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Ich hielt still. Mir blieb nichts anderes übrig, als stillzuhalten, während er meine Haare zu einen Zopf flocht. Ich wusste nämlich immer noch nicht, ob es nur eine Taktik war, um mich zuerst in Sicherheit zu wiegen, um danach zuzuschlagen.

Ohne zu sprechen, flocht er meine Haare. Manchmal zog er daran, dass es schmerzte. Manchmal war er sanft. Als er fertig war, hielt ich inne. Ich spürte seine Wut immer noch. Wut darüber, dass ich versucht hatte, ihm sein Mittagessen zu vermiesen. Mein Atem, der sich etwas normalisiert hatte, begann erneut auszusetzen.

Kurz darauf griff er mich plötzlich an dem perfekt geflochtenem Zopf und zog meinen Kopf so ein Stück nach hinten. Ich spürte seine Hose am Hinterkopf. "Du hast so ein schönes Gesicht. Es wäre zu schade, wenn ich es dir von den zierlichen Schultern reißen müsste, verstehst du?", murmelte er verführerisch an mein Ohr. Jedes Haar auf meinem Körper stellte sich auf, als ich nickte.

"Gut. Das hoffe ich wirklich. Um deinetwillen."
Aus dem Nichts spürte ich einen brennenden Schmerz auf der Schulter. Ich schrie unverblümt auf. Doumas höhnisches Lachen war nicht von dieser Welt.

"Ich hoffe wirklich, das ist dir eine Lehre."
Ich fuhr zu ihm herum und drückte meine flache Hand auf den Schnitt auf meiner nackten Schulter. Nur ein paar Zentimeter weiter links und er hätte meine Halsschlagader erwischt. Und das hatte er gewusst. Es war wirklich nur eine Warnung gewesen. Die Warnung eines Dämon.

Er leckte sich die beiden Finger ab, an denen mein Blut klebte. Allein mit seinen spitzen Fingernägeln hatte er meine Schulter aufgeschlitzt.
"Geh jetzt. Du riechst nach Angst. Das macht dich nur noch köstlicher. Du hast Glück, dass ich heute einen guten Tag habe. Und generell so gutherzig bin.", murmelte er wieder an meinem Ohr und ich konnte schwören, seine Lippen über die Wunde streifen zu spüren.

Ich zögerte nicht und stand sofort auf. "Unternimmst du nochmal so etwas dummes, meine Liebe, werde ich nicht so zurückhaltend sein. Du siehst heute übrigens wunderschön aus.", warf er mir gut gelaunt hinterher, als wäre das alles gerade nicht passiert.
Ich rannte schon fast aus dem Raum. Und die junge Frau.. Sie war eh verloren.

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Die Tür meines Zimmers blieb verschlossen. Ich hatte die schwere Kommode davorgeschoben. Sicher war nun mal sicher. Woher ich diese Kraft nahm, hinterfragte ich nicht. Immer noch zitternd, entwirrte ich meine langen Haare aus dem schönen Flechtmuster.
Nein. NEIN. Kein schönes Flechtmuster!, predigte ich mir innerlich selbst.

Ich riss an ihnen weiter umher, bis auch die letzte Verflechtung raus war. Danach machte ich mich an die zwei Schnitte auf meiner Schulter. Sie waren nicht tief, nicht schwerwiegend. Aber sie brannten wie die Hölle.

Durch die Flügeltür ging in ins Nebenzimmer. Dort wusch ich die Wunde und klebte einen Stoff darüber, der einem Wundpflaster sehr nah kam.
Danach setzte ich mich aufs Bett und starrte auf die Tür. In der Hoffnung, sie würde sich nie wieder öffnen.

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Ich war eingeschlafen. Erst ein kühler Wind, der über mein Gesicht fuhr, weckte mich. Langsam blinzelnd öffnete ich die Augen. Es war stockdunkel in den großen Zimmer. Und Nacht. Die Balkontür stand offen.

Mit einem trüben Lächeln im Gesicht drehte ich mich zur Balkonseite um und erschrak in meiner Bewegung, als etwas Großes, Dunkles genau neben mir lag. Ich bewegte mich keinen Millimeter mehr. Ich vergaß sogar zu atmen.

Er war es. Douma. Er lag genau dort. Neben mir. Ich erkannte die Schatten, die sich um ihn kräuselten. Seine dunkle Präsenz. Die Macht und die Stärke, die sich unter seiner so menschlich wirkenden Haut versteckten.

Ich drehte mich wieder auf die andere Seite, weg von ihm. Meine Haut kribbelte, als ich seinen Atem auf ihr spürte. Wie kam ich aus diesem Bett, ohne ihn zu wecken? Es würde mir nicht gelingen. Schlief er überhaupt? Brauchte er Schlaf? Ich schluckte und krallte eine Hand ins Laken.

Plötzlich legte sich ein starker Arm um meine Taille. Mit einem Ruck wurde ich nach hinten gezogen. Ich riss die Augen auf. Ich vergaß meinen Namen.
Und als hätte er meine Gedanken gelesen, hauchte er ihn sinnlich an mein Ohr. Ivanaka.

Meine Lippen waren taub. Meine Zunge stumm. Wieder und wieder flüsterte er meinen Namen in mein Ohr.
Meine Haare fielen zur Seite und sein kühler Atem traf auf meinen Hals. Ich wollte ihn fragen, was er hier tat, aber aus meinem Mund kam kein Ton.

Seine scharfen Nägel gruben sich in den Stoff meines Kleides und streiften leicht über die zarte Haut meines Bauchs. Feuer explodierte in meinem Inneren. Nur schoss es in die falsche Richtung. Mit einem Ruck hatte er das Kleid in zwei Stofffetzen zerrissen. Seine starken Finger griffen fest in meine Taille und ich spürte, wie sein Körper sich jetzt von hinten an mich presste.

Mein Atem ging schneller. Ein Ton kam über meine Lippen, den ich nicht kontrollieren konnte. Er sagte mir, dass er meine Blicke gesehen hatte. Dass er die Röte in meine Wangen steigen gesehen hatte. Dass er die Hitze in meinem Schoß gespürt hatte. Die gleiche Hitze, die mich gerade zu verbrennen schien.

Seine Zunge fuhr über meinen Hals, die Kuhle hinter meinem Ohr. Ich drückte den Rücken durch, konnte kaum noch klar denken. Seine Hand erkundete gierig meine Hüften, das Becken, die Oberschenkel. Er fuhr mit Druck darüber. Hinterließ Spuren. Ich hingegen verlor mich an seinem starken Körper, der sich gegen mich drängte. Seine Muskeln.. Seine Härte..
Ich stöhnte auf, als seine Hand zwischen meine Beine glitt und sich seine Zähne in meine Schulter bohrten.

Ich schrie schrill auf und schreckte so kräftig zusammen, dass ich einen Krampf in den Waden bekam. Mein Nachthemd war klitschnass. Ich rieb mir die Augen, sah mich hektisch um und tastete meine Schultern ab.

Er lag nicht neben mir. Er fasste mich nicht an. Nein, viel schlimmer.

Er stand dort. Gegen den Türrahmen gelehnt. Die Arme vor der nackten Brust verschränkt. Meine Hände ballten Fäuste im Laken.
Hatte er..? Konnte er..?

Sein Gesicht wirkte überrascht und amüsiert zugleich. "Das ist sehr interessant.", war das erste, was er sagte, "Ich dachte, du kannst vielleicht nicht schlafen und ich komme und rette dich.", schmunzelte er immer noch sichtlich überrascht, beziehungsweise übergangen.
"Scheinbar hattest du dieselbe Idee."

Wieder spürte ich diese Hitze in meinen Wangen. Am liebsten würde ich im Boden versinken. Er konnte doch wohl nicht in meinen Kopf schauen! Oder hatte ich im Schlaf gesprochen? Mein ganzer Körper glühte vor Scham. Das war so dermaßen falsch, dass ich mich vor mir selbst ekelte.

Douma bewegte sich leicht und die Muskeln auf seinem starken Oberkörper bewegten sich kraftvoll. So, wie ich sie in meinem Traum gesehen und gespürt hatte. In meinem Albtraum. Ich schluckte.
Mit einem schiefen Grinsen drehte er sich um. Mondlicht fiel durch den Balkon auf seinen Rücken, der ebenfalls nur so vor Muskeln strotzte.

"Es sind nur Träume, Ivanaka. Aber hin und wieder zeigen sie uns, wonach es uns wirklich verlangt." Doch er hielt nochmal an, jedoch ohne sich umzudrehen. Seine Augen funkelten über seine Schulter zu mir. "Diese Hitze spüre ich übrigens tatsächlich, kleiner Vogel." Dann ging er weiter.
Und ich versank in Selbstscham.

Blended Blood || Demon Slayer DoumaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt