Hallo ihr Lieben,
heute hatte ich die Wahl zwischen: Neues Kapitel hochladen oder ausführlich auf Reviews antworten. Nehmt es mir nicht krum - ich habe mich für Ersteres entschieden. Seit heute habe ich wieder Internet zu Hause - die letze Woche habe ich damit verbracht umzuziehen bei 30 Grad und die letzten Zwei Tage damit, einzuräumen und mich mit Vodafone zu streiten. Freude!
Also daher heute nur kurz ehe ich mich nach dem ganzen Kisten Auspacken völlig erledigt mit einem Kaltgetränk auf die neue Terrasse verziehe. Fühlt euch lieb gedrückt und viel Spaß mit dem Kapitel.
Das letzte hatte ja nen fiesen Cliffhanger - ich hoffe ich kann es mit diesem hier wieder gut machen. Bin gespannt was ihr davon haltet.
Kapitel 17 - Zuneigung
Zu·nei·gungSubstantiv, feminin [die]
Deutlich empfundenes Gefühl, jemanden, etwas zu mögen, gernzuhaben; Sympathie
Hätte sie irgendjemand gefragt, warum sie immer noch hier war - sie hätte demjenigen absolut keine plausible Antwort geben können. Alles was sie wusste, war, dass sie nach dem kurzen Gespräch, das sie mit Blaise Zabini geführt hatte, nicht gegangen war. Ihre Beine hatten sie geradewegs wieder nach oben geführt und ganz vielleicht würde sie früher oder später einen Heiler aufsuchen müssen, denn sie war sich zwischenzeitlich sicher, dass irgendetwas nicht mit ihr stimmen konnte. Sie war nie selbstzerstörerisch gewesen oder hatte irgendwelche Neigungen in die Richtung gehabt, doch das, was sie hier tat, das war durchaus bedenklich.
„Draco macht das, seit ich denken kann. Er stößt Menschen auf höchst fragwürdige Art und Weise von sich, die sich für ihn interessieren und für die er auch nur in irgendeiner Art und Weise mehr empfindet, als Gleichgültigkeit. Ich habe keine Ahnung wieso, aber ich glaube, das hat viel mit seiner verkorksten Erziehung und Selbstschutz zu tun. Ich weiß nicht, was genau bei ihm im Argen liegt, Granger, aber ich weiß, dass er dich braucht, wie er wahrscheinlich noch nie jemanden in seinem Leben gebraucht hat."
Das waren unter anderem Zabinis Worte gewesen. Sie hatte danach wirklich versucht, zu gehen. So etwas, wie gerade eben, das durfte... das konnte schlicht und ergreifend einfach nicht passieren, da konnte Malfoys Kumpel sie noch so voll sülzen. Aber natürlich hatte sie den Kampf gegen sich selbst verloren.
Hermine hatte den Kloß in ihrem Hals einfach hinuntergeschluckt, der sich beim Anblick des Häufchen Elends, was der Slytherin da auf seiner Bettkante abgab, gebildet hatte. Vorsichtig hatte sie die Türe in ihrem Rücken geschlossen und die wenigen Meter überbrückt, die sie von Malfoy getrennt hatten. Nach einem Mal tief ein und ausatmen hatte sie, seine Proteste überhörend, nach seinen Händen gegriffen und plötzlich lag sein Blick auf ihr und die wenigen Sekunden der Verwunderung verwandelten sich in einen Ausdruck, den sie ebenfalls noch nie bei ihm gesehen hatte.
Schmerz.
Purer, nackter Schmerz stand in seinen Augen und es verschlug Hermine für einen Moment den Atem, denn noch nie hatte sie eine so heftige Emotion in seinem Blick gesehen.
Als die Erkenntnis darüber, wer hier vor ihm stand, offenbar in seinem alkoholisierten Verstand angekommen war, entzog er ihr seine Hände, als hätte er sich an ihr verbrannt. Sein Ausdruck wurde gequält.
„Granger... bitte, geh..."
Beinahe hätte sie seine leisen Worte nicht gehört, doch sie schüttelte daraufhin nur leicht den Kopf und dann tat sie etwas, was sie vielleicht für ihr restliches Leben bereuen würde, doch vielleicht, ganz vielleicht würde sie es auch nicht. Ganz vorsichtig, als könnte eine zu schnelle Regung alles zu Nichte machen, ließ sich ganz gemach und behutsam auf seinen Schoß sinken. Gleichzeitig ließ sie ihn nicht aus den Augen und sie erkannte die Panik in seinem Blick, als sie sich ihm näherte. Hermine ignorierte es. Sie legte ihre Arme um seine Schultern, umfasste seinen Hinterkopf mit ihrer Hand, damit sie diesen an sich ziehen und in ihre Halsbeuge betten konnte. Sie spürte, wie ein Beben durch seinen Körper ging. Er tat nichts, senkte lediglich seinen Kopf auf ihre Schulter und erst, als sie ihre Beine anhob um diese um seine Hüfte zu schlingen, damit sie ihn so nahe wie nur möglich an sich ziehen konnte, kam eine Reaktion von ihm, die überraschend heftig ausfiel. Er schlang seine Arme um ihren Körper und presste sich fest an sie, während er einen erstickten Laut von sich gab, gefolgt von einem gequälten Schluchzen, das Hermine in all ihren Grundfesten erschütterte. Zutiefst.
Sein Körper begann unkontrolliert zu zittern und Hermine konnte nicht genau sagen, wie lange sie in dieser Position verharrten, ohne, das jemand etwas sagte. Sie war dazu übergegangen, ihm sachte mit ihrer Hand durch das weiche Haar zu fahren. Sein Kopf lag noch immer in ihrer Halsbeuge und war sie sich zuvor nicht sicher gewesen, so hatte sie nun die Bestätigung, dass er zumindest ein wenig geweint haben musste, denn die Stelle an ihrem Schlüsselbein fühlte sich verräterisch feucht an. Ihr Weltbild geriet schwer ins Wanken.
Der Druck seiner Arme, mit denen er nach wie vor ihren Körper umschlungen hielt, wurde etwas lockerer, als sein Körper allmählich ebenfalls wieder zur Ruhe kam.
„Es tut mir leid." Das waren die ersten Worte, die er schließlich von sich gab und die, durch den Stoff ihres Pullovers gedämpft, an ihre Ohren drangen. Hermine wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie hatte sich keine Worte zurechtgelegt, die sie ihm sagen wollte. Es war auch nicht so, als hätte sie großartig darüber nachgedacht, was sie hier überhaupt tat. Sie wusste lediglich, dass ihr Herz weniger schwer war, in seiner Nähe. Zumindest, wenn er sich nicht wie ein widerwärtiger Arsch verhielt.
„Ich weiß", antwortete sie daher schlicht. Und es stimmte. Sie hatte es gespürt und spürte es noch immer, dass es ihm leid tat. Allerdings glaubte sie auch irgendwie, dass er nicht nur den heutigen Abend damit meinte.
„Ich bin nicht gut für dich. Du solltest so schnell wie möglich von hier verschwinden und vergessen, dass ich existiere." Nun hob er seinen Blick und Hermine schluckte, als sie seine geröteten Augen sah. Die Tatsache, dass sie ihn so schwach gesehen hatte wie vermutlich noch kaum jemand zuvor, machte etwas mit ihr. Ihr Magen vollführte einen seltsamen Salto und ein leichter Schwindel ergriff von ihr Besitz.
„Ich könnte niemals vergessen, dass du existierst, Draco Malfoy." Hermine sprach leise. Sanft. Sie wurde nicht müde, ihre Finger durch seine Haare gleiten zu lassen und beobachtete ihn, wie er zittrig die Luft aus seinen Lungen entließ.
„Du solltest trotzdem gehen. Um deinetwillen."
Sie seufzte, denn er hatte irgendwie ja recht. Die Sache hatte nur einen Haken. Sie wollte nicht.
„Ich werde nirgendwo hin gehen."
Scheinbar wusste Draco nun auch nicht mehr, was er dem entgegenbringen könnte und mit einem
tiefen Seufzen ließ er seinen Blonden Schopf erneut gegen Hermines Schulter sinken. Es dauerte wieder eine lange Zeit, bis er abermals die Stille durchbrach und beinahe wäre Hermine vor Schreck zusammen gezuckt, denn seine Worte, die zwar leise und gemurmelt waren aber in der Stille das Raums geradezu in ihren Ohren dröhnten, hatten sie aus einem bereits leicht schläfrigen Zustand gerissen.
„Granger? Warum bist du zurück gekommen?"
Verdammt. Sie hatte gehofft, ihm nicht unbedingt aufs Butterbrot schmieren zu müssen, dass Zabini sie irgendwie umgestimmt hatte, doch ihr fiel gerade auch keine bessere Ausrede ein, also beschloss sie, ihm die Wahrheit zu sagen.
„Zabini hat mich abgefangen. Sagen wir es so, er kann relativ überzeugend sein." Sie spürte, wie sich ein kleines Schmunzeln auf ihre Lippen legte und amüsierte sich im gleichen Atemzug über Draco's abfälliges Schnauben.
„Ich glaube, nervig ist das richtige Wort in Zusammenhang mit Blaise. Aber ausnahmsweise bin ich ihm mal dankbar dafür." Er hatte seinen Kopf erneut gehoben und auch an ihm schien die Müdigkeit zu zerren, denn er sah ganz und gar nicht mehr aus, als wäre er heute noch aufnahmefähig.
„Du solltest schlafen, Draco."
***
Er hatte nicht die geringste Ahnung, was hier soeben passiert war, doch bei Merlin, sie war zurück gekommen. Nicht nur das, denn sie war da geblieben, als die Überreste seiner erbärmlichen Existenz über ihm eingestürzt waren, wie ein beschissenes Kartenhaus. Er wusste nicht, wann er das letzte Mal einen solchen Zusammenbruch gehabt hatte aber was er wusste, war, dass sie immer noch hier war. Und das war alles, was im Moment zählte.
„Ich bin kurz im Bad", sagte sie, nachdem sie sich von ihm gelöst hatte und aufgestanden war und er beobachtete sie, wie sie im angrenzenden Zimmer verschwand, ehe er sich recht schwerfällig erhob und entschied, dass er sich seiner Jeans entledigen würde. Der Rest war ihm heute aber ausnahmsweise komplett egal. Normalerweise hasste er es, sich mit seiner Kleidung, die er am Tag trug, ins Bett zu legen. Heute ignorierte er die Tatsache allerdings, denn er war körperlich als auch geistig nicht mehr in der Lage, sich mehr zu bewegen, als notwendig.
Er hatte es kaum geschafft, die Decke über sich zu ziehen, als Granger zurück kam und ihm einen so beschissen warmherzigen Blick schenkte, dass er am liebsten an seinem schlechten Gewissen sterben wollte. Diese Frau war ihm ein einziges Mysterium und er fragte sich zum wiederholten Mal an diesem Abend, was sie sich wohl dabei dachte. Ihn an ihrer Stelle hätten keine zehn Hippogreife zurück gebracht und Blaise hin oder her, das allein konnte nicht der Ausschlag gewesen sein. Aber vermutlich war heute nicht der richtige Zeitpunkt für ihn, dies noch zu erörtern.
Er war gerade dabei sich zu fragen, ob sie wohl bleiben würde bis er eingeschlafen war, da sah er, wie sie ohne umschweife auf seinen Kleiderschrank zuging und sich ein Shirt daraus hervor kramte und wäre er nicht so perplex über diese Tatasche an sich gewesen, hätte er wohl gelacht über ihre Wahl. Mit wachsender Faszination betrachtete er sie, wie sie sich nun selbst ihrer Jeans und ihrem Pullover entledigte und sich das schwarze Shirt mit dem orangenen Schriftzug seiner Lieblingsband überstreifte, ehe sie sich schmunzelnd umwandte und auf sein Bett zuschritt. Er wollte etwas sagen. Irgendetwas, doch sämtliche Worte, die er dazu hätte beisteuern können, blieben ihm im Hals stecken und verursachten dort ein unangenehmes Kratzen.
„Was?", wollte Granger dann von ihm wissen, als sie sich neben ihn unter die Decke gestohlen hatte. Er musste entgeistert drein schauen, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen. Und bei Merlin, er war verwirrt. Nicht zuletzt, weil sie sich gerade, nach all dem was passiert war, in sein Bett gelegt hatte.
„Ich verstehe nicht...", setzte er an und schloss den Mund wieder. Er konnte nicht einmal formulieren, was ihn so sehr verwirrte, SO sehr brachte es seine Gedanken durcheinander. Sie sollte ihn verfluchen, sie sollte wütend mit ihm sein, sie sollte ihn auf den Mond und noch weiter hexen, ihm ins Gesicht schlagen und ihn hassen. Stattdessen lag sie einfach in seinem Bett und sah ihn an.
„Ich habe gesagt, dass ich nirgendwo hin gehen werde, das habe ich auch so gemeint. Ich bleibe... wenn...", zum ersten Mal, seit sie wieder gekommen war, schlich sich ein unsicherer Ausdruck in ihr Gesicht, der Draco nicht verborgen blieb. „... wenn du das möchtest, natürlich."
Er hielt für einen Moment die Luft an, so unwirklich kam ihm alles vor. Vielleicht lag dies zu einem kleinen Teil auch am Alkohol, der ihm nach wie vor seinen Kopf vernebelte. Er fühlte sich wie in Watte gepackt und das dumpfe Hämmern gegen seine Schädeldecke trug sicherlich seinen Teil dazu bei, dass er einfach nicht den Durchblick hatte, was hier soeben passierte. Was er jedoch wusste, war, dass sein Herz in dieser Sekunde anfing, in seiner Brust zu stolpern. Anstatt ihr eine Antwort zu geben, griff er langsam mit seiner freien Hand, auf der er nicht mit seinem Kopf lag, nach ihrer Schulter, um sie vorsichtig zu sich zu ziehen. Sie ließ es ohne Protest geschehen.
Seine gehauchten Worte, wurden von ihrem Haarchaos geschluckt, auf das seine Lippen einen federleichten Kuss drückten. „Danke, Granger."
...
Es war dunkel, als er aufwachte. Die Kerzen waren lange erloschen und lediglich der Mond schaffte es, einen bläulichen Schimmer durch das Fenster zu schicken. Sein Mund war ausgetrocknet und er war für einen kurzen Moment orientierungslos. Es dauerte etwas, bis sich die Erinnerung an den vergangenen Abend in sein Gedächtnis schob, langsam, schleichend bis sie plötzlich zuschlug und ihn dazu brachte, die Augen wieder gequält zu schließen. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Unfassbar, dass Granger hier geblieben war.
Granger.
Sofort schlug er die Augen wieder auf und blickte neben sich auf die leere Seite seines Bettes. Sie war nicht mehr da. Kurz ließ er seine Finger über die Delle in dem zweiten Kopfkissen gleiten, als bräuchte er eine Bestätigung, dass sie tatsächlich hier gewesen war. Zurückgekommen nach seinem Fehltritt. Er setzte sich auf und fuhr sich mit einer Hand durch seinen hellen Schopf.
„Frohes neues Jahr, Draco." Die leise Stimme, die plötzlich die Dunkelheit durchzog, sorgte dafür, dass er kurz erschrak und sofort aufblickte, in die Richtung, aus der sie gekommen war. Dort saß sie, im Schneidersitz AUF seinem Schreibtisch. Ihre Silhouette wurde vom schwach einfallenden Mondlicht erhellt und sie hatte ihren Kopf leicht gedreht um ihn anzusehen. Vermutlich hatte sie zuvor noch aus dem Fenster geschaut, ging es Draco durch den Kopf.
„Was machst du da?", war das Erste, was ihm hierzu einfiel. Der Alkohol war zwar nicht mehr spürbar und sein Kopf fühlte sich wieder relativ klar an, doch trotzdem hatte der vergangene Abend Spuren hinterlassen, stellte er genervt fest.
„Ich bin aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen. Meine Gedanken lassen mich nicht zur Ruhe kommen." Ihre ehrliche Antwort ließ ihn kurz aufhorchen, ehe er nun selbst seine nackten Füße aus dem Bett schwang und langsam zu ihr hinüber ging. Er hatte keine Ahnung, wie er sich nun verhalten sollte. Er wollte sie in den Arm nehmen, doch er wusste nicht, ob er durfte. Vermutlich hatte er jeglichen Anspruch darauf mit seiner Handlung am vorigen Abend abgetreten. Er trat nun hinter sie und beschränkte sich darauf, seine Arme vor seiner Brust zu überkreuzen und seinen Blick ebenfalls durch das Fenster, hinaus auf die Ländereien seines Anwesen zu lenken, welche sich still und auch irgendwie unheimlich davor erstreckten. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Das erste Mal im Leben, kam er sich unbeholfen vor. Ahnungslos. Normalerweise hatte er keine Probleme damit, sich zu artikulieren. ER war in der Regel derjenige, der ein Gespräch zu seinen Gunsten manipulieren konnte, der die richtigen Fragen stellen oder seine Gesprächspartner verunsichern konnte. Jetzt, in diesem Augenblick, fühlte er sich jedoch unsicher.
Er hatte ihr am vorigen Abend seine schlimmste sowie seine schwächste Seite gezeigt. Damit war Hermine Granger, so unglaublich das klingen mochte, die Person, die ihn nun am besten kannte, denn sie hatte mehr Facetten seiner Persönlichkeit kennengelernt, als irgendjemand sonst auf dieser Welt und eine weitere würde vermutlich in Kürze noch dazu kommen. Hätte ihm dies mal jemand vor noch einigen Monaten erzählt... er hätte es nicht geglaubt. Diese Tatsache machte ihm jedoch etwas Angst, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Er räusperte sich.
„Erzählst du mir, was du denkst?", brachte er eine leise Frage über seine spröden Lippen, die er kurzerhand mit seiner Zunge befeuchtete.
Es dauerte einen kurzen Moment, bis sie antwortete und beinahe dachte er, sie würde überhaupt nicht auf seine Frage eingehen, doch dann fing sie plötzlich an zu sprechen.
„Ich glaube, ich kann das nicht mehr, Malfoy. Ich dachte, ich könnte es. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass ich mich auf all das einlassen kann, aber die Wahrheit ist, dass ich es nicht kann. Nicht so... Die Wahrheit ist außerdem, dass ich dich in meinem Leben wissen möchte, aber nicht auf die Art und Weise, wie bisher. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was genau sich geändert hat aber irgendwas hat sich geändert. Und es macht mir Angst."
Es dauerte kurz, bis ihre Worte seinen Verstand erreicht hatten, doch was sie sagte, ließ ihn trocken aufschlucken. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Irgendwie ging es ihm ähnlich. Nein, wenn er genau drüber nachdachte, dann traf ähnlich es nicht. Ihre Worte hätten genauso gut seine eigenen sein können.
„Was denkst du?", wollte sie dann auf einmal ihrerseits von ihm wissen und ein gequälter Ausdruck schlich sich in sein Gesicht und er war froh, dass ihr Blick immer noch auf der Landschaft vor dem Fenster lag.
„Dass ich nie wieder gut machen kann, was ich gestern getan habe." Seine Stimme zitterte und er hätte im Moment einiges dafür gegeben, die Zeit zurückdrehen zu können. Der Gedanke, ihr einen Vergessenszauber auf den Hals zu jagen, war ihm ebenfalls am vorigen Abend einmal kurz durch den Kopf gegangen, aber er wollte nicht mehr diese Person sein. Und doch hatte er es verbockt.
Sie wandte nun ihren Blick vom Fenster ab und drehte sich um hundertachtzig Grad auf der Tischplatte herum, so dass sie ihm nun beinahe auf gleicher Höhe in die Augen sehen konnte. Nur ihrer geringen Körpergröße hatte sie es zu verdanken, dass sie dennoch ganz leicht ihren Kopf heben musste. Ihr Gesicht lag zwar nun im Dunkeln, doch er hatte sich nun lange genug an das spärliche Licht gewöhnt, dass er ihre Gesichtszüge trotzdem ausmachen konnte.
