Mir blieb keine andere Wahl. Ich musste die beiden zurücklassen. Die Demon Slayer waren bereits auf dem Weg. Ich konnte sie förmlich riechen.
Und Douma würde mich nicht gehen lassen. Ich war wie Eigentum für ihn. Zeit, dass er lernte, dass dem definitiv nicht so wahr.
Ich brauchte diese verdammte Blume! Ich durfte meinen Plan nicht aus den Augen verlieren. Es stand zu viel auf dem Spiel.
Doumas Hände umfassten mich immer noch stark. Ich legte meine Hände an seine Brust, nahm den feinen Duft von Rosenholz und Eisen nochmal in mir auf und stieß ihn dann kraftvoll von mir weg. Akaza sollte uns so nicht sehen.
Keine Sekunde später brach er durchs Dickicht. Er wollte ganz offensichtlich etwas sagen, hielt jedoch inne. Diese unangenehme Spannung zwischen uns hielt viel zu lange an.
Akazas leuchtenden, gelben Augen zuckten förmlich zwischen uns hin und her. Er wusste es, konnte es sich denken. Ich trat einen Schritt vor aber er unterbrach mich sofort.
"Sie sind bereits auf dem Weg.", sagte er stumpf und wendete den Blick ab. Als wären wir Scheusale.
Ich nickte, schluckte all meine heißen und kalten Gedanken runter und sah Douma an.Er wusste sichtlich nicht, was hier gerade lief. Natürlich wusste er es nicht. Er wusste weder, dass Akaza meine wahre Form gesehen hatte, noch dass er und ich durch unser Blut aneinander gebunden waren.
Ich trat noch einen Schritt von Douma weg.War das vielleicht der einzige Grund, warum er mich so begehrte? Und war das der einzige Grund, warum ich in seiner Gegenwart kaum klar denken konnte? War es nur das Blut? Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich hatte die Kontrolle verloren. So weit hätte es niemals kommen dürfen.
Ich reckte das Kinn, rief mir wieder vor Augen, worum es jetzt wirklich ging. "Wir halten uns an den Plan. Wenn alles gut läuft, treffen wir uns oben am Waldrand. Bleibt unter den Bäumen. Die Sonne geht bald auf."
Akaza sah mich nun wieder an. Nur mich. Sein Blick wurde leichter. Er nickte. "Viel Glück." Mit diesen Worten lief er direkt bergauf. Geradewegs in die Richtung, von wo aus der Wind den Geruch der Dämonenjäger zu uns herantrug.
Ich sah Douma nicht an und wollte die andere Richtung schon anpeilen, da packte er meinen Arm und riss mich zu sich rum. "Wir haben keine Zeit dafür!", fuhr ich ihn sofort an.
Als sich unsere Blicke trafen, waren seine Augen ganz kalt. "Was denkst du machst du mit der Blume, wenn du sie hast, mh?" Seine Stimme leise und bedrohlich.
Vor mir stand schon wieder ein anderer Douma als zuvor. Wie viele Gesichter hatte dieser Dämon nur?
"Ich hab keine Zeit, für dich jetzt ins Detail zu gehen! Du musst dich für Akaza um die Glyzinien kümmern, sonst bekommt am Ende niemand diese beschissene Blume!"Ich stemmte meine Füße in den Boden und erwiderte Doumas gefühlskalten Blick mit stählender Härte. Das schien ihm gar nicht zu gefallen. Er griff meinen Arm fester, drehte mich herum und zog mich mit meinen nun am Rücken überkreuzten Armen an sich heran.
Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Sein kalter Atem traf einschüchternd auf meinen Nacken. Es gefiel ihm viel zu sehr und trotzdem war er wütend. "Du erwartest doch sicher nicht von mir, dass ich einfach brav deinem Befehl folge, wenn ich weiß, dass du planst uns alle zu vernichten, kleiner Vogel?"
Ich hörte auf, mich zu wehren. Es brachte nichts. Und mir lief die Zeit davon. Was er konnte, konnte ich noch viel besser! Also setzte ich ebenfalls ein anderes Gesicht auf.
"Was, wenn ich dir sage, dass es nicht mein Plan ist, euch alle zu vernichten? Du siehst es viel zu oberflächig. Douma, ich will herrschen. Du kannst mir nicht sagen, dass du selbst nie darüber nachgedacht hast, Muzans Platz einzunehmen. Mit der blauen Spinnenlilie habe ich diese Chance. Die Chance, ihn zu übertreffen und dingfest zu machen. Aber ich schaffe das nicht alleine."
Kurz dachte ich, er würde mir glauben."Du lügst." Dann biss er mir so heftig gezielt in den Nacken, dass ich kurzzeitig vollkommen gelähmt war. Ich schluckte den Schrei herunter kämpfte mich aus seinem Griff und fuhr herum. "Douma, sieh mich an!" Er schloss den Abstand zwischen uns.
Gerade funkelte noch absolute Blut- und Mordlust in seinen Augen, doch als er in mein Gesicht sah, zögerte er. Als würde ihm etwas einfallen, dass er vergessen hatte.
Und Douma sah mich an. So einnehmend und allumfassend, als würde in diesem Moment nur ich existieren. Doch er sah nur leere, tief weiße Augen.
Ich bündelte meine Schatten in meiner Hand und feuerte sie mit all meiner Kraft auf seinen Brustkorb.Er registrierte meinen Angriff viel zu spät. Hatte sich in dem Wesen, dass ich ihm gezeigt hatte, verloren. Er flog weit davon. Genau in die Richtung, in die er musste. In die er einfach hätte rennen sollen. Akaza befand sich sicher schon im Kampf.
Und die Sonne ging jede Minute auf.Hoch oben auf dem Berg sah ich in weiter Ferne, wie die Wolken heller wurde. Ein leichtes Orange umspielte die weichen Konturen bereits. Das würde ein wunderschöner Sonnenaufgang werden.
Ich rief mir all mein Wissen über die blaue Spinnenlilie ins Gedächtnis. Sie musste einfach hier sein. Ein weites Feld brach vor mir auf. Sämtliche Spinnenlilien blühten und warteten darauf, ihre Hälse der Sonne entgegen zu recken.
Nur die blauen öffneten sich im Sonnenlicht. Sie waren nun mal etwas besonderes. Ich atmete ein letztes Mal tief ein, dann übertrat ich die Linie vom Waldrand. Es wurde mit jedem Schritt einfacher.
Der Tod durch Sonnenlicht ist zwar der letzte, den ich sterben wollte, doch das Risiko musste ich eingehen. Alleine dafür war ich wiedergeboren worden.
Immunität gegen Glyzinien. Eine Sonne, die Dämonen verbrannte als Dämonenkunst. Welche Beweise brauchte es denn noch?
Ich glaubte, wäre ich Douma nicht näher gekommen und wären wir erst gar nicht durch unser Blut verbunden, wäre das alles für mich einfacher gewesen...Ich dürfte nicht an ihn denken, wenn ich Muzan tötete. Und ich dürfte nicht an mich selbst denken, die nach ihm sterben würde.
Ich lief immer weiter aufs Feld hinaus und hielt nach geschlossenen Knospen Ausschau. Das gestaltete sich schwieriger als gedacht. Die schon geöffneten Spinnenlilien nahmen mit ihrem Blütenumfang so gut wie alles ein. Ich lief immer weiter.
Als sich der erste Sonnenstrahl sanft über die Bergspitze legte, war es soweit. Es wirkte fast magisch. Wie diese Blumen sich aufstellten und alles dafür taten, um jedes Blatt mit Sonnenlicht zu bedecken.
Wie ein Dämon, der alles dafür tat, um das Blut seines Meister zu bekommen.Die blaue, satte Farbe stach aus dem Weiß und Rot deutlich hervor. Ich fackelte nicht lange und bahnte mir die direkten Weg durchs Feld auf die blaue Blume zu. Der Waldrand verschwand in weiter Ferne hinter mir. Ich hatte es geschafft. Gyokko hatte tatsächlich recht gehabt. Sie war hier. Die blaue Spinnenlilie war hier!
Ich hielt die blaue Spinnenlilie in der Hand. Die Knospe hatte sich vollständig geöffnet und der erste Sonnenstrahl traf bereits meine Haut. Ich hörte Douma in der Ferne wütend toben und Akaza meinen Namen rufen.
Sie standen weit weg am Waldrand, wie ich es ihnen befohlen hatte. Ich roch das Blut, das an ihnen haftete wie ein ewiges Urteil. Sie hatten diese Menschen auf dem Gewissen, genauso wie ich.
Wir waren Monster. Gefühlskalte Monster, ohne jede Berechtigung überhaupt zu existieren. Ich war geschickt worden, um das aufzuhalten. Um die Dämonen zu vernichten. Dass wurde mir nun umso mehr klar, als ich jetzt die blaue Spinnenlilie in der Hand hielt.
Und sie mir, ohne mir Gedanken um die Konsequenzen zu machen, in den Mund steckte.
Ein weiterer Sonnenstrahl traf meine Haut. Ich würde jede Sekunde anfangen zu brennen, wenn ich mich nicht beeilte. Frische Bergluft strich meine Haare zur Seite, als ich mich aus der Hocke aufrichtete.
So langsam trug der Wind den Geruch der Leichen den Hang abwärts. Bald würden noch mehr Menschen hierherkommen. Ich musste hier weg.
Und als ich mich Richtung Douma und Akaza aufmachte, geriet ich direkt ins Visier der erbarmungslos brennenden Sonne. Meine Haut zischte und kribbelte, blätterte ab. Ich hatte es nicht geschafft.
Doch zumindest bekam Muzan nicht so schnell wieder die Chance eine blaue Spinnenlilie zu finden.
Ich grinste.
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Blended Blood || Demon Slayer Douma
أدب الهواة• Wir sind Dämonen, wenn wir einander nicht vertrauen können, sind wir wirklich verloren • Als Mensch geboren, als Mensch gelebt, als Mensch gefallen. Als Engel verstoßen, als Dämon wiederauferstanden. Sie hat alles verloren, sogar sich selbst. Mit...