Minutenlang starre ich das Handy in meiner Hand an und versuche meinen rasenden Puls wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Merda! Merda! Merda!
Das Wort dominiert meine Gedanken und überlagert einfach alles.
Das darf nicht sein! Das kann nicht sein! Ich wünschte, es wäre ein Irrtum, aber es besteht leider kein Zweifel: Ich bin aufgeflogen! Und Bob steckt in Schwierigkeiten! Wegen mir! Ich stecke richtig in der Scheiße. Das hätte niemals passieren dürfen. Ich war so arrogant. Ich war mir so sicher, dass mich niemals jemand enttarnen könnte. Dass ich das Erbe meines Vaters weiterführen könnte. Immerhin habe ich von ihm höchstpersönlich gelernt. Aber wie sagt man so schön: Hochmut kommt vor dem Fall.
Ich schließe die Augen und versuche krampfhaft, den Schrei zu unterdrücken, der sich in meiner Kehle aufbaut und herausdrängt. Der Tag hatte so gut gestartet und war dann von Stunde zu Stunde ätzender geworden. Angefangen damit, dass Bob mich mittags hat sitzen lassen. Er war einfach nicht aufgetaucht, was mich einerseits sehr verwirrte - immerhin hatten wir eine wundervolle Nacht miteinander verbracht und es war sein Vorschlag gewesen - und andererseits hat es mich sehr sauer gemacht. So ein Verhalten habe ich noch nie leiden können und dass ausgerechnet Bob sich als unzuverlässig herausstellte, hat mich sehr gewundert und umso mehr enttäuscht. Und dann waren da noch die Zweifel laut geworden. Dass er es sich mit uns vielleicht anders überlegt hat. Dass er seine Verpflichtungen als Detektiv und seine Moral jetzt doch vor seine Gefühle stellt. Dass er mich womöglich verraten könnte, auch wenn er mir sein Wort gegeben hatte.
Jetzt schäme ich mich in Grund und Boden für meine Gedanken, denn so wie es aussieht, war es gar nicht sein Verschulden, mich warten zu lassen.
»Hey, ist alles in Ordnung?«, reißt mich eine Stimme aus meiner Starre.
Ich blinzel. Neben mir stehen zwei Studentinnen und mustern mich besorgt. Eine der beiden hat mir ihre Hand auf die Schulter gelegt, als hätte sie Angst, dass ich jeden Moment umfalle.
Ich reiße mich zusammen und nicke. »Ja, danke, geht schon wieder. Ich habe nur schlechte Neuigkeiten wegen ... eines Nebenjobs.« Innerlich seufze ich. Hätte mir keine bessere Lüge einfallen können?
Die zweite Studentin verzieht den Mund zu einem verständnisvollen Lächeln. »Ist nicht leicht hier einen zu bekommen, ich weiß, was du meinst. Aber gib nicht auf und lass dich nicht so runter ziehen. Ich hab auch ewig gesucht.«
Ich lächle ihr zu. »Danke!«
Ehe sie weiter nachfragen und ich mir weitere Lügengeschichten ausdenken muss, verabschiede ich mich und sehe zu, dass ich endlich vom Campus runterkomme. Ich befinde mich mitten auf den Treppen zu meinem Fakultätsgebäude. Meine letzte Vorlesung ist gerade beendet. Zum Glück, denn sonst hätte ich diesen Anruf nie und nimmer rechtzeitig mitbekommen.
Den Weg zum Parkplatz nutze ich, um mir einen Plan zurechtzulegen. Ich muss etwas unternehmen, bevor die Situation noch weiter auf eine Katastrophe hin zusteuert.
Als ich endlich mein Auto erreicht habe, wähle ich bereits Taís Nummer, während ich mich reinsetze und den Motor starte. Das Handy koppelt sich beim Start automatisch mit der Soundanlage und das laute Tuten des Freizeichens dröhnt durch den Wagen. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis meine Schwester endlich drangeht.
»Sim?«
»Taís, endlich! Ich brauche deine Hilfe!«
Sie hört an meinem Tonfall sofort, dass etwas nicht stimmt. »Was ist passiert?«
»Du musst ein Handy für mich orten! Kannst du das?«
»Ja ... klar ... aber warum? Welches Handy?«
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Auf der Spur der Meisterdiebe (Drei Fragezeichen Fanfiction)
Fanfiction❔ Band 1 ❔ Ivete Camargo führt ein Doppelleben. Tagsüber studiert sie an der UCLA Wirtschaft, um irgendwann das Familienunternehmen zu übernehmen, nachts schlüpft sie in eine völlig andere Rolle. Ihr Leben ist auf ein Ziel ausgerichtet und sorgsam g...