XLVI

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Ich lief klitschnass auf mein Zimmer zurück. Mein Verstand hatte die tote Runame verdrängt, doch an der Türschwelle schlugen mir diese Gedanken direkt wieder ins Gesicht.

Und ich hatte gerade ihren Mörder gefickt. Ich konnte kaum beschreiben, wie klein und leer ich mich fühlte.
Als ich das Bad betrat, musste ich allerdings feststellen, dass ihre Leiche weg war.

Das Blut weggewischt, als wäre es nie dort gewesen. Eine neue Runame vielleicht.
Ich benutzte die Dusche. In ein warmes Handtuch eingewickelt, suchte ich mir neue Sachen raus und band meine Haare in einen strengen Zopf. Es war Zeit.

Zeit, um meinen Plan in die Tat umzusetzen. Mir blieb nicht mehr viel Zeit, ich hatte viel zu viel davon in meinem Lilien-Rausch vergeudet. Muzan würde bald dahinterkommen, was passiert war.

Akaza

Ich stand eine Ewigkeit vor der Leiche von Nezakys Hausmädchen. Klein, fein angezogen, eine makellose, zurückgesteckte Frisur.

Ich kannte sie nicht, hätte mich nie für sie interessiert, doch jetzt schaffte ich es einfach nicht, den Blick abzuwenden. Nicht aus Hunger - aus Bedauern.

Ich fraß keine Frauen. Hatte ich nie, würde ich nie. Diese wehrlose Frau wies keine Kampfspuren auf. Douma musste sie entweder mental gefoltert oder schlichtweg wahnsinnig gemacht haben. Oder er hatte sie erpresst. Es spielte nun keine Rolle mehr.

Es tat mir leid. Und als ich sah, wie Nezaky unter ihrem Verlust litt, tat es mir noch mehr leid. Also hatte ich die kleine Frau in ein Tuch gewickelt und sie außerhalb des Anwesens im Wald begraben.

Ich kennzeichnete die Stelle mit einem Stein. Danach drehte ich um und ging zurück zum Anwesen, als etwas in meinem Augenwinkel blitzte. Ich fuhr kampfbereit herum, spürte und sah aber niemanden.

Dann blitzte es nochmal. Ganz leicht und ganz kurz. Und als ich es erkannte, sah ich mich schnell um, um zu schauen, ob mich jemand gesehen hatte. Wie peinlich..

Eins ihrer Armbänder musste sich im Ast verhakt haben, als ich sie von der Schulter genommen hatte. Ich nahm es ab und schmiss es aufs Grab, als Erinnerungsfetzen meine ganze Realität zerrissen.

Ich sah eine Frau. Sie sah diesem Hausmädchen ähnlich. Sie stand direkt neben mir und über uns explodierten dutzende Feuerwerke.
Ihre Augen funkelten. Sie drehte sich zu mir um, schenkte mir das schönste Lächeln der Welt und umarmte mich mit einer Wärme, an die ich mich nicht erinnern konnte. "Ich liebe dich, Hakuji.", flüsterte sie an mein Ohr und ich legte meine Arme ebenfalls um sie. "Ich liebe dich auch.."

Ich verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Boden. Als ich mich wieder aufrichtete, lag auf meiner Zunge ein Name. Koyuki.

Mein Kopf explodierte und mein Herz schlug so schnell, dass mir das Blut in den Ohren rauschte. Vollkommen überfordert mit so einer körperlichen Reaktion, fasste ich an meine Brust und versuchte inständig, mich zu beruhigen.

Ihr Gesicht ging mir dabei nicht aus dem Kopf. Und als ich es schaffte, mich zu fassen, wurde mir klar, dass ich diese Frau kannte. Und dass sie vermutlich schon lange, lange tot war.

Ich fühlte mich nicht gut. Mit dreckigen Füßen stampfte ich wütend zurück in das Anwesen. Eine mächtige Aura lag in der Luft. Warm, drückend und geladen.

Oh je, hoffentlich hatte Nezaky Douma nicht doch getötet. Obwohl es mich nicht stören würde.
Aber andersherum.. Ich lief auf schnellen Schritten zu ihrem Zimmer zurück. Ich traf sie davor an.

Sie wirkte ganz anders als die Spannung, die noch ganz frisch in der Luft lag. Und sie roch ziemlich verdächtig nach Douma. Aber das war nebensächlich. Als Nezaky mich ansah, leuchteten ihre Augen in Regenbögen. Irgendetwas stimmte nicht!

"Ich bin in drei Tagen zurück.", sagte sie abwesend, wendete den Blick ab und zog eine große Tasche hinter sich her. "Warte!" Ich wollte ihr noch erzählen, was ich gesehen hatte, doch da verschwand sie bereits in einer Wolke aus Schatten. Aufgelöst, als wäre sie nie da gewesen.

Ich ballte die Fäuste. Das hätte besser laufen können. Und als ich mich zum Gehen umwandt, stand am hinteren Ende des Flurs Douma. Ich konnte spüren, dass er verwirrt und wütend war. Und ich spürte, dass er blutete, obwohl ich keine einzige Wunde an ihm erkannte.

Etwas wurde in Gang gesetzt und in mir machte sich das Gefühl breit, dass es kein gutes Ende geben würde.

Blended Blood || Demon Slayer DoumaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt