3 | BOB

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»Morgen, Just.«

Gähnend lasse ich mich neben meinen besten Freund auf das durchgesessene Sofa fallen, lege den Kopf auf der Lehne und die Füße auf dem Couchtisch ab.

Justus Jonas reißt sich von seinem Buch los und mustert mich aus seinen aufmerksamen dunklen Augen.

»Morgen. Du siehst aus, als hättest du die Nacht durchgemacht. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass ich dich kurz vor zwei heute Nacht heimkommen hörte.«

Ich gähne erneut. »So ähnlich fühle ich mich auch.«

Er schmunzelt und stößt mich mit dem Ellenbogen an. »Wirst du etwa alt, Kollege?«

»Danke, sowas kann nur ein wahrer Freund fragen.«

Ich schiele auf die Tasse, die auf dem Couchtisch steht.

»Hast du noch Kaffee übrig gelassen?«

»Klar, steht alles in der Küche«, murmelt er, wieder in sein Buch vertieft.

Sehr gut. Dann muss ich nur meine Gliedmaßen dazu überreden, sich in diese Richtung zu begeben. Keine Ahnung, was los ist, aber irgendwie habe ich nach dem Einsatz gestern Nacht eine Ewigkeit gebraucht, bis ich endlich eingeschlafen bin. Außerdem habe ich einen tierischen Muskelkater. Vielleicht habe ich die Semesterferien doch ein bisschen zu sehr genossen und faul am Strand gelegen.

Nachdem ich mich immer noch nicht bewege, sieht Justus stirnrunzelnd zu mir herüber.

Ich hebe die Hand als würde ich mich melden. »Ich geh gleich. Ich muss nur Energie sammeln.«

Er lacht leise. »Bleib sitzen, ich wollte mir ohnehin noch etwas holen und bring dir einen mit.«

Keine zwei Minuten später schwebt eine Tasse mit herrlich duftendem Kaffee vor meiner Nase. Ich habe doch einfach die besten Freunde.

Während ich auf die Wirkung des Koffeins warte, lasse ich meinen Blick durch die kleine Wohnung schweifen, die ich mir mit meinen beiden Freunden Justus und Peter teile. Ein warmes Gefühl macht sich in mir breit. Wir haben so unfassbares Glück gehabt. Nicht nur, dass wir alle drei an der University of California in Los Angeles angenommen worden sind, Justus in Informatik und Physik, Peter natürlich bei Sportwissenschaften und ich für den Journalismus-Studiengang. Nein, wir haben auch eine bezahlbare Wohnung nahe dem Campus auftreiben können und eine WG gegründet. Original mit drei farbigen Fragezeichen an der Eingangstür. Sauber aus Papier ausgeschnitten. Den Scherz hatte ich mir nicht nehmen lassen.

Ein wenig hatte ich Respekt vor der WG. Zwar haben wir drei schon immer sehr viel Zeit miteinander verbracht, nicht selten auf sehr beengtem Raum in unserer Zentrale, einem alten Wohnwagen auf dem Schrottplatz. Aber die gemeinsame Wohnung stellt dann doch noch einmal ein anderes Level an Zusammensein dar. Der Anfang war auch tatsächlich etwas knifflig und wir haben uns erst einmal neu zusammenfinden müssen. Doch nun, inzwischen im dritten Semester, sind wir alle ganz glücklich mit der Situation und können uns nichts anderes mehr vorstellen.

Die Wohnung besteht aus einem zentralen, quadratisch geschnittenen Raum, der gleichzeitig Wohnzimmer, Eingangsbereich und Küche ist. Davon ab gehen auf der einen Seite zwei Türen zu Peters und meinen Zimmern und auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich Justs Zimmer und das Bad. Nichts Besonderes, nicht besonders groß, aber unser eigenes Reich. Die Möbel sind ein kunterbuntes Sammelsurium aus unseren alten Kinderzimmern und Dingen, die wir auf dem Schrottplatz der Familie Jonas gefunden haben.

Esstisch und Stühle gehören zu den Möbelstücken, die wir inzwischen gegen etwas Neueres ausgetauscht haben. Oder haben austauschen müssen, nachdem bei einer Party zwei der sowieso schon wackeligen Stühle endgültig zu Bruch gegangen sind und der Tisch auch ein paar unschöne Brandflecken davongetragen hat. Seitdem wissen wir, dass Shishas ziemlich heiß sind und unschöne Brandflecken hinterlassen können. Und seitdem herrscht außerdem auch ein absolutes Rauchverbot bei uns in der WG.

Auf der Spur der Meisterdiebe (Drei Fragezeichen Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt