XLIII

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Nezaky
Zwei Tage später

Ich lief leichtfüßig durch das Anwesen. Von meinem Kinn tropfte noch das Blut meines süßen, letzten Opfers. Mein Hunger war unstillbar und Alkohol zog mich förmlich an.

Es war das einzige, dass mich noch halbwegs am Boden hielt. Und ich konnte einfach nicht aufhören. Mein unsterblicher Körper verbrannte alles in mir so schnell wie ein Lauffeuer. Weswegen kein Rausch und keine Sättigung lange anhielt.

Ich hatte schon längst aufhört zu zählen, wie viele Menschlein mir ins Netz gegangen waren. Poetisch ausgedrückt. In mir züngelten wilden Bestien, die unermüdlich nach der nächsten Mahlzeit suchten.

Ich lief gerade auf mein Zimmer zu, als ich einen Sturm an Aura hinter mir spürte. Ich fuhr sofort herum, nur um in einen leeren Flur zu starren.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und wendete mich wieder meinem Zimmer zu, wo er nun mit ebenfalls verschränkten Armen an der Tür lehnte. Akaza.

Ein Schmunzeln konnte ich mir nicht verkneifen. Er jedoch sah mich an, als wäre ich der Ursprung alles Bösen. Innerhalb einer Sekunde stand er vor mir.
"Was soll das werden, mh?"
Ich legte den Kopf provokant schräg.

"Was hast du vor?!", knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, "Wie konntest du nur?!" Ich verdrehte die Augen. Ich wollte mich jetzt nicht mit ihm unterhalten. Nicht darüber nachdenken, was ich getan hatte.

Ich ging an ihm vorbei, streifte ihn dabei unsanft mit der Schulter. "Ich bin nicht Douma, Nezaky. So einfach gebe ich nicht nach und lass dich wie einen hungrigen Wolf umherziehen. Du hast uns alle zum Tode verurteilt. Ich hoffe, dass ist dir bewusst.", rief er mir ruhig hinterher.

Hinter dieser Ruhe brodelte pure Aggression. "Ich will wissen, was dein Plan ist. Der ganze Plan. Von Anfang bis Ende. Ich weiß, dass du einen hast. Du bist zu schlau, um keinen zu haben."
"Pass auf. Nicht, dass du mir noch schmeichelst."

Mit einem Satz knallte ich gegen die Wand. Sämtliche Gemälde den gesamten Flur hinunter krachten zu Boden. "Ich werde nicht länger zusehen, wie du versuchst, in einem Körper klarzukommen, der dir völlig fremd ist. Den Plan, jetzt!"

Was dachte er, wer er war?
Akaza Unterarm presste meinen Brustkorb so stark gegen die Wand in meinem Rücken, dass er sicherlich gleich brechen würde. Doch ich lächelte.

Ich lächelte und ließ all meine optischen Täuschungen fallen. Meine Regenbogenaugen, die noch kräftiger als zuvor leuchteten, starrten direkt in seine befleckte Seele und zerrissen ihn von innen.

Meine spitzen Zähne, die um einige Zentimeter länger geworden waren als bei jedem anderen Dämon jemals zuvor, blitzten bedrohlich hervor und meine Schatten, die sind immer nur außerhalb meines Körpers manifestiert hatten, schlängelten sich durch mein Blut. Und gerade zischten sie. Bereit alles zu zerfetzten.

Ich lachte dunkel und gleichzeitig viel zu hell. Akaza trat einen Schritt zurück. Der Ausdruck in seinen Augen war unbezahlbar. Nun machte ich einen Schritt auf ihn zu. "Der Plan sieht vor, Muzan zu stürzen. Das ist alles, was du wissen musst."

Dann zog ich all meine Tarnungen wieder hoch, ließ die Schatten unter meiner Haut, meine Augen und die Zähne wieder zu meinem alten Anblick werden. Akaza hatte verstanden.

Mein aufgesetztes Lächeln schwand und ich setzte den Weg zu meinem Gemach fort. "Du wirst ihn also wirklich töten.", hauchte Akaza. Ich antwortete ihm nicht. Er hatte es auch schon vorher gewusst, da war ich mir ganz sicher.

Ich legte die Hand an meine Türklinke und hielt nochmal inne. "Nezaky.", seine Stimme klang jetzt etwas sanfter, "Es tut mir leid, was ich Ivanaka Otokoma angetan habe."

Mein Körper versteifte sich bei seinen Worten.
Ivanaka Otokoma.
Aber es war nicht nur das. Ich reckte den Kopf, verdrängte die Bilder und folgte mit der Nase dem Geruch von.. Blut.

Als ich das Zimmer betrat, nahm der Geruch immer mehr und mehr zu. Es traf mich wie einen Blitz. "Runame!"

Ich durchquerte das Zimmer innerhalb einer Sekunde und fand sie im angrenzenden Nebenraum in der Badewanne. "Nein!", fluchte ich. Oh, ich verfluchte sie alle. Ihre Existenz, ihre Arroganz, die Tatsache, dass sie atmeten. Und Runame nicht.

Sie war eindeutig verblutet. Ihre Haut ganz blass. Keine Kampfspuren. Ich strich ihr die Haare aus dem Gesicht und lächelte mitfühlend, um meine eigenen Gefühle im Zaum zu halten.

Ich hatte diese kleine Frau gern gehabt. Sie war unschuldig gewesen. Rein.
Akaza stand hinter mir, sah mir über die Schulter. Ich konnte spüren, wie verwirrt er war. "War es Selbstmord?", fragte er nach einer angespannten Weile.

Ich sah abwesend in ihr gepflegtes Gesicht. Ich starrte minutenlang auf ihren Brustkorb, in der Hoffnung, dass er sich doch nochmal hob. Es geschah nicht. Und als sich diese Tatsache in mir ausbreitete, kam ich aus der Hocke wieder hoch und drehte mich zum Dämon um.

Ich konnte fühlen, wie giftige und wütende Adern unter meinen Augen hervortraten.
"Nein, das war Douma. Ich kann ihn an ihr riechen. Du hattest recht, du bist nicht wie er."

"Was meinst du damit?" Als ich diesmal an Akaza vorbeizog, folgte er mir nicht.

"Tot!"

Blended Blood || Demon Slayer DoumaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt