XII

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Ivanaka

Die Sonne war den ganzen Tag nicht herausgekommen. Das hatte ich daran gemerkt, wie dunkel das Zimmer wirkte. Und wie kalt. Ich fühlte mich so schwer wie ein Sack Zement, doch ich raffte mich auf, als Runame kam, um mir Nachts den Balkon zu öffnen.

Es war eins der wenigen Dinge, die mir hier gefielen. Als die Balkontür beiseitegeschoben war und Runame verschwunden war, atmete ich tief ein. Sie hatte mich heute anders angesehen.

War sie dahintergekommen, was Douma war? Was meine Aufgabe war? Oder hatte sie es schon vorher gewusst? Nun, ich denke, dass ist auch nicht mehr wichtig., sprach ich in Gedanken zu mir selbst. Ich sah wahrscheinlich nur furchtbar blass aus.

In der Ferne donnerte es. Es würde bald gewittern. Und irgendwie bewegte dieser Gedanke etwas in mir. Der Himmel war ziemlich bewölkt, doch vereinzelt schienen Sterne hindurch. Wunderschöne, starke Sterne.

Ich stand eine Weile am Geländer des Balkons und fuhr mit den Fingern über das glatte, kühle Metall. So vertieft in den Nachthimmel und das Gewitter, das näher zog, bemerkte ich den Dämon im Zimmer hinter mir viel zu spät.

Meine Sinne ließen mich langsam im Stich. Dennoch drehte ich mich nicht um. Er hatte wohl nicht verstanden, dass ich ihn nicht sehen wollte. Oder das Blut hatte ihm nicht ausgereicht. Sollte er doch nach mehr betteln. Mein Griff ums Geländer verkrampfte sich.

"Was willst du? Ich dachte, wir hatten eine Abmachung.", sprach ich ohne Emotionen. Unbeeindruckt von seiner Präsenz. Zumindest äußerlich.

"Nein, nicht wirklich. Hast du mich etwa nicht vermisst? Du brichst mir das Herz." Seine Stimme war dunkel, tiefer als sonst. Ich hatte keine Lust auf seine Spiele. "Welches Herz?", lachte ich freudlos auf.

"Dreh dich um und ich zeig dir, wie gutherzig ich sein kann.", raunte er lockend. Ich lenkte seinen Angriff ab. "Ich bezweifle, dass du ein Herz hast. Und wenn doch, dann ist es so klein, dass es gar nicht dazu in der Lage ist, gut zu sein. Geschweige denn irgendetwas zu fühlen. Du bist mehr Stein als Dämon."

Innerlich lachte ich selbst über meine Metapher.
Douma antwortete nicht. Hatte ich ihn sprachlos bekommen? Ich schoss gleich weiter. "Wie kam es eigentlich dazu? Wie wurdest du zum Dämon? Hat dir eine anständige Dame das Herz gebrochen?", scherzte ich. "Solltest du versuchen, mich zu provozieren, muss ich dir leider sagen, dass du dich mehr anstrengen musst.", konterte er gelassen.
Ebenfalls unbeeindruckt.

Entweder hatte ich direkt ins Schwarze getroffen oder meilenweit verfehlt. "Wenn du meinst. Wie ist es denn nun passiert?" "Lange Geschichte." "Nun, wenn du mich nicht jetzt gleich zerfleischst, habe ich wohl viel Zeit."

Ja. Ja, ich hatte vor, ihn zu provozieren.

Mit einem Mal veränderte sich die dunkle Präsenz. Sie bewegte sich durch den Raum. Schlängelte an den Wänden entlang, direkt auf mich zu. "Unser Meister kam zum Eternal Paradise Cult. Und er machte mir das schönste Angebot meines damals noch so langweiligen Lebens."
Ernsthaft? War es das? "Keine tragische Hintergrundgeschichte? Kein Daddy- oder Mommykomplex?"

Ich konnte es nicht fassen, ließ diese Emotionen aber nicht raus. Er war wirklich ein Monster. "Dann warst du also schon als Mensch ein riesen Bastard. Das erklärt einiges.", lachte ich ungläubig.

Er stieg in das Lachen ein. Meins erstarb in dem Moment, wo er anfing. Er stand hinter mir. Genau hinter mir. Seine tiefe, raue Stimme ließ den Boden unter meinen Füßen vibrieren. "Bist du dann fertig?", fragte er herausfordernd. "Du siehst in diesem Kleid übrigens atemberaubend aus. Und ich sehe es nur von hinten.", fügte er gestellt atemlos hinzu. Oder war es nicht gestellt?

Blended Blood || Demon Slayer DoumaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt