II

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Akaza
Vier Wochen zuvor

Das Blut des Mannes schmeckte schlechter, als es gerochen hatte. Doch der Hunger hatte mich getrieben. Ich hätte jeden verspeisen können. Diese dämliche Mission raubte mir langsam Verstand und Laune.

Eine blaue Blume, die, wenn überhaupt, zwölf Stunden im Jahr blühte und zudem auch so selten war, dass die Wahrscheinlichkeit, diesen Zeitpunkt zu erfassen, unmöglich schien.

Doch der Meister brauchte sie. Er schickte mich, weil er sie brauchte. Weil er mich brauchte. Und ich wäre derjenige, der sie ihm brachte. Der mehr von seinem Blut bekommen würde. Der Upper Moon Eins werden könnte. Ich brauchte diese Blume. Diese hässliche Blue Spider Lily.

Wenn es doch mehr Spuren zu den Personen gäbe, die sie studierten. Informationen über diese Pflanze waren genauso selten wie die Blüte selbst. Und ich verdammte sie dafür.

Ich hatte mir mit dem Körper des Mannes Zeit gelassen. Hatte ihn ganz langsam ausgeweidet und sein Blut Tropfen für Tropfen meine Kehle herunterlaufen lassen, in der Hoffnung, die Zeit verginge schneller. Was sie nicht tat.

Meine letzte Spur hatte mich in eine Stadt geführt, wo ich zumindest ungestört Menschen verschlingen konnte, weil sie niemand vermisste. Ein miserables Gefängnis ließ jede Nacht jemanden laufen, weil sie kaum noch Kapazitäten hatten.

Menschen waren doch so dumm. So unfassbar dämlich und klein. Klein im Vergleich zu dem Leben, das einem der Meister bieten konnte. Aber auch wenn schon, sie waren nichts wert. Nur ihr Tod brachte ihnen einen Sinn. Einen durchaus schmackhaften Sinn. In den meisten Fällen zumindest.

Ich riss den Arm des Mannes ab, warf ihn in die Luft und fing ich wieder, während ich in seinem Haus darauf wartete, dass die Sonne unterging.

Es vergingen drei Tage, in denen ich versuchte, an weitere Informationen zu kommen, doch vergebens. Ich stand kurz davor weiterzuziehen, als ich in dieser Nacht eine Präsenz wahrnahm. Eine überaus mächtige Präsenz. Und eine bekannte.

Ich wusste nicht, was er hier wollte, doch ich sollte ihn wohl nicht warten lassen. Ich schlenderte durch die Schatten der Nacht und folgte seiner Spur. Nach einigen Minuten verlor ich sie.

Die Haare in meinem Nacken stellten sich auf, als ich einen sanften Hauch von Wind im Nacken spürte. "Akaza.", vibrierte die dunkle Stimme von Kokushibo direkt hinter mir. Ich hatte ihn nicht kommen gehört. Upper Moon Eins. Der mächtigste Dämon unter den zwölf Dämonenmonden.

Unbeeindruckt drehte ich mich zu ihm um. All seine sechs Augen starrten auf mich nieder. Er war so arrogant, dass mich die glatte Wut packte. Was wollte er? Und warum war er hier? Das war meine Mission und ich würde ihn nicht lebend weiterziehen lassen, wenn er dasselbe Ziel verfolgte wie ich.

"Der Meister sagt, dass du zu lange brauchst. Du bist eine Schande für unsere ganze Art." Seine Stimme raunte fast schon gelangweilt und gleichzeitig zutiefst angewidert. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf ein Fenster in der Nähe der Straße. Dort war gerade ein Licht angegangen.

"Neue Informationen schicken dich in die nächste Stadt. Du hast am falschen Ort gesucht. Wie gewohnt.", sprach er abwesend und desinteressiert, "Es gibt dort drei Institutionen, die sich als Labore ausgeben. Durchsuch sie. Finde heraus, was sie wissen."

Ruckartig blickten seine giftgelben Augen wieder auf mich. Eine stille Drohung und ein Befehl. "Der Meister wird dein Ungenügen nicht länger ohne Ergebnisse dulden. Es wird mir eine Freude sein, deine Überreste vom Boden zu kratzen. Oder der Sonne zu überlassen." Ein leichter Anflug eines Lachens, das seine Augen nicht erreichte. Keines davon. Und mit einem Wimpernschlag war er verschwunden.

Das Licht im Fenster des Hauses die Straße runter erlosch für immer.

Blended Blood || Demon Slayer DoumaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt