Kapitel 8 - Das letzte Spiel

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„Du hast ja keine Ahnung, was der manchmal vom Stapel lässt! So ein ungehobelter und unsensibler Holzkopf!" Eine ganze Weile hatte Sayumi noch vor sich hin geschimpft, während Asuka ihr schweigend zugehört hatte. Sie bestritt nicht, dass ihre Freundin und Murasakibara so gegensätzlich waren, wie zwei Persönlichkeiten nur sein konnten, dennoch zweifelte sie ein wenig die Wahrhaftigkeit des Empfindens ihrer kleinen Freundin an. Zwar mochte sie schimpfen, sich ärgern und auch äußern, dass das Duo – bestehend aus Himuro und Murasakibara – sie zur Weißglut trieb... Doch letzten Endes verbrachte Sayumi trotzdem ihre Zeit mit den beiden. „Diesen riesigen Mistkerl nennst du drollig, wenn er dich nach Süßigkeiten fragt? Drollig am Arsch!" Es hätte sicherlich noch ewig so weitergehen können, doch Asuka unterbrach Sayumis Meckern schließlich, als sie zwei Personen auf den Tribünen der Sporthalle erkannte, deren Anwesenheit sie nicht erwartet hätte. „Okamura! Fukui!", rief sie erfreut die Namen der beiden Drittklässler aus, ehe sie sich zu diesen setzte. „Wenn das nicht die kleine Hanashiro ist! Wir haben uns ja ewig nicht gesprochen!", begrüßte sie nun auch Kenichi erfreut. Eigentlich waren er und Kensuke nur hergekommen, weil sie ihrem alten Klub ein letztes Mal zusehen wollten. Dass sie Gesellschaft bekommen würden, hatten sie beide nicht erwartet. „Jo", sprach schließlich noch der Aschblonde und lehnte sich auf seinem Platz etwas vor, um an seinem ehemaligen Kapitän vorbei zu Asuka blicken zu können.

„Ihr habt euch in eure Aufnahmeprüfungen reingehängt, oder? Kein Wunder, dass wir uns nicht gesprochen und kaum gesehen haben. Wie ist es gelaufen?", fragte die weißhaarige Oberschülerin neugierig. Im Januar und Februar des dritten Schuljahres beschäftigte einen japanischen Oberschüler in aller Regel nichts mehr, als die Aufnahmeprüfungen an den verschiedensten Hochschulen. Um seinen Platz in diesem wettbewerbsorientierten System zu bekommen, musste man sich ordentlich reinhängen und pauken. Dementsprechend wurden Drittklässler am Ende dieser Phase mit der Frage durchlöchert, wie erfolgreich sie sich durch diese schwere Zeit gekämpft hatten. „Ab April studieren wir an der Nittaidai in Tokio. Der Gorilla und ich sind zwar in verschiedenen Fakultäten, aber als Studenten der gleichen Sporthochschule werden wir wohl leider im gleichen Team bleiben", erklärte Kensuke. Während Okamura wegen der Spitzen seines Kameraden dem Selbstmitleid verfiel, konnte Asuka nicht anders, als ein wenig zu staunen. „Meinen Glückwunsch habt ihr! An einer Elite-Universität in Tokio angenommen zu werden, war sicherlich alles, aber kein Zuckerschlecken", brachte sie den beiden ihre Glückwünsche und auch ihre Anerkennung entgegen. „Glückwunsch", murmelte auch Sayumi, die sich förmlich dazu gezwungen hatte, etwas zu sagen. Es war nicht so, dass sie die beiden Drittklässler nicht mochte; sie kam einfach nicht mit Leuten zurecht, die sie nicht kannte, und fühlte sich etwas unkomfortabel in deren Gegenwart.

„Danke! Aber mal was anderes: Was macht ihr zwei eigentlich hier? Ich dachte, Basketball wäre nicht so deins, Hanashiro? Und dann änderst du deine Meinung, wenn ich nicht mehr spiele? Wie schade", seufzte Okamura. Asuka wollte den Drittklässler lächelnd aufklären, doch da kam ihr Kensuke schon zuvor: „Schon einmal darüber nachgedacht, dass dein Austritt der Grund ist, warum sie ihre Meinung geändert hat?" Kenichi zog daraufhin scharf die Luft ein und legte seine Hand aufs Herz. „Das tat weh und war sogar für deine Verhältnisse fies...", kommentierte er die Stichelei seines Schulkameraden etwas wehleidig. Ob er wirklich gekränkt war oder lediglich sein überzogenes Theater spielte, blieb ungeklärt. So oder so, Asuka entschied sich, den Größeren aufzuklären, bevor er Fukuis Worte noch glaubte: „Mach dir keine Gedanken, Okamura, es gibt keinen besonderen Grund, warum ich hier bin", das war geflunkert, aber das brauchte ja niemand zu wissen, „Basketball ist nach wie vor nicht so meins. Ich habe Himuro nur zugesagt, weil ich heute ohnehin nichts Besseres vorhatte." Die beiden Drittklässler wurden bei dem Namen Himuro etwas hellhörig. Nahezu synchron war der Blick der Beiden zum Spielfeld gewandert, wo sich der schwarzhaarige Kapitän-auf-Probe mit seinen Teamkameraden aufwärmte. Kensuke fand das schon ungewöhnlich, doch Kenichi, der im vergangenen Schuljahr ein wenig in Asuka verschossen gewesen war, haute das förmlich aus den Socken.

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