LII

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Meine Augen tränten. Dicke rote Linien zogen sich über mein Gesicht. Unter seinem Blick verging jede Schönheit, jede Einzigartigkeit. Muzans abscheuliche Aura vernichtete alles Leben. Ich würde niemals zulassen, dass dieses Monster über Tag und Nacht herrschen würde.

Sein schlagendes Herz in meiner Hand pochte ziemlich schnell für einen Dämonenkönig. Ich konnte ihm wehtun. Das war nur der Anfang.

Wobei ich es ehrlich gesagt wirklich bewunderte, dass er ein Herz besaß. Und dazu noch gleich sieben!

"Nezaky!", brüllte Muzan, der in meinen Schatten wohl langsam die Beherrschung verlor. Sein Schrei ging mir durch Mark und Bein.

Ich verfestigte meinen Griff um sein Herz und zwang meinen Körper mit einem noch mächtigeren Schrei nicht nachzugeben. Seine mentale Gewalt, die mit jeder Sekunde zunahm, war noch viel schlimmer als die seiner Fäuste.

Auch wenn das nicht der richtige Moment dafür war, bewunderte ich ihn dafür.

Mit einem Ruck warf ich mich nach hinten und unterbrach die Teleportation. Sein Herz nahm ich mit mir.

Wir landeten auf hartem Boden. Mein Körper fühlte sich taub an. Vollkommen überreizt und wund. Keuchend zwang ich mich wieder auf die Beine.

So hatte ich noch nie meine Schattenteleportation abgebrochen. Doch ich konnte schlecht eine saubere Landung für Muzan bereiten.
Er lag ungefähr dreißig Meter von mir entfernt.
Ich konnte kurz atmen.

Seine Herzschlag in meiner Hand wurde schwächer. Mein ganzer Unterarm triefte vor Blut. Ich fackelte nicht lange, hob den Arm und ließ Muzans Blut in meinen Mund laufen. Es war Erschaffer-Blut. Es machte mich nur noch stärker.

Sein wütender Schrei machte mich wieder auf ihn aufmerksam. Er baute sich neu auf. Ich konnte mit ansehen, wie das Loch in seiner Brust langsam zuwuchs. Eklig.

"Das wirst du mir büßen!", herrschte er und der Boden wackelte unter meinen Füßen.
Oh, ich hatte für einen kurzen Moment doch tatsächlich vollkommen vergessen, dass er es nicht mochte, wenn man sein Blut nahm. Upsi.
Ich strich mir mit dem Unterarm über die Mundwinkel und grinste ihm breit entgegen - zeigte ihm meine blitzenden Zähne.

Um uns herum befand sich keine Menschenseele. Nur der Berg, die Glyzinien und die langsam aufgehende Sonne.
Hier hatte ich die blaue Spinnenlilie gefunden. Hier hatte ich das Schicksal aller Dämonen besiegelt. Und somit auch seins. Ein für alle Mal!

Ich stemmte die Hände in die Hüften. "Willst du nicht lieber den Sonnenaufgang mit mir genießen?", sinnierte ich und schaute zur Seite auf die Bergspitze, hinter der sich Dunkelblau zu hellem Orange färbte. "Super romantisch.", sagte ich mehr zu mir als zu ihm.

Doch er konzentrierte sich überhaupt nicht auf mein Gerede. Mit einem überladenen Angriff donnerte er auf mich los und ließ mich einige Meter fliegen.

Bereits beim Aufprall brachen mir alle Knochen. Keine Sekunde später bohrten sich messerscharfe Klauen durch meine Gliedmaßen. Arme und Beine durchstochen von langen Krallen, die aus seinem Rücken wuchsen. Wie eine Spinne ließ er sich über mir runter und war mir so nah wie eben noch, als wir durch die Schatten wanderten.

"Wie fühlt sich das an?", flüsterte er bösartig. Ein abartig amüsiertes Lächeln lag auf seinen Lippen. "Es tut weh.", sagte ich wahrheitsgemäß. Nur konnte er nicht ahnen, dass mir dieser Schmerz vollkommen gleichgültig war. Ich hatte mich darauf vorbereitet. Ich war nicht so leichtfertig wie er dachte.

"Du bist so eine Enttäuschung für mich, Nezaky." Mit einem kalten Finger strich er sanft über meine Wange, als hätte er Mitleid.

"Hast du nichts Besseres auf Lager? Oder warum musst du dich ständig wiederholen?" Ich lachte. Muzan lachte auch. "Er wird dich niemals lieben. Er wird dir niemals treu sein. Er wird dich verraten, wenn er das nicht schon längst getan hat. Douma ist meine Kreatur! Wenn du dir dessen nicht bewusst bist, bist du trotz deiner wunderbaren Augen doch so blind wie eine hässliche Eintagsfliege. Und so wirst du auch sterben. Irgendwelche letzten Worte?", säuselte er nah an meinem Gesicht und gönnte sich einen tiefen Atemzug über meinem Blut. Als wäre ich sein nächster Hauptgang.

Auch wenn ich es mir nicht anmerken ließ, trafen mich seine Worte. Doch jetzt war ich an der Reihe zu vertrauen. Ich musste es einfach tun.
"Ja.", sprach ich leise. Muzan taxierte mich gierig. Ich drückte mich etwas hoch und flüsterte in sein Ohr.
"Lang lebe der König."

Dann bohrte ich meine langen, spitzen Zähne so tief in seine Halsschlagader, dass er begann zu krampfen. Natürlich waren sie vergiftet. Gift brachte ihn zwar nicht um, doch es verschaffte mir Zeit.

Ich riss meine Arme und Beine unter einem erbärmlichen Schreien und Knurren los und schleuderte Muzan direkt auf den Berggipfel. Eine Staubwolke stieg dort auf, wo er hart landete.

Sofort schloss ich zu ihm auf. Blut und Schaum bildeten sich vor seinem Mund. Dennoch stand er strauchelnd auf. Sein Körper pulsierte. Er sollte sich kaum noch bewegen können. Und als es mir bewusst wurde, war es bereits zu spät.

Tonnenschwerer Druck bildete sich wieder auf mir. Diesmal hatte ich keine Holzplatte unter mir, die ich durchschlagen konnte. "Dein wertloses Leben ist verwirkt.", brüllte er knurrend und hustend. Er brach auf der Stelle wieder zusammen.

Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Mein Blut kochte und ich sah verschwommen. Ich fiel ebenfalls zu Boden, spuckte Blut und meine Handgelenke knickten unter mir weg.

"JETZT STIRB DOCH ENDLICH!", rief er und kroch zu mir herüber. Trotz der Aussicht des unmittelbaren Endes erfasste mich blanke Panik. "DU ZUERST!", röchelte ich und sah ihn mindestens genauso blutrünstig an.

Als er mich erreichte, schaffte ich es nicht, ihn abzuwehren. Das Gift in seinem Körper zerfraß bereits seine erste Hautschicht. Blaue Adern leuchteten in seinem ganzen Gesicht und die Bisswunde an seinem Hals konnte er nicht heilen. Er verlor viel Blut.

Und doch griff er meinen Hals, warf mich herum, kam über mich und drückte mir den Hals zu. Meine Haut unter seinen Hände spannte und brannte wie Feuer.

Nein. Nein, nein, nein!! Ich konnte mich einfach nicht bewegen. Mein Körper gehörte mir nicht mehr. Meine Sicht verschwamm immer mehr und so langsam ließ auch der Schmerz nach, den ich wahrnahm. Als würde mein Körper aufgeben. NEIN!

Rauch legte sich in die Luft. Scharf, eisenhaltig, erstickend. Ich fühlte, wie die Haut meines Halses riss. Wie benommen lag ich nur da und konnte nichts mehr machen. Er hatte mich besiegt. Ich war schwach.

Ich wünschte nur, ich könnte nochmal sein Gesicht sehen. Seine Augen.

Immer mehr Rauch verdichtete die Umgebung. Muzan schrie, doch ich nahm es nur schemenhaft war. Als plötzlich all das Brennen in meinem Körper aufhörte, zog mich ein beißender Geruch zurück in die Realität. Ich kam langsam auf die Beine.

Muzan kniete vor mir. Die Sonne brannte auf uns herab. So wunderschön und erbarmungslos. Und er.. Er löste sich auf. Seine verbrannte, vergilbte und vom Gift getränkte Haut flog in Flocken davon.

Seine mischten sich mit meinen, denn auch ich löste mich auf. Nur seine bestialischen Augen zielten wortlos auf mich ab, als er sah, dass sich die brennende Haut auf meinen Körper im selben Moment wieder regenerierte.

"Lang lebe die zum Tode verurteilte Königin.", waren die letzten Worte des Dämonenkönigs Muzan Kibutsuji, als er zu mir aufsah und ich in Flammen stand, die ihn töteten, mir aber niemals etwas antun würden.

Blended Blood || Demon Slayer DoumaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt