Kapitel 35

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Krissi P.o.V

Als ich am nächsten Morgen meine Augen aufmachte, musste ich lächeln. Marco saß neben meinem Bett, naja er hing wohl eher daneben. Er saß auf einem Stuhl, hatte seinen Kopf auf meinen Oberschenkel gelegt und schlief. Ich streckte meine Hand aus und fuhr ihm durch die Haare, woraufhin er aufbrummte und leise sagte „Schatz nicht, ich hab kein Gel hier." "Ich liebe es wenn du kein Gel drin hast." Marco kommentierte das Ganze nur mit einem Brummen und schloss wieder seine Augen. Wenn es um seine Haare geht konnte ich eh sagen was ich wollte, da war er ganz eitel. „Seit wann bist du eigentlich hier?" Fragte ich ihn leise. Er hob seinen Kopf „Ich bin gestern Abend gekommen nachdem ich Elly nach Hause gefahren hab. Ich bin erst noch zur mir gefahren, aber ich konnte nicht schlafen und wollte einfach nach dir sehen. Die Besuchszeit war zwar vorbei, aber naja, es muss ja auch Vorteile haben Marco Reus zu heißen." Bei seinem letzten Satz grinste er mich an. Ich schüttelte nur grinsend den Kopf und fragte dann „Du hast aber nicht die ganze Nacht auf dem Stuhl verbracht oder?" Er zuckte die Schultern „War die halbe Nacht wach und hab den Gedanken genossen, dass du am nächsten Morgen wieder aufwachst, nicht so wie die letzten Tage. Jetzt erzähl mir aber erstmal wie es dir geht?" „Ganz gut eigentlich." Antwortete ich ehrlich. „Hast du keine Schmerzen?" Ich schüttelte den Kopf "Nein imoment nicht." Marco strich mir über die Wange „Sehr gut. Ich hol mal schnell jemanden, denn wir zwei haben heute noch was vor." Ich zog die Augenbraun hoch „Wir beide? Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich liege im Krankenhaus..auf der Intensivstation." Marco schmunzelte „Ich weiß das. Lass mich nur machen." Mit diesen Worten verschwand er nach draußen um jemanden zu holen. Was auch immer er vorhat, glaube ich ja nicht dass er mich hier rausbekommt. Aber gut, wenn er meint. Schon nach wenigen Minuten ging die Tür wieder auf und Marco kam mit dem Arzt herein. Marco stellte sich etwas abseits und der Arzt kam zu mir ans Bett. „Guten Morgen Kristina." Lächelte er mich an. „Morgen." Antwortete ich. „Hast du Schmerzen." Ich schüttelte den Kopf und fuhr mir durch die Haare. Er sah in seine Unterlagen und murmelte ein „Sehr gut." Vor sich hin. Dann sah er mich an und meinte „Das sieht alles sehr gut aus. Es ist eigentlich ungewöhnlich, aber du scheinst dich körperlich sehr schnell zu erholen. Du hast noch geprellte Rippen, ein paar blaue Flecken und Schrammen und natürlich noch deine Schussverletzung an der Schulter, ansonsten scheint alles in Ordnung zu sein. Was das psychische angeht bin ich mir da allerdings nicht so sicher." Er sah mich ernst an und ich ignorierte Marcos irritierten Blick. „Es ist alles gut, was sollte sein." Antwortete ich. „Das frage ich dich." Erwiderte er wieder und sah mich intensiv an. „Die Geräte zeigen an, dass du in der Nacht sehr sehr unruhig bist. Die Schwestern haben berichtet, dass du auch mal geschrien hast. Ich denke du erinnerst dich, erlebst die Situationen nochmal, so wie alle Patienten die solche Erlebnisse hatten. Es scheint bei dir nur nachts aufzutreten. Jedoch denke ich, dass sich das ändern wird, wenn du heute rauskommst und mit dem Alltag konfrontiert wirst." Ich drehte meinen Kopf ruckartig zu ihm „Ich darf heute raus." Brachte ich hoffnungsvoll heraus. Er sah über mich weg zu Marco und sagte „Für heute. Dein Freund hat ein paar gute Worte eingelegt und die Situation beschrieben und da ich denke, dass es dir nicht schadet hier mal rauszukommen, darfst du heute raus. Du wirst aber heute Abend wieder zurück gebracht, auf die normale Station." Ich strahlte ihn an. Endlich. Ich hasse Krankenhäuser und finde es so schlimm hier. Ich habe das Gefühl hier einzugehen. Ich hatte auch nicht überhört, dass ich heute Abend dann wieder auf die normale Station durfte. Das heißt ich konnte bald nach Hause. „Allerdings musst du dafür mit mir reden Kristina, es geht darum das wir dir professionelle Hilfe besorgen." Ich schüttelte energisch den Kopf „Ich brauche keine Hilfe." Er seufzte und sagte „Wir reden heute Abend wenn du wieder da bist nochmal. Dann sprechen wir auch über dein Essverhalten, das gefällt mir im Moment auch nicht. Ich muss jetzt weiter. Es kommt gleich noch eine Schwester rein und dann könnt ihr los. Genieß deinen Tag und bis heute Abend." Er nickte Marco noch einmal zu und verschwand dann aus dem Raum. Ich drehte meinen Kopf zu Marco und sagte „Warum hast du mir nichts gesagt?" Doch dieser blickte mich nur besorgt an und meinte „Warum hast du mir nichts gesagt? Du hättest mit mir reden sollen." Ich stöhnte auf „Marco bitte, es ist alles gut." „Ich glaube nicht, dass alles gut ist." Ich fuhr mir mit der Hand durch mein Gesicht „Mach dir keine Sorgen." Genau deswegen habe ich nichts gesagt, ich hatte keine Lust auf solche Gespräche. Ich wusste das alles was mir Dr. Witte erzählt hatte. Ich wusste, dass es Erinnerungen waren. Immerhin sah ich ja auch die Bilder vor mir und bin deswegen nachts schweratmend und schweiß gebadet aufgewacht. In diesem Moment ging die Tür auf und Schwester Kathrin kam herein. Sie lächelte mich an „Hey. Ich habe gehört, dass es heute ein bisschen rausgeht für dich." „Ja zum Glück." Antwortete ich glücklich. Sie grinste und erzählte „Ich werde mir jetzt nochmal deine Narbe an der Schulter anschauen und ein Pflaster drauf machen. Danach kannst du dich eigentlich anziehen und gehen." Lächelte sie mich an „Allerdings müsste der Katheter an der Hand dran bleiben und ich gebe euch ein paar Tabletten mit, falls du doch noch Schmerzen kriegen solltest." Ich nickte nur und setzte mich langsam auf. Sie kam zu mir ans Bett und half mir dann dabei mein T-Shirt auszuziehen. Ich traute gar nicht an mir runter zu schauen. Ich wollte die blauen Flecken und die Schrammen gar nicht sehen. Ich schaute zu Marco, welcher mich aufmunternd anlächelte. Ich verzog einmal das Gesicht als Kathrin auf meine Schulter drückte. „Tschuldigung. Ich mache da jetzt noch einmal Salbe dran und dann ein Pflaster drauf." Ich sagte nichts und blieb einfach nur still. Ich spürte wie es an meine Schulter kalt wurde und wie sie etwas drauf machte. Kurze Zeit später sagte sie „So fertig. Hier sind die Tabletten." Sie drückte mir eine Schachtel in die Hand und fuhr fort „Dann kannst du dich jetzt anziehen und gehen." Sie lächelte Marco noch einmal zu und ging dann hinaus. „Schatz gibst du mir mal bitte ein paar Sachen aus dem Schrank." „Na klar." Marco ging zum Schrank, machte ihn auf und sah mich an „Was möchtest du haben?" Ich überlegte kurz und meinte dann „Wo geht es denn jetzt überhaupt hin?" Er grinste etwas „Ins Stadion." Jetzt war ich komplett verwirrt. Was wollen wir denn da? Und außerdem sind doch Elly und Felix heute dort. „Aber Elly und Felix sind doch dort, was wollen wir denn da?" Marco lachte leise und kam zu mir ans Bett. Er setzte sich zu mir und strich mit einer Hand über meine Wange „Darum sollen wir ja da sein." Als Marco meinen noch verwirrteren Blick sah, fuhr er fort „Felix will sie fragen." „Was fragen?" Marco verdrehte die Augen und sagte „Man Schatz. Er macht ihr heute im Stadion einen Antrag." Mein Mund ging einmal auf und wieder zu. Ich konnte gerade gar nichts sagen, ich brauchte erstmal ein bisschen bis ich begriffen hatte was er da gerade gesagt hatte. Dann quietschte ich laut auf und fiel Marco um den Hals. Dieser lachte und legte seine Arme um mich. „Oh Gott ist das geil." Flüsterte ich. Marco löste sich leicht von mir und sah mich an „Felix hatte Angst es dir zu sagen, er wollte das ich es dir mitteile." „Warum das denn?" Er zuckte grinsend mit den Schultern „Er dachte du findest es zu früh und willst das nicht. Da er weiß das Elly deine Meinung wichtig ist, dachte er wenn du was dagegen hast das sie Nein sagt." Ich schüttelte nur den Kopf. Das ist so ein Spinner ehrlich. Der ist echt wie Mario, da merkt man, dass sie Brüder sind. Und Marco ist genauso. „Er hat echt Schiss, dass sie Nein sagt oder?" fragte ich Marco. Er lachte „Der hat heute noch nichts gegessen, er bekommt nichts runter. Der stirbt, ohne Witz. Ich glaube du musst ihm gleich mal gut zureden." Ich grinste „Mach ich." „Sehr gut. Also was willst du jetzt für Klamotten anziehen?" Ich überlegte kurz. Es war heute eigentlich warm draußen, allerding wurde mir seit dem Absturz oft kalt. Das hatte ich gestern schon gemerkt, als hier nur für 5 Minuten das Fenster geöffnet war. „Kannst du mir einfach ne Jogginghose und irgendeinen Pulli geben? Das werden mir die beiden schon nicht übel nehmen." Marco nickte, holte mir beides und gab es mir. „Warte ich helfe dir." Er nahm meine Hände und half mir langsam beim aufstehen. Ich zog mir meine Hose an und schlüpfte mit Marcos Hilfe in den Pullover. Ich erkannte sofort den Geruch und wusste, dass es einer von Marcos Pullovern war. Ich musste lächeln, er wusste einfach was ich jetzt wollte. „Was grinst du denn so?" Ich sah zu ihm und hoch „Das ist dein Pulli." Er grinste und nickte „Steht dir." Ich lachte und nahm ihn in den Arm. Er schlang seine Arme um mich und legte sein Kinn auf meinen Kopf. „Ich liebe dich." Hörte ich ihn leise sagen. „Ich liebe dich auch." Hauchte ich und löste mich langsam von ihm. Er drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn und sagte „Können wir gehen?" „Aber gerne." Antwortete ich und ging los. Schon nach wenigen Schritten merkte ich wie mir schwindelig wurde und kurz darauf knickte ich auch schon leicht weg. Ich spürte wie mich Marcos Arme auffingen und hörte ihn sagen „Immer langsam junge Dame." Er stellte mich wieder hin und meinte ernst „Geht es?" „Ja geht schon und schau mich nicht so besorgt an." Er seufzte nur und beließ das unkommentiert. Er schnappte sich seine Jacke und half mir dabei meine anzuziehen. „Dann lass uns los." Sagte ich und macht mich, diesmal etwas langsamer, auf den Weg nach draußen. Ich ging auf den Parkplatz und suchte nach Marcos Auto. „Dahinten rechts." Hörte ich eine Stimme hinter mir. Marco ging an mir vorbei und schloss das Auto auf. Ich ging ihm hinter her und setzte mich auf den Beifahrersitz. Marco setzte sich neben mich, knallte die Autotür zu und raschelte dann mit dem Schlüssel.

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