„Du hast einen Fehler gemacht und wahrscheinlich solltest du darüber nachdenken, ob du künftig vielleicht besser dem Alkohol abschwörst. Aber ich bin ein großes Mädchen, Malfoy. Es ist nichts Dramatisches passiert und wenn du dir Sorgen um meine geistige Gesundheit oder Unversehrtheit machst, so muss ich dich enttäuschen. Die existiert schon lange nicht mehr. Ich hab weitaus Schlimmeres im Leben durchgemacht. Es ist zwar gut, dass es dich ein bisschen quält und beschäftigt, aber lass es uns einfach im letzten Jahr lassen bei all den anderen Dingen, die hoffentlich irgendwann nur noch eine schwache Erinnerung sein werden, okay?"
Fassungslos traf seinen momentanen Gemütszustand wohl am besten. Er war schlicht und ergreifend fassungslos, über ihre Worte und darüber, wie ganz und gar einzigartig sie war. Hermine Granger schaffte es, dass er sich gleichzeitig stark und unglaublich schwach fühlte. Dass er jemand sein wollte, der sie verdient hatte. Er wusste nicht, woher diese Gedanken auf einmal kamen und ob sie unterschwellig schon eine längere Zeit in ihm geschlummert hatten. Er wusste auch nicht, ob er jemand sein konnte, der sie verdiente. Vermutlich nicht. Er wusste aber, dass er es wollte.
„Du bist wirklich einzigartig, hat dir das schon mal jemand gesagt?" Es war ihm egal, ob sich das irgendwie seltsam aus seinem Mund anhörte. Hier, in der Dunkelheit in dieser wirklich sonderbaren Neujahrsnacht, schien es ihm, als seien sämtliche Gesetze zwischen ihnen ausgehebelt. Als könnten sie hier und in diesem Moment sein, was oder wer auch immer sie sein wollten und auch, wenn am Morgen alles wieder seltsam und verworren zwischen ihnen sein würde, so wollte er sich mit einem guten Gefühl an diese Nacht zurück erinnern, die ihm jetzt schon unglaublich surreal vorkam.
„Ja, das habe ich tatsächlich schon das ein oder andere Mal gehört."
***
Es war absolut verrückt, was sich hier gerade abspielte und niemals hätte Hermine gedacht, dass Draco Malfoy sie in ein noch größeres Gefühlschaos stürzen könnte, als ohnehin schon, doch genau dies passierte in eben diesem Moment. Sie hatte angenommen, dass sie alleine versagt hatte und ihre Abmachung, oder was auch immer es war, was sie an diesem Abend getroffen hatten, brach.
‚Ich habe keinerlei Interesse an einer romantischen Beziehung' hatte er ihr gesagt. ‚Glaub mir, Malfoy, das ist mir nur Recht.' Ihre eigenen Worte hallten in ihrem Kopf wie ein schwaches Echo und schienen sie zu verhöhnen.
Und da stand er nun vor ihr, sagte ihr, sie sei einzigartig und sah sie mit einem Blick an, bei dem sie dankbar war, dass sie saß, denn vermutlich hätten ihre Beine sonst einfach nachgegeben. Es war seltsam, dass sie ihm so einfach verziehen hatte. Irgendwie. Realistisch betrachtet war jedoch wirklich nichts Schlimmes passiert und auch, wenn sie vermutlich noch eine Weile darüber nachdenken würde, so änderte es nichts an den Gefühlen, die sie hatte.
Ihr Herz stolperte für einen Moment in ihrer Brust, als er ihr Gesicht mit seinen Händen umfasste, die, wie sie am Rande wahr nahm, kühl waren und seine Stirn an ihre legte.
„Frag mich nochmal, Hermine." Seine raue Stimme verschlug ihr kurz den Atem, ehe sie leicht irritiert nachhakte.
„Was meinst du?"
„Du hast mich gefragt, was du für mich bist und ich hatte keine Antwort. Frag mich nochmal", drängte er und sie kam seiner Bitte mit zittriger Stimme nach.
„Was bin ich für dich, Draco?"
„Alles", kam es ohne zu zögern und noch während dieses Wort in ihren Verstand einzudringen versuchte und sie dabei war, zu begreifen, was es bedeutete, küsste er sie so vorsichtig und behutsam, wie noch nie. Seine Lippen berührten kaum die ihren und es fühlte sich an, wie eine Frage, die er nicht auszusprechen wagte. Eine erneute Entschuldigung und ein Versprechen zugleich und selbst wenn sie in diesem Moment noch irgendeinen Zweifel gehabt hätte, daran, ob es wohl die richtige Entscheidung gewesen war, zurück zu kommen, hätte sich dieser nun in Luft aufgelöst.
Sie kam ihm entgegen und Hermine entging nicht das erleichterte Seufzen, das er gegen ihre Lippen verlauten ließ. Es verging eine kleine Ewigkeit, in der sie sich lediglich küssten und die Gryffindor war sich sicher, dass Draco unter keinen Umständen auch nur irgendwas tun würde, was darüber hinaus ging. Nicht aus Eigeninitiative. Nicht heute, nachdem alles so unfassbar schief gelaufen war. Doch alles was passiert war, hatte dazu geführt, dass sie nun an diesem Punkt angekommen waren und sich ausgesprochen hatten. Irgendwie. Ein Bisschen. Zumindest schienen die vorerst wichtigsten Fragen geklärt zu sein. Alles weitere hätte Zeit. Doch hier und jetzt, entschied Hermine, war nicht der richtige Zeitpunkt, sich noch mehr Gedanken darüber zu machen.
Ohne sich über weitere Eventualitäten den Kopf zu zerbrechen, ließ sie ihre Hände unter sein Shirt gleiten, woraufhin er seinen Bauch ein wenig anspannte, es aber ansonsten umkommentiert ließ. Ihre Finger strichen über seine Muskeln, wanderten über seine Brust zu seinen Schulten und an den Seiten wieder nach unten. Sie spürte, wie er sich etwas unter ihren streichelnden Bewegungen versteifte, doch das hielt sie nicht davon ab, am Saum seines Shirts zu zupfen, es mit den Händen zu greifen und zu beginnen, es ihm über den Oberkörper zu schieben. Draco unterbrach den Kuss und stolperte geradezu einen Schritt rückwärts, während er sie ansah, als hätte sie den Verstand verloren.
Ja, sie hatte sich darauf eingestellt, war sogar darauf gefasst gewesen, dass er so reagieren würde. Zugegebener Maßen war es auch etwas grotesk, was sie hier tat. Vermutlich musste man tatsächlich erst einmal in ihrer Haut gesteckt haben, um ihre Gedankengänge und die daraus resultierenden Handlungen zu verstehen. Warum sie noch hier war, obwohl sie ihn vor wenigen Stunden noch als Psychopaten abgestempelt hatte. Warum sie sich überhaupt, ganz zu Beginn, auf ihn eingelassen hatte und nicht schreiend davon gerannt war. Nichts davon machte wirklich Sinn, aber dies zu analysieren, dazu fehlte ihr jegliche Muse und Hermine war an einem Punkt angekommen, an dem sie einfach hinnahm, dass sie womöglich verkorkst war. Etwas, was sie mit einem Schulterzucken abtun konnte um schließlich weiterzumachen. Es war immerhin ihr Leben. Sie hatte es satt, jede Entscheidung abzuwägen. Unnötig vergeudete Zeit, wie sie in den letzten Monaten am eigenen Leib erfahren hatte.
Bedächtig ließ sie sich in einer fließenden Bewegung von dem Möbel gleiten, auf dem sie nun eine ganz schön lange Weile gesessen hatte und ignorierte das kribbelnde Gefühl in ihren eingeschlafenen Beinen, als sie ihre Füße auf dem flauschigen Hochfloor aufsetzte.
„Wir sollten nicht...", setzte der Blonde an, dessen Blick immer noch ziemlich entsetzt auf ihr lag. Alles, was sie jedoch tat, war, den Abstand zu ihm zu überbrücken und ihm ihren Zeigefinger auf die geöffneten Lippen zu legen.
„Denk nicht so viel nach", tadelte sie ihn und ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen und verwandelte sich in ein diabolisches. „Ich habe allerdings eine Idee, wie du es wieder gut machen kannst."
***
Er wusste nicht genau, was hier passierte und womöglich war er auch überhaupt gar nicht aufgewacht sondern Träumte noch, jedoch fühlte es sich ganz und gar real an. Als müsse er sich von ihrer Echtheit überzeugen, ließ er probehalber seine Hand zu ihrem Finger an seinem Mund wandern und zog diesen von seinen Lippen. Doch, eindeutig echt.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe was du meinst", gab er ehrlich zu.
„Blümchensex, Malfoy. Sieh es als Strafe." Noch ehe er ein heiseres Lachen ausstoßen konnte, das sich auf ihre Aussage hin den Weg aus seinen Mund bahnen wollte, hatte sie ihn in einen vergleichsweise unschuldigen Kuss verwickelt und bei Merlin und Mutter Morgana, er hatte keine Ahnung was sie mit ihm machte, aber er war sich sicher, dass diese Frau gleichzeitig sein Untergang und seine Wiedergeburt sein würde. Hermine Granger war seine Nemesis und nichts in der Welt konnte die Tatsache ändern, dass er ihr verfallen war.
Sein Shirt machte kaum ein Geräusch, als es zu Boden fiel, ebenso sämtliche andere Kleidungsstücke, die sie beide noch am Leib trugen und deren sie sich nun gegenseitig entledigten. Er hatte nicht gelogen, als er ihr gesagt hatte, dass sie einzigartig war. Und er wäre ein Idiot, würde er ihrem Wunsch nicht nachkommen. Jedoch musste er zuvor noch eine Sache klarstellen.
„Ein Draco Malfoy macht keinen Blümchensex", ließ er mit einem leicht beleidigten Unterton verlauten, als er sie letzten Endes schnappte, sie anhob indem er ihr einen Arm um die Hüfte und einen unter die Kniekehlen schob und die wenigen Meter zu seinem Bett trug, wo er sie vorsichtig ablegte, ehe er sich über sie beugte und anfing, ihren Hals zu küssen. Seine Hand glitt federleicht über ihre Arme, ihren Oberkörper, zwischen ihren Brüsten hinab bis hin zu ihrem Bauch und zurück. Die Sensation ihrer weichen Haut unter seinen Fingern ließ ihn schaudern und fasziniert beobachtete er für einen Moment, wie ihr Brustkorb sich hob und senkte. Erneut legte er seine Lippen auf ihre und verwickelte sie in einen zärtlichen Kuss, der sogar bei ihm ein Kribbeln im Nacken auslöste, während er sich gleichzeitig über ihr positionierte. Seine Hände fanden den Weg in ihre Haare und für einen kurzen Moment wurde er von seinem Tun abgelenkt, als sie den Kuss unterbrach und ihn aus funkelnden Augen anblickte.
„Wie würdest du es dann nennen, was du gerade tust?" Ein belustigtes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel und er schüttelte nur amüsiert den Kopf, ehe er seine Stirn an ihre legte.
„Ich denke nicht, dass es dafür einen passenden Ausdruck gibt."
Und plötzlich waren da wieder ihre Lippen auf seinen, ihre Hände, die ihm durch die Haare fuhren und ihn zu sich zogen und sein Herz, dass ihm aus der Brust zu springen drohte. Da war ihr Duft, der ihm in die Nase stieg, das lodernde Verlangen, dass sich in seinem Unterleib zu einem Lauffeuer ausbreitete und ihre Beine, die sich um seine Hüfte schlangen und ihm damit jegliche Fluchtmöglichkeit nahmen. Da waren auf einmal Sterne, die vor seinen geschlossenen Augen tanzten und da war seine bisherige Weltanschauung, die einfach über ihm zusammenstürzte, während er eins mit ihr wurde, um das erste Mal in seinem Leben, Liebe mit Hermine Granger zu machen.

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Seelenheil
De TodoDer Krieg ist vorbei, Voldemort besiegt und Harry gefangen in seiner Trauer und den Depressionen, die ihn seit all dem heimsuchen. Hermine sucht Hilfe bei einem ganz bestimmten Slytherin, um Harry wieder vom Leben zu überzeugen, doch was sie stattde...