der war hier. Der Chef hat ihn allerdings mitgenommen." Asuka konnte nicht anders, als eine Braue nach oben zu ziehen. „Mitgenommen? Wohin?", fragte sie in einer Mischung aus leichter Skepsis und großer Neugierde. „Na, in die Küche. Wo ist unser lieber Chef denn sonst?", entgegnete Shimizu mit einem leisen Lachen. Asuka hätte offen gestanden gerne gewusst, was für ein Gesicht sie in diesem Augenblick zog. Sie glaube nämlich, dass ihre ungläubigen Gesichtszüge sehr lustig mitanzusehen waren.
„Jetzt fördert der auch noch Atsushis suchtähnliches Verhalten, oder was?", murmelte Asuka zu sich selbst, während sie ihre Schritte in Richtung Küche lenkte. Auf dem Weg dorthin, band sie sich die Haare zusammen, ehe sie schließlich eintrat. Die Szenerie, die sie vorfand, war zu ihrer großen – wirklich sehr, sehr großen – Überraschung allerdings anders, als in ihrer Vorstellung angenommen. Ryō bereitete zusammen mit seinem Lehrling das Asa-Gohan vor, Atsushi jedoch... Der luchste sich kein weiteres Essen ab, sondern stand mit zurückgebundenem Haar an einer weiteren Arbeitsplatte und hantierte dort fast schon mörderisch mit einem Messer. „Was...geht denn hier vor sich?", fragte Asuka, die sich das noch nicht so recht zusammenreimen konnte. Ihre Frage ließ die drei Männer in ihrer Arbeit innehalten und zum Eingang sehen, wo Asuka stand. „Ah, wegen deines Freundes? Die Geschichte war so: Ich habe ihn gefragt, warum er, wenn er das Essen im generellen so liebe, nicht selbst kochen könne. Seine Antwort war, dass es niemanden gäbe, der ihm das beibringen würde. Also habe ich kurzerhand entschlossen, ihn mitzunehmen", erklärte Ryō gelassen und verschränkte schmunzelnd die Arme vor der Brust. Und Atsushi hatte sich dann wirklich einfach so mitnehmen lassen? Asuka wollte ihm nichts unterstellen, doch in den vergangenen Wochen hatte er nicht den Eindruck erweckt, als wollte er das Kochen erlernen. Immerhin war er ein paar Mal zu Besuch in ihrem Klub gewesen, hatte dort aber nie etwas anderes getan, als ihr zuzusehen, und sich von den Mitgliedern durchfüttern zu lassen. „Und dann schmeißt du ihn einfach so ins kalte Wasser? Du bist herzlos, Ryō", entgegnete die Weißhaarige ihrem Vater gegenüber streng, ehe sie an Atsushis Seite trat. „Jetzt hat er ja dich", erklärte besagter Vater schmunzelnd, bevor er zusammen mit seinem Lehrling weiterarbeitete.
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Vanilla Flavor
RomantizmUrsprünglich wollte Murasakibara Atsushi lediglich ein bisher unbekanntes Süßwarengeschäft in Akita besuchen und dort nach Herzenslust sein Geld verprassen. Dort angekommen ertappt er allerdings Hanashiro Asuka, eine Zweitklässlerin der Yōsen, bei e...