Kapitel 20 - Ablenkung
Ab·len·kung
Substantiv, feminin [die]
(Eine) Ablenkung suchen; Richtungsänderung; psychische Entspannung/ Zerstreuung
Es war zum verrückt werden. Seit Tagen versuchte Hermine nun, Harry abzufangen, doch diese Mission war nicht von Erfolg gekrönt, denn immer, wenn sie dachte, ihn im Haus zu hören, war er entweder wie von Geisterhand verschwunden, oder er schaffte es, sich in seinem Zimmer zu verschanzen. Sie hatte sogar einen halben Tag lang vor dem Haus auf der Lauer gelegen in ihrer Verzweiflung, doch nichts. Sie bekam ihn einfach nicht zu fassen und je länger sie nicht miteinander sprachen, umso machtloser fühlte sie sich in der ganzen Situation. Sie wollte sich ihm so unbedingt erklären. Wollte ihn anflehen, sie anzuhören und um Entschuldigung bitten. Sie vermisste ihn unglaublich und doch war sie sich nicht sicher, ob es irgendetwas ändern würde an ihrer Situation. Hermine war verzweifelt. Sie wusste nicht, wie viele Tränen sie bereits vergossen hatte wegen Harry. Selbst Malfoy, der sie an diesem Abend vor wenigen Tagen so wunderbar vorübergehend auf andere Gedanken gebracht hatte, war ihr aktuell keine große Hilfe. Er hatte ihr einmal geeult und gefragt, ob sie schon weitergekommen war, was sie verneinen hatte müssen.
Sie hatte eine Vermutung, und zwar, dass er sich im Haus mit dem Tarnumhang fortbewegte, um ihr aus dem Weg gehen zu können und dummerweise hatte sie keine Ahnung, was sie dagegen tun konnte. Das Einzige, was sie noch nicht versucht hatte, war, in sein Zimmer einzubrechen. Dies war lediglich der Tatsache geschuldet, dass sie sich schlicht und ergreifend nicht traute. Er hatte jeden Grund, sauer mit ihr zu sein, das wusste sie. Nun noch in seine Privatsphäre einzudringen, wäre vermutlich keine gute Idee.
Völlig entnervt beschloss sie, dass sie wieder einmal vor die Tür musste, ehe sie im Grimmauldplatz noch verrückt wurde. Und mit raus meinte sie nicht etwa, dass sie zu Malfoy nach Hause gehen wollte. Sie musste unter Menschen. In die Zivilisation. Ihre Isolation machte ihr zusätzlich zu schaffen und vielleicht würde ein Abend, fernab von ihren Problemen, ihr dabei helfen, ein wenig auf andere Gedanken zu kommen. Es war noch nicht spät und so beschloss sie, sich ein wenig herzurichten und Malfoy zu fragen, ob er sie begleiten wollte. Wenn ja, gut. Wenn nicht, auch gut, dann würde sie alleine losziehen, auch, wenn sie Draco's Gesellschaft ehrlicher Weise bevorzugen würde.
So kam es, dass sie eine Stunde später vor den Türen von Malfoy Manor stand und klopfte. Sie war absichtlich nicht direkt in das alte Herrenhaus appariert, denn sie wollte heute unbedingt irgendwo hin gehen und wenn sie erst einmal in seinen Räumen war, konnte man nicht wissen, ob sie es heute auch wieder hinausschaffen würde. In dieser Hinsicht vertraute sie weder dem Blonden noch sich selbst genug, darum wartete sie nun, bis der Slytherin die Tür öffnete und sie skeptisch ansah.
„Seit wann klopfst du wieder?" Seine Begrüßung ließ sie leicht schmunzeln, doch sie blieb an Ort und Stelle stehen, als er einen halben Schritt zur Seite machte, um sie damit hereinzubitten.
„Ich habe beschlossen, mich heute einmal wieder unter Menschen zu mischen und bin nur hier, um dich zu fragen, ob du mich begleiten willst."
Er sah sie an, als hätte sie ihm gerade sonst etwas eröffnet, was Hermine nicht ganz nachvollziehen konnte. So abwegig war ihre Frage nun auch wieder nicht, oder? „Du willst was?", wollte er vorsichtig wissen und Hermine schnaubte.
„Raus gehen, Malfoy. Bars, Clubs, meinetwegen auch Karaoke singen. Es ist mir eigentlich egal wohin, Hauptsache ich muss nicht zu Hause sitzen. Ich bekomme langsam einen Lagerkoller im Grimmauldplatz. Harry geht mir weiterhin aus dem Weg und wenn ich nicht irgendetwas tue, dann bin ich mir sicher, dass ich durchdrehe." Auffordernd nickte sie ihm nun entgegen und hoffte wirklich, dass er sich ihr anschließen würde. Vermutlich würde es ihm ebenso guttun, mal was anderes außer seine kargen Steinwände dort drin zu sehen.
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Seelenheil
RandomDer Krieg ist vorbei, Voldemort besiegt und Harry gefangen in seiner Trauer und den Depressionen, die ihn seit all dem heimsuchen. Hermine sucht Hilfe bei einem ganz bestimmten Slytherin, um Harry wieder vom Leben zu überzeugen, doch was sie stattde...